SOLINGEN (mh) – Ein richtiger Hingucker ist sie geworden. Die Rostertreppe, die von der Hauptstraße hoch zur Evangelischen Stadtkirche führt, erhielt am Samstag von dem Künstler Benjamin Vannahme einen temporären Anstrich mit leuchtenden Kreidefarben.
„Eigentlich hatte ich mir ein perspektivisches Bild mit floralen Mustern überlegt“, so Vannahme. Aber da hatte ihm der ausgiebige Regen am Freitag einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Jetzt hatte ich statt der geplanten 16 Stunden nur noch sechs Stunden zur Verfügung.“ Doch auch die reichten völlig aus, um den Platz freundlicher zu gestalten. Passanten, die an der Treppe vorbeikamen, blieben überrascht stehen. Der graue triste Anblick war einem fröhlichen bunten Bild gewichen.
Trister Anblick weicht fröhlichem Bild
In einiger Entfernung vor der untersten Stufe strahlte ein großes gemaltes Auge. „Das Auge ist genau der Punkt, von dem man die Perspektive am besten sieht“, erklärte der Künstler. Das reizte natürlich gleich zum Ausprobieren.
Jutta Degen, die Pfarrerin der Stadtkirche, war begeistert. „Es ist ein ganz neuer Blick auf unseren markanten Turm entstanden“, freute sie sich. „Bisher ist er immer hinter den Häusern verschwunden. Doch durch diese bunte Treppe erscheint er in einem ganz neuen Licht – ein richtiger Hingucker.“ Sie erinnerte sich an den Anfang: „Vor einiger Zeit kam Nicholas Dewenter zu mir und berichtete von dem Vorhaben. Ich fand die Idee sofort großartig.“ Jetzt hofft Jutta Degen darauf, dass aus der temporären eine permanente Bemalung wird. „Wir werden überlegen, welche Aktionen wir mit der Stadtkirche auch in der Zukunft auf dieser Treppe gestalten können.“
Richard Schmidt, Bezirksbürgermeister Solingen-Mitte, war von der Treppe ebenfalls sehr angetan. „Bisher hatte die Nebentreppe immer eine gewisse Tristesse. Jetzt wird die Stadtkirche wirklich gut wahrgenommen. Die leuchtenden Farben versetzen den Betrachter in eine positive Stimmung. Die Treppe hat sich erheblich verändert, ist in dieser Form wirklich eine Bereicherung für die Innenstadt.“
Die Organisatoren präsentierten zur Eröffnung ein buntes Programm mit viel schwungvoller Musik, netten Gesprächen und einem Straßenzauberer, der vor allem die jungen Besucher in Erstaunen versetzte. Als er eine zerrissene Serviette in den Mund stopfte und beim Herausziehen eine 15 Meter lange Papierkette entstand, waren die Kleinen hin und weg. Sascha Thoms ist seit über 16 Jahren als Zauberer im Einsatz. „Man findet mich nicht auf großen Bühnen. Ich zaubere mehr im kleinen Rahmen.“ Wie die anderen war auch er sofort bereit, die Treppenaktion zu unterstützen. „Ich freue mich sehr, dabei zu sein und etwas für Solingen zu tun. Das Projekt ist einfach toll. Hoffentlich wird es eine dauerhafte Sache.“
Live-Musik und Straßenzauberer
Der andere Sascha, Sascha Jori, begleitete sich selbst an der Gitarre und begeisterte die Zuhörer mit seinem umfangreichen Repertoire. Menschen kamen vorbei, blieben stehen und hörten mit Vergnügen zu. Als weitere Musikerin trat Leonora auf. Die Freunde des Wortes kamen beim Poetry Slam voll auf ihre Kosten. Am Abend sorgte ein DJ für die musikalische Untermalung.
„Wir haben nur positive Resonanz bekommen“, strahlte Nicholas Dewenter, der gemeinsam mit seiner Frau die Treppenaktion ins Leben gerufen hatte. Zusammen mit weiteren Mitstreitern (Jana Sahler, Markus Hahn vom Tattoo Kunstwerk sowie Fotograf und Videograf Roman Holtwick) hatten sie das Touch Up Solingen ins Rollen gebracht (wir berichteten).
Viele positive Rückmeldungen
Jetzt bleibt abzuwarten, ob die zuständigen Gremien die Genehmigung für eine dauerhafte Bemalung erteilen. Dann stehen für die künstlerische Gestaltung noch viele weitere Möglichkeiten offen. Touch Up Solingen.