SOLINGEN (mh) – Der Lotse hat bereits abgesperrt. Da drängelt sich ein Radfahrer durch die Gruppe der Kinder oder ein älterer Schüler geht neben der Absperrung über die Straße – Konfliktsituationen, wie sie die Schülerlotsen tagtäglich miterleben können. Solche und ähnliche Aufgabenstellungen, die mit der Verkehrssicherheit zu tun haben. müssen die 21 Jugendlichen im Rollenspiel meistern.
21 Schülerlotsen beim Wettbewerb
Wieder veranstaltet die Verkehrswacht Solingen einen Wettbewerb der Schülerlotsen. Im Vorfeld waren bereits 220 Teilnehmer mit allgemeinen und verkehrsbezogenen Fragen geprüft worden. Die besten von ihnen sollen heute in praktischen Aufgaben ihr Wissen unter Beweis stellen. Eine fünfköpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt Solingen, der Lehrer, der Polizei, der Verkehrsbetriebe sowie der Verkehrswacht, übernimmt die Punktevergabe.
Jürgen Dahlmann, Vorsitzender der Verkehrswacht Solingen, ist der Gegenspieler im Rollenspiel. Er fährt Fahrrad ohne Helm, geht unachtsam über die Straße und verursacht so manche kritische Situation. Die Lotsen haben es nicht leicht, lösen ihre Aufgaben aber mit Bravour und lassen sich auch bei Diskussionen nicht beirren. Kleinere Aussetzer sind der Nervosität geschuldet.
Neben dem Rollenspiel besteht der Wettbewerb aus einem Test, bei dem es um Brems- und Anhaltewege geht, und einem Reaktionstest, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre Schnelligkeit unter Beweis stellen müssen.
Ulrich Schmidt, Verkehrssicherheitsexperte der Polizei, sitzt vor einem Messgerät. Leuchtet eine rote Lampe auf, muss der Lotse so schnell wie möglich auf die Bremse treten. Zwei Versuche hat jeder. Dann wird der Durchschnitt der Zeit ermittelt. Kollege Thomas Müller hält die Ergebnisse im Protokoll fest.
Demonstration von Geschwindigkeit und Bremsweg
Auf dem Außengelände der Verkehrsbetriebe ist eine Übungssituation aufgebaut. Ein Streifenwagen steht in Warteposition. Schmidt erklärt: „Jeder Lotse bekommt einen Puck mit Nummer. Ich fahre gleich mit 30 km/h und werde exakt an den Pylonen eine Gefahrenbremsung einleiten. Dabei muss der Bremsweg so kurz wie möglich sein. Ihr platziert eure Pucks da, wo eurer Meinung nach der Wagen zum Stehen kommt.“ Dann setzt sich der Polizist hinters Steuer und fährt los. Die gewählten Puckpositionen sind vertretbar. Beim zweiten Durchgang erhöht Schmidt seine Geschwindigkeit auf 60 km/h. Dieses Mal haben sich alle verschätzt. „Doppelte Geschwindigkeit heißt vierfacher Bremsweg“, betont Ulrich Schmidt. Die Demonstration hinterlässt deutlich Eindruck.
Nach der Auswertung, die sich die Jury nicht leicht gemacht hat, steht das Ergebnis fest. Auf dem ersten Platz ist Henrik Röhr, gefolgt von Netusan Vairamuthu und Katrin Alt, alle drei vom Humboldtgymnasium. Den vierten Platz belegt Jonas Lützenkirchen vom Gymnasium Schwertstraße. Auf Platz fünf ist Mika Kaster, Friedrich-Albert-Lange-Schule. Die Sieger werden zum Landeswettbewerb nach Wuppertal fahren.
Polizeioberrätin Tanja Veljovic und Bezirksbürgermeister Richard Schmidt übernehmen die Siegerehrung. Die Preise sind von Solinger Firmen gestiftet. Da gibt es zahlreiche Gutscheine, Bälle, Fahrradhelme und mehr.
Fünf Sieger fahren zum Landeswettbewerb
Tanja Veljovic spricht den Lotsen ihren großen Dank aus. „So viele junge, engagierte, motivierte Schülerinnen und Schüler zu erleben, die viel gelernt haben, die sich voll Power hier einbringen, da kann ich nur von ganzem Herzen danken, auch im Namen meiner siebenjährigen Tochter, die immer zu Fuß nach Hause geht. Bitte macht weiter. Herzlichen Dank für eure großartige Leistung.“
Richard Schmidt spricht den Lotsen ebenfalls seine Anerkennung aus. „Ich bin zum ersten Mal Mitglied in dieser Jury. Für mich seid ihr alle Sieger. Ihr zeigt, wie man sich ehrenamtlich einbringt, wie man ein Vorbild sein kann.“ Und er fügt schmunzelnd hinzu: „Gut, dass ihr in eurer Eigenschaft als Lotsen auch uns Autofahrer auf gewisse Fehler aufmerksam macht.“