SOLINGEN (mh) – Am Sonntagnachmittag nahm Schorsch Wenke im Atelier KünstlerPack die Zuhörer mit auf einen humorvollen Parforceritt durch die Irrungen und (Ent-)wirrungen der deutschen Sprache. „Man kann nicht nicht kommunizieren“, eine grundlegende Erkenntnis jeglicher Form der Kommunikation. Wenke schwelgte in Widersprüchen, erzeugte zahlreiche Assoziationen, verknüpfte nicht miteinander verknüpfbare Statistiken, die letztendlich, so glaubhaft sie sich auch anhörten, jegliche Form der Logik ad absurdum führten.
Man kann nicht nicht kommunizieren
So musste der aufmerksame Zuhörer erkennen, dass es extrem schwierig ist, mit dem scheinbar so leicht Gewordenen zurechtzukommen. Oder wie Goethe damals schon sagte: „Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei auch etwas denken lassen.“
Wenke erläutert die Bedeutung der Kommunikation für den Menschen. „Erst durch die KommUNIKATion wird der Mensch zum Unikat.“ In Deutschland soll Deutsch gesprochen werden. Da fragt man sich: „Was machen bloß die 4 Mio. Sachsen, 12,5 Mio. Bayern, 1,8 Mio. Schwaben und die 1 Mio. Kölner? Von den 2 Mio. Politikern mal ganz zu schweigen.“
Durch KommUNIKATion zum Unikat
Künstler Ingo Schleutermann übernahm mit seinem Gitarrenspiel die musikalische Untermalung. Gekonnt unterstrich er, dezent und akzentuiert, bestimmte Pointen oder gezielt gesetzte Pausen und betonte damit das Gesagte.
Der Besucher wurde anhand von Statistiken überzeugend darüber informiert, dass der Verbrauch von Avocados nachweislich einen Einfluss auf die Lebenserwartung der Deutschen hat. Ähnliche Zusammenhänge gibt es in der Politik in Massen. Große Politik ist eben das Erklären nicht zusammenhängender Auswertungen. Politiker brauchen Kommunikation, um die Alternativlosigkeit zur eigenen Unzulänglichkeit belegen zu können.
Scharfzüngig, bissig, manchmal gar bösartig – doch immer mit einem wahren Kern oder zumindest einem logisch erklärten. Das waren die Aphorismen, mit denen Wenke die Welt darlegte, um gleich darauf festzustellen: „Das Leben ist so einfach geworden.“
Wiederholt mussten Goethes Zitate herhalten. Bereits vor 200 Jahren wusste der etwas über Migrationshintergründe und Sprache. „Deutsche sollen alle Sprachen lernen, damit ihnen zuhause kein Fremder unbequem, er aber in der Fremde überall zuhause ist.“
Solinger und die Sprache
Solinger und die Sprache – von Wenke beschrieben als ein Verhältnis, das so dunkel ist wie die Wupper einst war. Die Ohligser sind den Solingern fremd geblieben, die Walder waren noch nie in Gräfrath. Und die Höhscheider feiern ihren Weihnachtsmarkt auf innerstädtischem Gebiet.
Mit einer Fülle von Bildern zeigte der Kabarettist den Missbrauch der Sprache auf, vom Verbraucher konsumiert, ohne etwas zu merken. Online- und Print-Publikationen wechselten mit Hinweis-, Verbots- und Verkaufsschildern. Wenn man die Tür immer geschlossen halten muss – wie soll man durchkommen? Zum Frühstück gibt es Schwarz und Graubrot. Wie schmeckt Schwarz?
Manche Antworten sind zu einfach
Autos kommen von der Fahrbahn ab. Die Autos sind schuld, wir doch nicht. Das Fußballspiel wurde verloren, weil der Trainer schlecht ist. Oder haben wir vielleicht zu wenig Tore geschossen? Nein, solche Antworten sind zu einfach.
Schorsch Wenkes Kabinett – eine geballte Sammlung von Sarkasmus und Wortspiel, ob er nun seiner Solinger Lieblingszeitung die Kunst des Formulierens abspricht oder behauptet, Solingen habe keine Mitte. Mit seinen Wortverdrehungen konfrontierte Wenke die Zuhörer mit krassen Widersprüchen, die er aber so logisch erklärte, dass man nicht umhin konnte, zuzustimmen – obwohl man wusste, dass die Erläuterung „eigentlich“ nicht sein konnte.
„Ich hatte schon lange mal wieder Kabarett machen wollen“, freute sich Wenke. „Mein ganzes Berufsleben lang habe ich mich gefragt: Wie lassen sich Menschen manipulieren?“ Seit vielen Jahren sammelt der Journalist, Autor und Fachmann für Medientechnologie Beispiele für den Umgang mit unserer Sprache, sei es im Alltag, in der Politik oder bei Publikationen.
„Gerade die Kommunikation bietet unzählige Möglichkeiten der Manipulation. Ihr Zweck ist es, dem anderen die eigene Idee einzupflanzen, so dass er sie für seine eigene hält. Unter diesem Aspekt ist Kommunikation nie wirkungslos, nie zwecklos.“
Kommunikation ist nie wirkungslos
Und das war sie auch an diesen Nachmittag nicht, wie die Zuhörer mit ihrem begeisterten Applaus unter Beweis stellten.