SOLINGEN (red) – Der Auftakt zur Arbeit am „Handlungskonzept Wohnen“ für die Stadt Solingen, das Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter jetzt der Kommunalpolitik zur Beratung vorlegen, liegt genau zwei Jahre zurück: Am 26. Oktober 2016 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus der Immobilien- und Finanzwirtschaft, den Wohlfahrtsverbänden, der Politik und der öffentlichen Verwaltung im Bürgersaal der Stadtkirche. Die Fragestellung lautete: „Solingen wächst. Wie kann die Stadt den enger werdenden Wohnungsmarkt sozial gestalten?“
Umfrage unter 500 Solinger Haushalten
Die Ergebnisse der Workshops gingen in das Gesamtwerk genauso ein wie die Resultate einer Umfrage unter 500 Solinger Haushalten im Oktober 2017, heisst es aus dem Rathaus. Dazu trat eine Auswertung von Planungsdaten und Wohnungsmarktunterlagen. Für das Konzept zeichnet das Forschungs- und Beratungsunternehmen InWis aus Bochum verantwortlich. Der Stadtradt könnte es schon am 6. Dezember als städtebauliches Entwicklungskonzept verabschieden. Das Handlungskonzept soll zusätzlich aber auch eine Grundlage für die Ansprache von Investoren liefern und das konzeptionelle Fundament für die Akquise von staatlichen und europäischen Fördergeldern bilden.
Solingen hat eine Wachstumsrate von 2,8 Prozent
Solingen ist eine wachsende Stadt. Das belegen die Statistiken. Von rund 158.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Mitte 2012 ist die Stadt bis heute auf rund 163.000 angewachsen, eine Wachstumsrate von 2,8 Prozent. Und ein Ende ist derzeit nicht in Sicht: Der Einwohnerboom in den Metropolen der Rheinschiene hat dort die Mieten und Immobilienpreise explodieren lassen mit der Folge, dass Solingen zunehmend als zentral gelegene Wohnalternative mit hoher Lebensqualität entdeckt wird. Zudem hat sich die Einstellung junger Menschen zum Nachwuchs verändert. Die Geburtenzahlen sind gestiegen: von 1.201 Geburten im Jahr 2011 auf 1.507 im Jahr 2017. Die Bochumer Berater schätzen, dass die Klingenstadt bis 2028 auf 166.000 Einwohner anwächst.
Bestand an Sozialwohnungen sinke
Das ist für die Stadt eine insgesamt erfreuliche Entwicklung, der Politik und Verwaltung gleichwohl nicht einfach zusehen können: Baugrund ist knapp und überwiegend in Privatbesitz, Planungsverfahren kosten Zeit, der Bestand an Sozialwohnungen sinke, der soziale Wohnungsneubau fülle die Lücke derzeit noch nicht ausreichend. Weitere Themen lauten: altersgerechtes, barrierefreies Wohnen, neue Wohnformen wie Alters-Wohngemeinschaften, Sicherung von preiswertem Wohnraum insgesamt. Bis 2040 müssten nach vorsichtiger Schätzung wenigstens 2.500 Wohneinheiten neu gebaut werden, nach offensiverer Prognose sogar rund 5.000, schätzt die Stadtverwaltung.
„Handlungskonzept Wohnen“ zeige Lösungsansätze
Dass dies grundsätzlich auch möglich sei, wie es gelingen könne und wo gebaut werden könnte, zeige nun das „Handlungskonzept Wohnen“ auf. Das umfangreiche Werk der Wohnbauforscher gliedert sich in die Kapitel:
- Situations- und Entwicklungsanalyse der Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes.
- Analyse und Bewertung von Angebot und Nachfrage in Teilmärkten des Wohnungsmarktes.
- Prognose der zukünftigen Nachfrage
- Analyse und Bewertung der Wohnbauflächenpotenziale. Das Konzept enthält „Steckbriefe“ zu allen relevanten Solinger Wohnquartieren mit Angaben zur Lage, besonderen Merkmalen, Sozialdaten und Entwicklungsperspektiven in Form von Wohneinheiten, die dort geschaffen werden könnten.
- Ableitung von Handlungsmöglichkeiten und Strategien zur Entwicklung des Solinger Wohnungsmarktes.
Im Frühjahr 2019 wird die Stadt im ersten Schritt das Gespräch mit den Solinger Grundeigentümerinnen und -eigentümern suchen. Sie müssten dafür gewonnen werden, ihre Immobilien dem Markt für Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen, so das Rathaus. Den Auftakt wird eine öffentliche Veranstaltung zum Onlinegang eines Wohnbaulandkastasters im Internet und zu den Ergebnissen des Handlungskonzeptes bilden. Doch zunächst hat die Kommunalpolitik das Wort. Am 7. November beraten die Bezirksvertretungen, in der zweiten Novemberhälfte der Sozial- und Planungsausschuss. Den Abschluss bildet die Beschlussfassung des Stadtrates.