SOLINGEN (mh) – Der Mann auf der Echinacea -Blüte, der Hafenarbeiter zwischen den Gummibärchen, der Herr mit Hut, der nach einem Taxi winkt – die Fotografien von Andrea Jacobi ziehen sofort die Blicke der Betrachter auf sich. Die Hildener Fotografin setzt kleine Figuren im HO-Format aus der Welt der Modelleisenbahn gekonnt in Szene. Dabei spielt sie effektvoll mit dem Kontrast zwischen Groß und Klein.
Effektvolles Spiel mit Kontrasten
„Fotografie ist so viel mehr als Schnappschüsse aus dem Familienleben“, hat die Fotokünstlerin erkannt. „Es geht dabei weniger um die Technik als darum, den entscheidenden Blickwinkel zu finden.“ Vor ein paar Jahren hatte sie auf einem Weihnachtsmarkt ein Bild mit Miniaturautos gesehen und war sofort begeistert. Seitdem lässt sie diese Form der Fotografie nicht mehr los. „Ich sehe tatsächlich mittlerweile überall die kleinen Figuren“, lacht sie und verrät: „Manchmal reichen da schon Kleinigkeiten. Steht ein Aschenbecher auf dem Tisch, platziere ich gedanklich sofort eine Miniatur mit einem Besen hinein.“ Mittlerweile hat sie daheim eine ansehnliche Sammlung von mehreren hundert dieser Modellfigürchen.
Bildhauerin Ute Küppersbusch in ihrer Eröffnungsrede: „In erster Linie geht es um einen Wechsel der Perspektiven. Künstler sind ja in der Regel deshalb Künstler, weil sie die Welt ständig neu betrachten, die Perspektive wechseln und dadurch Möglichkeiten anderer Sichtweisen aufzeigen.“ Sie spricht von der Liliput-Welt, in die Andrea Jacobi die Besucher entführt. „Der Mensch ist unterwegs in der Welt des Gigantischen. Doch diese Welt ruft weder Ängste noch Schrecken hervor, ganz im Gegenteil.“
Wechsel der Perspektive
Es ist eine Welt ganz eigener Realitäten, die dem Besucher Geschichten erzählt. Die Mofafahrer auf dem Maßband – woher kommen sie? Soll etwas gemessen oder gezählt werden? Arbeiter stehen mit Werkzeugen auf Eiswürfeln? Was passiert, wenn die Hämmer zuschlagen? Gehen die Eiswürfel zu Bruch? Achtet man auf die kleinen Dinge, entdeckt man die großen von selbst.
Mit einer ungewöhnlich anmutenden Ästhetik komponiert Jacobi detailverliebt mit gestalterischen Elementen wie Licht, Schatten und Bildaufteilung die Bühne der Phantasie. „Ich sehe was, was du nicht siehst – aber ich zeige es dir.“ Getreu diesem Motto präsentiert die Fotografin durch den Wechsel der Perspektive mit bekannten Elementen faszinierende neue Welten und doch alltägliche Situationen. Der Betrachter bleibt stehen, schaut verwundert – und lächelt vergnügt.
Bühne der Phantasie
Bis zum 28. April sind die Werke im Atelier AndersARTig jeden Sonntag von 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen.