SOLINGEN (ssh) – „Etwa 40 Prozent der Menschen werden im Laufe ihres Lebens an Krebs erkranken“. Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. med. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenfachklinik Bethanien, das Gespräch und machte sogleich deutlich, warum das Thema der Krebserkrankungen weiterhin eine hohe Relevanz hat und haben muss. Anlässlich des Weltkrebstages wurde die Situation in Solingen seitens der drei Kliniken beleuchtet.
„Wir haben in Solingen die komfortable Situation, dass wir mit den drei Kliniken das komplette Feld der Onkologie abdecken können.“, betonte Randerath. Das sei auch dringend erforderlich, um der Vielzahl der Patientinnen und Patienten die größtmöglichen Genesungschancen zu bieten.
Solingen: Experten nannten deutliche Zahlen
Laut Dr. Viola Fox, Chefärztin für Hämatologie und Onkologie am Städtischen Klinikum, gibt es etwa 600 ambulante Fälle pro Quartal. Dr. Mustafa Kondakci, Leitender Onkologe an der St. Lukas Klinik, berichtete von etwa 900 ambulanten und 300 stationären Fällen im Jahr. In der Lungenfachklinik Bethanien gibt es, so Chefarzt Dr. Lars Hagmeyer, etwa 200 bis 250 Erstdiagnosen allein von Lungenkrebs.
Gemeinsam informierten die Experten darüber, dass Solingen bereits gut aufgestellt sei, um onkologische Erkrankungen rechtzeitig zu diagnostizieren, zu bekämpfen und die Betroffenen bestmöglich durch die Erkrankung zu begleiten. Das Motto des Weltkrebstages lautete „Versorgungslücken schließen“, was in Solingen besonders durch die enge Zusammenarbeit von Kliniken, niedergelassenen Fachärzten und weiteren Kräften gut funktioniert. Als gutes Beispiel wurde die Zusammenarbeit mit dem SAPV-Dienst (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) genannt. Zudem bietet das Städtische Klinikum neben der neusten, schulmedizinischen Standardversorgungen auch ergänzende Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten an, wie z.B. Akupunktur oder Sportangebote (wir berichteten). Eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ist notwendig, um die oft vielschichtigen onkologischen Erkrankungen erfolgreich zu bekämpfen.
Diagnose und Behandlung auf dem neuesten Stand
„Lungenkrebs ist die Erkrankung, die weltweit am häufigsten zum Tod führt und ist somit eine hochrelevante Erkrankung. Wir sind mit der Uniklinik Köln zusammen ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum. Dies ermöglicht uns auch, Diagnostik und Therapien auf dem aller modernsten Stand anzubieten“, betonte Dr. Lars Hagmeyer die Relevanz der städte- und disziplinübergreifenden Zusammenarbeit. Besonders, wenn Tumore „streuen“ und dann nicht mehr ein einziges Organ betreffen, wird diese Zusammenarbeit relevant. Dr. Lars Hagmeyer betonte, dass ein stetiger Kontakt zwischen den Medizinern der Solinger Kliniken besteht, wodurch die Behandlung ohne Informationsverlust erleichtert wird.
Neue individualisierte Therapiemethoden, wie die Tumorgenetik und die Immunonkologie, wurden seitens der Ärzte angesprochen. Zudem werden durch innovative Früherkennungsverfahren viele Tumorerkrankungen rechtzeitig entdeckt und geheilt. Therapien werden oft schon vor operativen Eingriffen durchgeführt. „Dies ist schonender für die Patienten und es kann sogar sein, dass zuvor inoperable Tumore doch noch operiert werden können“, erklärte Dr. Viola Fox. Auch solche Fälle werden oft mit verschiedenen Fachbereichen in „Tumorkonferenzen“ besprochen. Hierbei tauschen sich die Ärzte über jeden individuellen Fall aus, um die bestmöglichen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Vor allem Patienten der Lungenkrebs-Risikogruppe (ältere Männer, die rauchen) könnten durch ein „Screening-CT (Computertomografie)“-Verfahren profitieren. Dieses Verfahren ist derzeit auf dem Gesetzgebungsweg, da Röntgenstrahlung bisher nur zur Behandlung und Diagnostik, aber nicht zum Screening zugelassen sind. Spätestens im kommenden Jahr könne damit gerechnet werden, dass das Screening-CT zur Leistung gesetzlicher Krankenkassen wird. Im Klinikum mit dem Zentrum für Hämatologie und Onkologie unter der Leitung von Dr. Viola Fox sowie seinen zahlreichen Fachabteilungen arbeitet man bei der Behandlung von Krebspatienten ganzheitlich orientiert. Im Klinikum ist zudem ein Darmkrebszentrum und das Bergische Brustzentrum verortet.
Prävention: Mit dem Rauchen aufhören
Die Vorsorge-Empfehlung von Dr. Viola Fox und ihrer Kollegen zur Reduzierung des Krebsrisikos ist eindeutig: „Die Menschen sollten mit dem Rauchen aufhören.“ Denn Nikotinkonsum ist ursächlich für die meisten Krebserkrankungen. Rauchen führt nicht nur zu Lungenkrebs, sondern begünstigt unter anderem auch die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und urologischen Tumoren. „78 Prozent der Tumorerkrankungen sind mit dem Rauchen vergesellschaftet“, so Viola Fox weiter. Auch E-Zigaretten machen den Ärzten große Sorgen. Rauchentwöhnung wird beispielsweise von der Lungenfachklinik Bethanien angeboten.