SOLINGEN (mh) – Ritter, Zwerge, adelige Damen und Untiere bevölkern den Platz vor der Burg. Die zweite Medieval Fantasy Convention weckt längst vergangene Zeiten. Tausende Besucher strömen an diesem sonnigen Wochenende nach Schloss Burg. Der Wunsch, einmal die Stars der Kultserien Game of Thrones und Herr der Ringe live zu erleben, sorgt für gewaltige Resonanz. Bereits am Samstag war der Ansturm riesengroß. Am Sonntag geht es ähnlich weiter.
Riesenansturm bei der Convention
Mittlerweile flanieren unzählige Cosplayer durch die Burg. Sie sind sehr stolz darauf, ihre fantastischen, mit viel Liebe und Mühe meist selbst geschaffenen Kostüme zu präsentieren. Kurz hinter dem Eingang steht ein großes weißes Untier mit blutverschmiertem Maul. Böses Knurren ertönt aus seinem Bauch. Tamara Dünki ist Spielwarenverkäuferin und seit fünf Jahren Cosplayerin aus Leidenschaft. Ihr gefällt der Bär aus Hobbit. „Ich mag die etwas speziellen Charaktere.“ Das Knurren kommt vom Band, das unter dem Fell versteckt ist. Tamara lüftet das Geheimnis, als kleine Kinder sich nicht an dem Bären vorbei wagen.
Die Skyhunters aus Frechen haben neun Greifvögel mitgebracht. Fasziniert bleiben die Besucher stehen. Artemis, der große Aguja-Adler, ist ein prachtvolles Exemplar. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch der Uhu ist es gewöhnt, auf fremden Armen Platz zu nehmen und für die Kamera zu posieren. Die kleine Schleiereule ist von ihrem eigenen Federkleid mehr überzeugt als von dem himmelblauen der Prinzessin. So lässt sie darauf fallen, was eben fallen muss. Barbara und Ari Scholz sind ausgebildete Falkner. Ihre Falknerei betreiben sie zeitaufwändiges Hobby. „Wir gehen auch in Schulen und Kindertagesstätten und berichten viel über die Tiere“, sagt Ari Scholz. Über einen Foto-Workshop, der in einer Falknerei stattfand, hat er zu diesem Hobby gefunden. Für ganz besondere Anlässe wird schon mal ein Tier gemietet. So hat die kleine weiße Schleiereule einmal auf einer Hochzeit die Ringe überreicht.
Greifvögel üben große Faszination aus
Zwischenzeitlich finden auf der Bühne die Interviews mit den Schauspielern statt. Die Akteure stehen den Fans gerne Rede und Antwort. Damit haben sie gut zu tun. Der Fragestrom reißt nicht ab. Wann hat man schon mal Gelegenheit, seinen Star selbst zu interviewen? Das Interesse ist riesig. Menschenmassen haben sich vor und neben der Bühne einen Platz gesucht. Die Kameras und Handys sind in unermüdlichem Einsatz.
Fundin trägt einen großen schweren Hammer über der Schulter. Der Zwerg ist eine Figur aus „Herr der Ringe“ und kämpft gegen die Orks. Im bürgerlichen Leben heißt er Kathrin und kommt aus Essen. Als Cosplayerin hört Kathrin auf Rokealva. Ihr aufwändiges Kostüm hat sie selbst gemacht. „Der Hammer ist nicht so schwer, wie er aussieht“, lacht sie und verrät, dass der Kopf aus Schaumstoff ist.
In Verena’s Zierrat-Schmiede finden Schmuckliebhaber alles von mittelalterlich über Steampunk bis modern. Vor einem Jahr hat sich Verena Rochowski selbstständig gemacht. Zusammen mit Mutter Marita Munke und Freundin Lisa Ellermeier präsentiert sie ihr breites Angebot.
Am Stand von O’Donnell kommt es zu einem Zeitsprung von mehreren hundert Jahren. Hier wird ein ganz besonderer Schnaps angeboten. Moonshine wird nach traditionellem Verfahren hergestellt – nach Originalrezepten zur Zeit der Prohibition. Der Name Moonshine kommt daher, dass das Schwarzbrennen meist nachts stattfand. Die Produkte von O’Donnell sind online erhältlich.
Schnaps wie zur Zeit der Prohibition
Zauberstabschnitzer Peter und Freundin Kendra, angehende Sozialpädagogen aus Düsseldorf, zeigen in der Zauberstabmanufaktur, wie man Hölzer durch Schnitzen und Feilen in zauberhafte Stäbe verwandeln kann. „Wir arbeiten beide auf dem Abenteuerspielplatz in Eller. Da ist uns aufgefallen, dass fast alle Kinder am liebsten mit Waffen gespielt haben“, erzählt Peter. „Das hat uns auf die Idee mit den Zauberstäben gebracht.“ Vor allem seit Harry Potter erfreuen sich Zauberstäbe großer Beliebtheit. Der Zauberstabschnitzer fertigt alle in Handarbeit an, auch nach Kundenvorlagen.
Organisator Jörg Bürrig ist begeistert. „Schon der erste Tag war einfach überwältigend. Etwa 2.500 Besucher bei fast familiärer Stimmung. Keiner zeigte Stress, die Stimmung war toll. Und dazu super Wetter. Alles läuft nach Plan. Unsere Vorstellungen sind schon jetzt übertroffen.“ Bürrig ist ursprünglich Stahlverkäufer. Vor zwei Jahren hat er seine erste Con in Oberhausen besucht und war begeistert. Da war der Entschluss zu einer beruflichen Neuorientierung gefallen. „Ich stellte mir eine Kombination von Mittelalter und Convention vor“, beschreibt Bürrig seinen Plan. Davon konnte er den Schlossbauverein überzeugen, mit dem, wie Bürrig betont, eine hervorragende Zusammenarbeit besteht.
Nächste Convention im August 2018
Jörg Bürrig will die Veranstaltung in Burg zum festen Termin in der Fantasy-Szene machen. Nach der Harry-Potter-Convention im kommenden Mai können sich Fantasy-Fans heute schon freuen. Im August 2018 findet auf Schloss Burg die dritte MFC statt.