SOLINGEN (red) – Die Verbraucherzentrale Solingen bilanziert das Berichtsjahr 2018: Untergeschobene Lieferverträge für Strom und Gas. Dreiste Abzocke auf Marktplätzen im Internet. Inkassounternehmen drangsalierten nicht nur mit überzogenen Forderungen, sondern legten mit tückischen Ratenzahlungsvereinbarungen weitere Fallstricke aus. Und einmal mehr versuchten Schlüsseldienste, Telefon-Hotline-Betreiber und dubiose Online-Händler mit undurchsichtigen Geschäftsmodellen Kasse zu machen.
1.267 Rechtsberatungen in Solingen
Bei 11.105 Verbraucheranliegen war die Verbraucherzentrale in Solingen im letzten Jahr Anlaufstelle für Fragen und Probleme. Mit 1.267 Rechtsberatungen und -vertretungen hat sie sich zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Denn in einigen Branchen gelingt es dem Einzelnen immer seltener, sein Anliegen selbstständig beim Anbieter vorzubringen.
Als gefragter Lotse hat sich die Beratungsstelle auch 2018 gezeigt: Denn ihre Angebote halfen, um sich gegen Fallstricke des Verbraucheralltags zu wappnen und gegen unberechtigte Forderungen zu wehren. „Damit helfen wir keineswegs nur Haushalten mit knappen Kassen, sondern eröffnen beispielsweise auch finanzielle Spielräume, etwa um fürs Alter vorzusorgen, um sich gegen Risiken wie Berufsunfähigkeit abzusichern oder auch in Maßnahmen zur Energieeinsparung zu investieren“, erläutert Beratungsstellenleiterin Dagmar Blum, dass sich Verbraucherarbeit rechnet.
Dauerbrenner: Ungewollte Wechsel des Energieversorgers
Ungewollte Wechsel des Energieversorgers und Vertragsumstellungen – einmal mehr waren das die Dauerbrenner der Beratungsnachfrage. Als Ausgangspunkt dafür ließ sich in der Regel ein Telefonat oder ein Kontakt an der Haustür ausmachen. So sind Verbraucher häufig ungewollt zum Thema Energie angerufen worden. Mal hatten sich die Werbenden als Vertreter eines Energieversorgers, mal als Energieberater oder als Vermittler vorgestellt.
Undurchsichtige Rechnungen, satte Zuschläge – Beschwerden über Schlüsseldienste waren auch 2018 wieder an der Tagesordnung. Weil die gewerblichen Türöffner den Ausgesperrten nur zu horrend überteuerten Preisen und gegen sofortige Bezahlung Zugang zur Wohnung verschafften, fühlten sich Ratsuchende massiv unter Druck gesetzt. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle geprüft, ob etwa unerlaubte Zuschläge oder nicht abgesprochene Leistungen berechnet worden waren.
Verbraucherzentrale: Probleme mit Inkassobüros
Bei einem Check von über 200 Ratenzahlungsvorschlägen von 45 verschiedenen Inkassobüros hatte die Verbraucherzentrale NRW massenhaft Fallstricke entdeckt. So wurden für eine vorformulierte Ratenzahlungsvereinbarung aus einem Computerprogramm in rund 60 Prozent der Fälle Entgelte verlangt, die sich mehrheitlich an der Vergütung von Rechtsanwälten orientierten.
Selbst bei kleinen Forderungen schlugen dafür 81 Euro und mehr zu Buche. Unter dem Aktionsmotto „Vorsicht, Inkasso!“ hatte die Beratungsstelle viele Hilfestellungen parat, um Forderungen zu prüfen und nicht einfach draufloszuzahlen. Denn grundsätzlich gilt: Durch Zahlungsverzug entstehende Kosten dürfen nicht unnötig aufgeblasen werden. Die Verbraucherzentrale hat auch eine zügige gesetzliche Regelung gefordert, dass für Ratenzahlungsvereinbarungen keine zusätzlichen Kosten berechnet werden dürfen.