SOLINGEN (mh) – Trotz der Kapriolen des Wettergottes lassen sich die Solinger nicht abhalten, auf dem traditionellen, mittlerweile 49. Zöppkesmarkt zu schnöven, zu schmausen und sich zu amüsieren. So stehen sie dicht an dicht und amüsieren sich köstlich, als Selten Selters „Inka Bause“ im eleganten Outfit auf pinkfarbenen High Heels die Show „B(l)auer sucht Frau“ moderiert.
Riesenspaß bei B(l)auer sucht Frau
Der 54-jährige Helmut ist auf der Suche nach der richtigen Frau. Mama Gisela ist natürlich dabei. Sie berichtet der Moderatorin, dass „der Jung“ sich verändert hat, seit das Beverly abgebrannt ist.
Inka ist überzeugt, dass eine der Bewerberinnen die passende ist. Drei haben sich beworben, eine wurde bezahlt. Jetzt muss sich Helmut entscheiden zwischen Kathi aus Köln-Kalk, Schlachterin und Dt. Meisterin im Hackballen-Weitwurf, der Lokus-Blüte aus Nasi-Goleng, die in ihrer Freizeit kleine blaue Tabletten herstellt, und der Kaminholzspalterin Kalinka aus Kirgisien, die kunstfertige Makramee-Arbeiten aus Achselhaaren anfertigt. Der vierte Bewerber ist Trudbert, Miederwarenverkäufer für Herren. Er geht an Warmwassertagen gerne ins Schwimmbad.
Die Zuschauer haben einen Riesenspaß an der Comedy-Show. Auch die Fleckenlecker ernten reichlich Beifall. Sie haben sich mit dem befasst, was Solingen zu bieten hat. Das machen sie dem amerikanischen Investor deutlich, der künftig den Zöppkesmarkt ausrichten will. „Die Ausrichtung wird ja wieder neu ausgeschrieben“, erklären die männlichen Cheerleader in ihren um die Beine schwingenden Röckchen. „Das war der Anlass für unsere Show. Darin erklären wir dem Amerikaner, dass unsere Kunst und unser Trödel nicht in fremde Hände geraten sollen. Wir zeigen, was wir alles haben: Cheerleader, Popcorntüten, Enten angeln. Und wir machen ihm begreiflich: Solingen kann es besser.“ Mit ihrer amüsanten Darbietung wollen die Fleckenlecker den jetzigen Organisatoren, damit unter die Arme greifen. Veranstalter des Zöppkesmarktes ist der 2013 gegründete Verein zur Förderung des traditionellen Solinger Brauchtums.
Viel Applaus für die Fleckenlecker
Über 300 Trödler sind in diesem Jahr dabei. Weniger als 20 Prozent haben gewerbsmäßige Stände, hauptsächlich im Gastronomiebereich. Unter den Trödlern sind zahlreiche Vereine und Verbände. Viele sammeln für einen guten Zweck. Parallel zum Fest hatten am Samstag auch die Künstlerateliers in den Clemens-Galerien geöffnet und die Besucher mit Kunst und Kultur erfreut. Der Singer/Songwriter Phil Young (30) aus Köln stand nachmittags auf der Bühne am Entenpfuhl. Vorher gab er spontan ein kleines Konzert vor dem Fotoatelier von Dirk Adolphs-Photography und Remimora Photoprojects. Phil Young, mit bürgerlichem Namen Philipp Jung, bringt nur eigene Songs und begleitet sich dabei auf der akustischen Gitarre. Meist tritt er in Köln mit seiner Band „Phil Young and Band“ auf.
Spontanauftritt von Phil Young
Ebenfalls am Samstag stand die neu gekürte Miss Zöpfchen am Mühlenplatz und schrieb ein Autogramm nach dem anderen. Dabei strahlte sie unentwegt über das ganze Gesicht. „Ich kann es alles noch nicht so wirklich glauben. Es war schon die ganze Woche super aufregend“, sagte Stella Wendt. Den Wunsch mitzumachen hatte sie schon lange. „Aber es war irgendwie nie der richtige Zeitpunkt.“ Dieses Jahr passte alles perfekt. „Ich war schon so glücklich, als ich erfuhr, dass ich unter den ersten drei bin. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das noch steigern könnte.“
Sie war früh aufgestanden, um sich am Kiosk gleich eine Zeitung zu holen. Da stand sie, starrte ungläubig auf die Titelseite und meinte ganz spontan: „Ich habe gewonnen.“ Klar, dass die Leute ringsum sie beglückwünschten. Die Schlange der Besucher, die ein Autogramm haben wollten, war jedenfalls ganz beachtlich. Mindestens ebenso lang wie die nebenan am Reibekuchenstand. Hier brutzelt und duftet es das ganze Wochenende. Nach dem Genuss der Reibeplätzchen gibt es frisch angezapftes Bier.
Großer Ansturm am Sonntag
Auf allen Bühnen ist von Freitag bis Sonntag musikalisch wieder richtig viel los. Am Alten Mark gibt es Country- und Western-Music der Band „Reunion“. Und „See You“ lockt Massen auf den Neumarkt. Auch das hier positionierte 38 Meter hohe Riesenrad mit seinen 26 Gondeln ist wieder der Renner. Und da zumindest der Sonntag regenfrei bleibt, ist es überall proppenvoll.