SOLINGEN (bgl) – Wirft man einen Blick in die Geschichtsbücher, dann taucht in der deutschen Historie der 9. November immer wieder als Schicksalstag auf. Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Am 9. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen und braune Schlägertrupps ermordeten Menschen. 20 Jahre zuvor, am 9. November 1918, rief der SPD-Abgeordnete Philipp Scheidemann von einem Balkon des Reichstagsgebäudes in Berlin die Republik aus. Das Kaiserreich war am Ende, Wilhelm II. dankte ab. Zwei Tage später endete der Erste Weltkrieg.
Drei Exponate mit insgesamt 37 Rahmen
Der Verein für Philatelie und Postgeschichte Solingen nimmt dieses historische Ereignis zum Anlass und zeigt noch bis zum 30. November im Flur des ersten Stocks im Rathausaltbau die Sonderausstellung „100 Jahre Deutsche Republik“. Zu sehen gibt es drei Exponate mit insgesamt 37 Rahmen. Thematisch aufgeteilt ist die Ausstellung in die Segmente „Der 9. November im 100-jährigen Kalender der Deutschen Republik“, „Der dornige Weg zur Demokratie in Deutschland“ (Sammlung von Gerhard Weiß, Ehrenvorsitzender des Landesverbands) und „Zeugnisse von Widerstand und Verfolgung 1933 – 1945“. In einem weiteren Exponat stellt der Solinger Verein für Philatelie seine Arbeit vor.
Scheidemann für den Wahlkreis Solingen im Reichstag
Feierlich eröffnet wurde die Ausstellung am Donnerstagabend von Oberbürgermeister Tim Kurzbach gemeinsam mit Vereinssprecher Günter Hindrichs. „Am 9. November ist viel Schreckliches, aber auch Bedeutsames für uns Deutsche passiert, wie die Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann“, sagte der OB und erinnerte daran, dass Philipp Scheidemann damals im Reichstag für den Wahlkreis Solingen saß. Die Beziehung der Solinger zu ihrem Reichstagsabgeordneten sei aber eher ambivalent gewesen, berichtete Kurzbach. „Er war ja auch kaum in Solingen. Scheidemann war ein kritischer Geist und kam ja auch nicht immer in der eigenen Partei unbedingt gut an“, so Tim Kurzbach weiter.
Friedrich Ebert versuchte die Monarchie zu erhalten
Und doch brachte Philipp Scheidemann Dinge ins Rollen, die sich nicht mehr aufhalten ließen. Während Friedrich Ebert (SPD) noch versuchte, die Monarchie in irgendeiner Form zu erhalten, schaffte Philipp Scheidemann mit der Ausrufung der Republik Fakten. „Es bedarf immer Menschen, die ihre Verantwortung in der Zeit in der Politik spüren. Und es bedarf immer Menschen, die auch mal mutig für ihre Überzeugung einstehen“, sagte Tim Kurzbach. Die philatelistische Ausstellung ist noch bis zum 30. November im Rathaus zu sehen.