SOLINGEN (ssh) – Stadtdirektorin und Schuldezernentin Dagmar Becker sowie der Leiter des Stadtdienst Schulen Oliver Vogt informierten jetzt über die geplante Umsetzung des Schulentwicklungsplans. Beschlossenes Ziel ist die Gründung einer fünften Gesamtschule in Solingen, um den „steigenden Anmeldungszahlen gerecht zu werden“.
Sekundarschule am Central läuft aus
Stadtdirektorin Becker betonte, dass die drei Grundsatzentscheidungen bezüglich des Schulentwicklungsplans durch den Verwaltungsvorstand festgelegt wurden. So werde mit Beginn des nächsten Schuljahres die Sekundarschule am Central auslaufen. Dort würden nun also keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr aufgenommen werden. Dies begründete sie mit der abnehmenden Zahl der Neuanmeldungen, die nicht ausreiche, um ein Fortbestehen der Sekundarschule zu sichern.
„Diese Tendenz zeigte sich bereits im vergangenen Jahr“, so Becker. Die Stadtdirektorin erläuterte, der Trend zu Gesamtschulen und Gymnasien sei auch in anderen Städten zu beobachten. Die Realschule Vogelsang werde indes dreizügig weiterlaufen, könne aber um eine Klasse erweitert werden, sofern sich der Bedarf abzeichne. Erklärtes Ziel sei es, die Realschule an ihrem jetzigen Standort so lange wie möglich zu belassen und auch weiterhin zu stützen, wo es möglich sei.
Gründung einer fünften Gesamtschule in Solingen
Die zweite Grundsatzentscheidung liege in der Gründung einer fünften Gesamtschule in Solingen. Diese würde perspektivisch auch den derzeit sehr hohen Bedarf an Schulplätzen decken. Die dritte Entscheidung im Schulentwicklungsplan ist der Neubau des Schulzentrums Vogelsang. Dieser sei zwingend notwendig. „Diese Idee ist nicht neu“, betont die Stadtdirektorin. Seit der Schulentwicklungsplanung 2019 werde bereits darüber gesprochen, da das erst 50 Jahre alte Schulgebäude baufällig sei.
Stadtdienstleiter Oliver Vogt erläutert: „Für den Neubau wurden zunächst 100 Millionen Euro veranschlagt, inzwischen beläuft sich die Summe auf 185 Millionen Euro.“ Diese drastische Erhöhung der Summe käme durch gestiegene Baukosten etc. zustande (wir berichteten).
Gesamtschule am Standort Vogelsang kommt
Schulen des längeren gemeinsamen Lernens, also Gesamtschulen, hätten andere räumliche Bedarfe, als beispielsweise Realschulen und Gymnasien. Für einen Neubau sei daher die künftige Nutzung relevant, also welche Schulform das jeweilige Gebäude nutzen wird. So fiel dann die Entscheidung, dass am Standort Vogelsang künftig auch eine Gesamtschule sein wird. Diese werde, so Becker, zunächst vierzügig, dann im weiteren Verlauf sechszügig aufgebaut. Das Gymnasium bliebe derweil, wie auch zuvor, dreizügig bestehen.
Die Entscheidungen seien zunächst verwaltungsintern aufgearbeitet worden. Bereits am Folgetag habe man mit den Schulleitungen darüber gesprochen. „Die Veränderungen sind für die Schulen natürlich gravierend“, weiß die Stadtdirektorin und betont, sie könne den Unmut einiger Beteiligter durchaus nachvollziehen. Es folgten einige Gespräche mit Betroffenen, in denen erarbeitet wurde, welche Bedenken bestünden und wie den verschiedenen Problemen begegnet werden könne.
Realschule Vogelsang muss zunächst nicht umziehen
Becker erläutert: „Die Grundsatzentscheidung bleibe zwar, jedoch wurde die Umsetzung modifiziert, was den Schulen bereits bekannt sein dürfte.“ Diese Modifizierung bestünde vor allem darin, dass die Realschule nicht umziehen müsse, wie es zuvor geplant war. Sobald der Neubau des Schulzentrums Vogelsang abgeschlossen ist (geplant ist 2030/31), soll die Realschule Vogelsang zum Standort Guntherstraße umziehen, in die Räumlichkeiten der dann ausgelaufenen Sekundarschule.
Die neue Gesamtschule würde zunächst am Standort Guntherstraße mit vier 5. Klassen starten und nach Fertigstellung des Neubaus am Schulzentrum Vogelsang dorthin umziehen. Dort würde die Gesamtschule dann auf sechs Züge erweitert. Solange der Bau andauert, wird sich die neue Gesamtschule den Standort Guntherstraße mit der dort auslaufenden Sekundarschule teilen. Laut Vogt wurde dieser Standort intensiv geprüft und als passend beurteilt. Die Realschule Vogelsang bleibt, wie auch das Gymnasium, an ihrem jetzigen Standort. Sobald die Neubauphase beginnt (etwa 2027/28), sei ein Umzug der Schulen allerdings unumgänglich.
Schulgebäude Schützenstraße als Ausweichstandort
Einer der Ausweichstandorte wäre das Schulgebäude in der Schützenstraße. Hier ist derzeit noch das Gymnasium Schwertstraße untergebracht. Während der Neubauphase des Schulzentrums Vogelsang würde das Gymnasium Vogelsang hier einziehen. Die Realschule Vogelsang würde für die Zeit zum Rennpatt in Ohligs wechseln. Diese große räumliche Entfernung sei dem Umstand geschuldet, dass weitere Ausweichstandorte fehlen. Beide Schulstandorte seien in der Lage, den Anforderungen gerecht zu werden, betonte Becker. Sobald der Neubau fertiggestellt ist, wäre die Sekundarschule bereits ausgelaufen.
Die Entscheidung, dass die Realschule zunächst nicht umziehen müsse, sorgte für große Erleichterung bei den Betroffenen. Auch die Elternpflegschaften wurden bereits in Kenntnis gesetzt und weitere Gespräche in Kürze anberaumt. Ebenso sei die Bezirksregierung informiert und überzeugt von der Planung.
Schulausschuss entscheidet endgültig Anfang Mai
Marode Gebäude, steigende Schülerzahlen im Gesamtschulbereich und rückläufige Anmeldungen bei Haupt- und Realschulen seien Gründe für die insgesamt ambitionierte Schulentwicklungsplanung in Solingen. 2029 laufe die Sekundarschule am Central endgültig aus. Wenn der Neubau Vogelsang nicht bis zum Beginn der neuen Oberstufe der Gesamtschule fertig gestellt sein wird, etwa 2030/2031, müsste eine Lösung gefunden werden, wo entsprechende Klassen unterkommen könnten. Hierbei könnte, so Vogt, eine enge Kooperation zwischen Gymnasium und Gesamtschule von Nutzen sein. Ein breites Angebot in der gymnasialen Oberstufe müsse dennoch an beiden Schulform bestehen.
Nachdem fachlich fundierte Lösungen für die Zukunft der Schulen intern erarbeitet wurden, gebe es den entsprechenden Verwaltungsvorschlag. „Eine Entscheidung werde endgültig am 2. Mai bei der Sitzung des Schulausschusses gefällt“, so Dezernentin Becker. Die größte Herausforderung sehe sie im Baubereich, daher auch beim Gebäudemanagement. Neben Bauverzögerungen bestehe eine andere große Herausforderung in dem allseits bekannten Lehrer- und Fachkräftemangel.