SOLINGEN (mh) – „Am Ende bekommt jeder, was er verdient – mit Glück auch, was er will.“ So die Bilanz, die der Waldgeist Puck aus Shakespeares kuriosem Verwirrspiel um die Liebe zieht.
Jeder bekommt, was er verdient
Am Dienstag fand die Premiere des diesjährigen Kinderstücks im Theater statt. Mehrere hundert Kinder warteten voller Spannung darauf, dass es endlich losging. Die Lautstärke war beachtlich, die Aufregung verständlich. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, ins Theater zu gehen? Regisseur Michael Tesch weiß, was Kinder interessiert. Seit zehn Jahren inszeniert er mit dem Solinger Stadtensemble das jährliche Kinderschauspiel kurz vor Weihnachten. Uwe Dahlhaus schreibt Klassiker kindgerecht um und zaubert dabei jedem Mitspieler seine ureigene Rolle auf den Leib.
Das Stück begann mit der Erinnerung des Handwerkers Zettel, gespielt von Jürgen Nippel. „Ich hatte einen Traum.“ Puck trat auf, eine Paraderolle für Renate Kemperdick. Super in ihrem Waldkostüm, die Haare in alle Himmelsrichtungen. Man ahnte schon, dass dieser Kopf voller Flausen sein musste. Der kleine Kobold erzählte, was sich seinerzeit im Zauberwald zugetragen hatte. Um die Zuhörer an den damaligen Geschehnissen teilhaben zu lassen, beschwor er die Vergangenheit herauf.
Tragisch die Situation für die Liebenden. Hermia (Dajana Berkenkopf) liebt Lysander (Uwe Dahlhaus). Doch Egeus, der strenge Vater, gespielt von Karl Josef Überall, besteht auf einer Heirat mit Demetrius (Alexander Riedel). Weigert sich Hermia, muss sie ins Kloster. Herzog Theseus und seine Verlobte Hippolyta, in Gesellschaft der Hofmeisterin Philostrata (Amira Kemperdick) zitieren das Gesetz. Demetrius hat nur Augen für Hermia, übersieht Helena (Mira Gottfried) völlig, die ihn ihrerseits von Herzen liebt. Hermia und Lysander beschließen, gemeinsam zu fliehen und heimlich zu heiraten. Sie wollen sich um Mitternacht im Zauberwald treffen. Puck hält sich versteckt, belauscht aber neugierig das Geschehen. Um Helena zu trösten, verrät ihr Hermia ihren und Lysanders Fluchtplan. Helena weiht Demetrius ein.
Szenenwechsel: Die Athener Handwerker treffen sich im Wald. Dazu spielten die Musiker unter Leitung von Ralf Mutz flotte eingängige Marschmusik. Sogleich klatschten die Zuschauer mit. Dieser Marsch war während des ganzen Stücks die Erkennungsmelodie, sobald die Handwerker auftauchten. Die Songs und musikalischen Untermalungen waren extra für diese Aufführung komponiert worden.
Fröhlicher Marsch für die Handwerker
Die Handwerker wollen am Hof von Athen zur Hochzeit des Theseus mit Hippolyta ein Theaterstück aufführen. Bei der Rollenverteilung gibt es Unstimmigkeiten. Blasebalgflicker Haut (Manfred Bremmer) soll die Thisbe spielen. Der sträubt sich, will kein Mädchen sein. Zettel hingegen versucht die Rolle an sich zu reißen, ebenso die des Löwen. Und überhaupt am liebsten alle. Um die Damen bei Hofe nicht mit seinem Löwengebrüll zu erschrecken, will er „wie eine Nachtigall brüllen“. Doch die Rolle bekommt er trotzdem nicht. Die anderen Handwerker Kesselflicker Schnauz (Friedhelm Götze), Schneider Schlucker (Ernst Seilheimer), Schreiner Schnock (Luisa Knopper) und Zimmermann Squenz (Marian Hackländer) erklären sich nach kurzen Diskussionen mit ihren Parts einverstanden.
Senfsamen, Spinnweb und Bohnenblüte (dargestellt von Leander Kemperdick, Luzie Berkenkopf, Leonie Cronauge) kommen zur Waldlichtung. Die Elfengang verkündet das Eintreffen von Elfenkönig Oberon und seiner Gemahlin Titania. Dazu der vorwitzige Puck: „Das gibt dicke Luft. Ich mach mich dünne.“ Karl-Heinz Stamm und Sylvie Wester-Stamm geben ein grandioses Paar ab. Voneinander getrennt leben sie trotzdem im gleichen Wald. Oberon will seiner Gemahlin einen Streich spielen und gleichzeitig Hermia und Lysander, deren Gespräch er mit angehört hat, helfen. Er beauftragt den Kobold Puck, ihm Liebeszaubersaft zu holen. Puck bringt mit diesem Saft so einiges durcheinander. Titania verliebt sich in Zettel, der dank Puck einen Eselskopf bekommen hat. Lysander entbrennt in Liebe zu Helena.
Die Kinder waren von der Handlung ganz gefesselt. Zwischendurch immer wieder aufgeregtes Wispern. Was mochte wohl passieren? In der Pause folgten sie ihrem natürlichen Bewegungsdrang – Abbau der Spannung. Anschließend war die Aufmerksamkeit dafür umso größer.
Das Durcheinander auf der Bühne geht weiter. Oberon ist entsetzt über das Chaos, was der Kobold angerichtet hat. Er befiehlt ihm, alles wieder in Ordnung zu bringen. Der Herr des Waldes schließt Frieden mit seiner Frau Titania. Puck nennt ihn heimlich einen Heuchler. Die Liebespaare werden in einen Tiefschlaf versetzt, auch der Weber Zettel. Die Irrwege der Verliebten werden gelöscht. Zettel verliert seinen Eselskopf. Wieder hatten die Musiker dazu den perfekten Song gewählt: „All You Need is Love.“ Beatles und Shakespeare vereint.
Beatles und Shakespeare vereint
Die Premiere endete mit der Aufführung der Handwerker am königlichen Hof. Als der Vorhang fiel und das Ensemble heraustrat, erleuchtete ein großes rotes Herz über den Köpfen, sprühte Funken. Die Schauspieler verabschieden ihre Besucher passend zum kommenden Weihnachtsfest mit „Feliz Navidad.“ Ein Lied, das die meisten kennen. Minuten später hörte man es an vielen Stellen im Foyer.
Ein wunderbarer und fesselnder Bericht. Der Leser fühlt sich als Teil mitten in der Handlung und fühlt die Verwirrungen und Verstrickungen.
Danke Martina.