SOLINGEN (bgl) – Es ist Steven Jacob Amunga anzusehen, dass er ein Hüftleiden hat. Sein Gang ist unstet, weite Strecken zu laufen fällt ihm schwer. Auch langes Stehen wird für den 20-Jährigen nach kurzer Zeit zur Tortur. Sport zu treiben ist für Steven schlichtweg unmöglich. Im Alter von drei Jahren brach er sich bei einem Sturz sein rechtes Bein. Einen Arzt hat der junge Kenianer damals nicht gesehen.
Er wurde einfach in seiner Hütte abgelegt, bis der Knochen nach qualvollen Wochen von selbst verheilte. „Und selbst wenn es Hilfe gegeben hätte, sie wäre für ihn nicht bezahlbar gewesen“, sagt Dieter Rappen von der Hilfsorganisation Vizazi International. Der Solinger holte Steven Jacob Amunga in die Klingenstadt. Im Klinikum soll der junge Mann am Donnerstag operiert werden und eine Endoprothese bekommen. Und so die Möglichkeit, ein Leben ohne Beschwerden und Behinderungen führen zu können.
Auf eigene Initiative die Grundschule besucht
Am Samstag setzte sich Steven ins Flugzeug und verließ seine Heimatstadt Nairobi. Dort lebte er jahrelang auf der Straße. Auf eigene Initiative hin meldete er sich als kleiner Junge bei einer Grundschule an. Eltern, die sich um ihn kümmern, hatte der Vollwaise keine mehr. Im Alter von zehn Jahren wurde dann Vizazi International auf Steven aufmerksam. „Die Schule hat uns als Organisation angeschrieben und den Kontakt hergestellt“, erinnert sich Dieter Rappen.
Seitdem lebt der junge Mann in der betreuten Wohngruppe von Vizazi in Nairobi. Insgesamt sieben Jugendliche und junge Erwachsene unterstützt die Hilfsorganisation derzeit vor Ort. Den jungen Menschen wird ein geregeltes Leben geboten und vor allen Dingen ganz viel Bildung vermittelt.
Am Sonntag ein erster Ausflug in Solingen
Für Steven Jacob Amunga waren die ersten Eindrücke in Deutschland fast schon erschlagend. Nie zuvor hat er seine Heimat verlassen. Es ist kalt in Deutschland in dieser Jahreszeit. Und alles ist so aufgeräumt und geordnet. Bäume ohne Blätter sind dem jungen Mann vollkommen fremd. Untergebracht ist er bei Familie Rappen in Aufderhöhe.
Am Sonntag stand ein erster Ausflug in der Klingenstadt auf dem Programm. Besucht wurde Schloss Burg. Die Fahrt mit der Seilbahn war besonders aufregend. „Da habe ich die Gelegenheit genutzt und Steven die Geschichte Solingens mit allem Drum und Dran erklärt“, freut sich Dieter Rappen.
Vorgespräch und Untersuchungen am Dienstagmorgen
Ernst wurde es dann am heutigen Dienstagmorgen. Um viertel nach Acht stand ein erstes Aufnahmegespräch im Klinikum auf dem Programm. Dr. Oliver Voß, Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und Leiter des Endoprothetikzentrums im Klinikum, und seine Kollegin Assistenzärztin Christina Plugge begrüßten ihren jungen Patienten zu einer ersten Untersuchung.
Dabei wurde dem jungen Mann ganz genau erklärt, was auf ihn zukommt. Etwas angespannt lauschte Steven den Ausführungen der Mediziner. Mit einem Laufzettel bewaffnet machten sich Dieter Rappen und sein Schützling dann am Vormittag kreuz und quer auf den Weg zu verschiedenen medizinischen Untersuchungen durch das gesamte Krankenhaus.
Mindestens drei Monate Aufenthalt in Solingen
Steven wird zunächst drei Monate in Solingen bleiben. Nach der Operation am Donnerstag wird er mindestens zehn Tage stationär im Klinikum verbleiben. Dann steht die Physiotherapie in Bethanien auf dem Programm. „Was außerordentlich praktisch ist, da wir nicht weit von Bethanien wohnen“, betonte Dieter Rappen.
Wie es mit Steven weitergeht, lesen Sie am kommenden Donnerstag im SolingenMagazin.