SOLINGEN (red) – Am 18. September wurde der Verein „Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum Solingen“ gegründet. Dieser soll die Stadt Solingen als zukünftige Trägerin der Bildungs- und Gedenkstätte bei der Entwicklung und im späteren Betrieb als Kooperationspartner unterstützen. Die Stadt-Sparkasse Solingen hat hierfür Räume im Neubau ihrer Hauptgeschäftsstelle an der Max-Leven-Gasse eingeplant, die sie der Stadt Solingen zur Verfügung stellen will.
Daniela Tobias zur Vorsitzenden gewählt
Zur Vorsitzenden wurde die Leiterin des Unterstützerkreises Stolpersteine Daniela Tobias gewählt, ihre Stellvertreterin ist Superintendentin Dr. Ilka Werner, Schatzmeister wurde René Höltken (Leiter der Hauptgeschäftsstelle der Stadt-Sparkasse) und Schriftführer Dr. Horst Sassin (Bergischer Geschichtsverein). Neben dem geschäftsführenden Vorstand wirken acht Beisitzerinnen und Beisitzer im erweiterten Vorstand mit. „Wir freuen uns, dass wir die Vorstandsarbeit auf viele verschiedene Schultern verteilen konnten und freuen uns ebenso auf engagierte Mitarbeit aus dem Kreis der Mitglieder“, erklärte Daniela Tobias.
Sobald mit der Eintragung ins Vereinsregister die formalen Voraussetzungen erfüllt sind, wird zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen, und es können weitere Mitglieder aufgenommen werden. Im kommenden Jahr soll außerdem ein begleitender Beirat vom Vorstand einberufen werden. Der Verein wird sich zukünftig sowohl an der praktischen Arbeit des Max-Leven-Zentrums beteiligen, wie auch Fördermittel, Sponsoren und Spenden einwerben. Auch in der Phase der Entwicklung bis zur Fertigstellung des Neubaus im Jahr 2023 plant der Verein in Kooperation mit dem Solinger Stadtarchiv und
weiteren Akteuren bereits aktiv zu werden, indem er Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung vorantreibt oder Ehrenamtler schult.
Akzeptanz und Identifikation mit der Einrichtung fördern
Ziel sei es, die Solinger Stadtgesellschaft und vor allem Jugendliche weiterhin aktiv in die Entwicklung einzubinden, um eine möglichst große Akzeptanz und Identifikation mit der Einrichtung zu fördern, so der Verein. Dr. Ilka Werner betonte, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Lokalgeschichte und das Aushandeln von Themen und Perspektiven – auch der unbequemen – bereits Teil der Gedenkstättenarbeit sind. Oberbürgermeister Tim Kurzbach bekräftigte als Gründungsmitglied, dass die Initiative für das Max-Leven-Zentrum zur richtigen Zeit komme.
„Überlebende Zeitzeugen des Naziterrors stehen uns nicht mehr lange mit ihren Erinnerungen zur Verfügung. Die nächsten Generationen werden sich ohne sie mit den Ursachen und den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandersetzen müssen. Das Max-Leven-Zentrum kann helfen, diese wichtige Erinnerungsarbeit direkt vor der Haustür zu beginnen, in der Heimatstadt“, so der OB.
Es beeindrucke ihn immer wieder, wie schnell sich in Solingen Engagierte in großer Zahl finden und begeistern lassen, wenn es darum gehe, eine kluge Idee Wirklichkeit werden zu lassen. „Dies zu erleben, macht mich stolz auf unsere Stadt. Ich glaube und hoffe, dass beides – Konzept und breite gesellschaftliche Zustimmung – auch den Stadtrat überzeugen werden, wenn er am 26. September über die Trägerschaft für die Bildungs- und Gedenkstätte berät.“
Förderantrag bei der Landeszentrale für politische Bildung
Für den professionellen Entwurf eines inhaltlichen Konzepts wird als nächstes ein Förderantrag bei der Landeszentrale für politische Bildung gestellt. „Dabei geht es um die Gestaltung einer Ausstellung und eine Profilbildung der historisch-wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit des Max-Leven-Zentrums, die auch langfristig förderfähig ist“, erläuterte Daniela Tobias die nächsten Schritte, bevor es an die praktische Arbeit gehen kann. „Außerdem muss die Form der Zusammenarbeit des Vereins mit dem Stadtarchiv noch konkret festgelegt werden, um das ehrenamtliche Engagement mit den städtischen Abläufen kompatibel und verbindlich zu verknüpfen.“
Der Name Max Leven wurde vom Verein bewusst in die Bezeichnung der Bildungs- und Gedenkstätte aufgenommen, da sie nicht nur am Tatort der Ermordung des Kommunisten jüdischer Herkunft entstehen wird, sondern seine Geschichte für verschiedene Aspekte von Verfolgung und Widerstand als besonders fatales Beispiel steht. „Auch die Seite der Täter ist in seinem Fall gut dokumentiert und aufgearbeitet, was für das Verständnis der Wirkungsweise des NS-Regimes wichtig ist“, stellte Daniela Tobias die möglichen Anknüpfungspunkte für die weitere Gedenkstättenarbeit dar.