SOLINGEN (mh) – „Wie kann man in dieser problematischen Zeit seine Kunst präsentieren?“ fragte sich Fotokünstler Frank Voß. Sein Fazit: „Wenn wir keine Besucher zu unseren Ausstellungen einladen können, müssen wir eben unsere Ausstellungen zu den Kunstinteressierten bringen.“ Anders gesagt: „Das Innen muss nach außen.“
Der Entschluss war schnell gefasst. Voß setzte sich an seinen Rechner und entwarf einen virtuellen Ausstellungsraum. Genau betrachtet sind es sogar drei Räume, auf virtuelle Weise einer Galerie angepasst. In einer 360° Grad Perspektive kann der Betrachter jetzt eine Vielzahl von Darstellungen besichtigen. Mit einem Klick auf den am unteren Bildrand befindlichen Punkt erscheint neben dem Namen des Künstlers ebenfalls ein Auszug aus seiner Vita. Ein Klick auf die Türen führt den Besucher in einen der anderen Räume, in denen weitere Künstler ihre großartigen Werke präsentieren.
Frank Voß Mitglied im KUNSTRAUM Solingen
Der Fotograf, der in Solingen lebt und arbeitet, ist Mitglied des Künstler-Kollektivs KUNSTRAUM Solingen in den Güterhallen. Daher ist die erste „Virtuelle Vernissage KUNSTRAUM Solingen“ eine Gemeinschaftsausstellung aller elf Mitglieder. „Es ist für mich das erste Projekt in dieser Art“, sagt der einfallsreiche Grafik-Fachmann. Die drei erdachten, virtuellen Räume bleiben in der jetzigen Form erhalten. „Sie können unterschiedlich möbliert werden oder in der farblichen Wandgestaltung variieren“, erläutert Voß sein Pendant zu einer realen Galerie.
Der Entwurf des Pilotprojektes kostete neben einer Menge Zeit auch einiges Kopfzerbrechen. Die Produktauswahl musste getroffen und Szenen berechnet werden. Voß, der hauptberuflich als Ingenieur tätig ist, holte sich Unterstützung bei seinen Kindern in Kamp-Lintfort und Aachen. Gemeinsam verfügt das Trio über die erforderliche leistungsstarke Hardware. Die Entwicklung der Szenen, die Gestaltung sowie das Rendern konnten beginnen.
Hier kann man mit dem virtuellen Rundgang starten.
„Mir ging es vor allem darum, die Corona-Krise sinnvoll zu nutzen“, erklärt der experimentierfreudige Tüftler seine Beweggründe. „Es ist eine schwierige Zeit. Die Künstler können nach wie vor kreativ sein, aber ihre Exponate nicht zeigen. Doch jammern bringt nichts. Man kann auch in dieser Phase vieles möglich machen.“ Den Beweis dazu liefert er gerade mit seiner virtuellen Plattform, die ebenfalls auf Facebook zur Verfügung steht.
Parallel dazu arbeitet Frank Voß an zwei weiteren Ausstellungen und probiert dabei eine Reihe neuer Möglichkeiten aus. „Zur Betrachtung benötigt man eine relativ zügige Internetverbindung. Grundsätzlich funktioniert die Präsentation auf jedem Rechner“, betont der EDV-Fachmann. Gerade kreiert er eine dreidimensionale Variante, die dem Nutzer ermöglichen soll, Dateien herunterladen und die Galerie in den eigenen vier Wänden mit einer VR-Brille (Virtual Reality) zu erleben.
Virtual Reality Variante in Arbeit
Diese Form der Präsentationen möchte Frank Voß auch künftig nutzen. „Nicht jeder Künstler hat die Möglichkeit, seine Werke zu zeigen, seien es finanzielle Aspekte oder einfach fehlende Räume. Auf diese Weise können auch Interessenten aus dem Ausland teilnehmen, ohne dass Reise- und Transportkosten ins Gewicht fallen.“ Der positive Nebeneffekt im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Einsparung von CO2. Zug um Zug wird das Angebot erweitert. So ist angedacht, umfangreichere Informationen zu den Werken zu liefern und Preise zu hinterlegen, um eine direkte Bestellung zu ermöglichen. Neben dem Verlinken auf die eigene Website kann alternativ der erforderliche HTML-Text eingefügt werden. Text- und Fotomaterial in entsprechender Qualität muss von den Mitwirkenden selbst geliefert werden.
Chance auch für Künstler im Ausland
Bislang liegen sowohl Bearbeitung als auch Umsetzung und Kosten allein bei Frank Voß. Sollte sich diese Ausstellungsform etablieren und eine entsprechend hohe Nachfrage anfallen, müssen weitere Aspekte überlegt werden. Der erste Künstler aus den USA hat bereits Interesse signalisiert.