SOLINGEN (bgl) – Die Vorstellung einer Notfallambulanz eines großen Krankenhauses wurde in den vergangenen Jahren auch von diversen Fernsehserien geprägt. Vor allem „Emergency Room“ vermittelte das Bild eines völlig hektischen, schnellen und lauten Trubels, wenn es um die Behandlung von Patienten ging. Wie es sich tatsächlich um den Alltag in einer Notaufnahme verhält, beleuchten wir im sechsten Teil unserer großen Pflegeserie.
Seit 1991 Erfahrung in Notaufnahmen gesammelt
Laurenz Heidermann ist stellvertretender Pflegeleiter in der Zentralen Notfallambulanz (ZNA) im Klinikum Solingen. „Ich habe bereits als Jugendlicher großes Interesse an diesem Beruf entwickelt“, erinnert sich der 52-Jährige. Seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflege schloss der gebürtige Münsterländer 1991 in Wesel ab, anschließend sammelte er 20 Jahre Erfahrung in einer Notaufnahme im Krupp-Krankenhaus in Essen.
Seit 2011 ist Laurenz Heidermann im Klinikum Solingen beschäftigt. „Es dreht sich in einer Notaufnahme nicht nur um die dramatischen Einsätze im Schockraum, es sind auch ganz viele kleine Dinge, wie die ältere Dame beispielsweise, die Luftnot hat. Der Job hier ist sehr wechselhaft, man muss sich innerhalb von Sekunden auf neue Situationen einstellen können“, betont der stellvertretende ZNA-Pflegeleiter. In der Notaufnahme habe man, ganz im Gegensatz zur Arbeit auf einer Pflegestation, nicht eine so ausgeprägte Bindung zu seinen Patienten.
Fachweiterbildung für die Notfallpflege
Denn diese seien meist nur kurze Zeit in der Notaufnahme, bis sie auf anderen Stationen weiterbehandelt werden oder nach Hause gehen können. „Was sehr interessant ist, ist der Umstand, dass wir hier Patienten jeden Alters bekommen. Vom Säugling bis hin zu den alten Menschen“, berichtet Laurenz Heidermann.
Für die Notfallpflege gibt es inzwischen eine Fachweiterbildung, die Laurenz Heidermann absolviert hat. „Ganz gezielt bekommt man hier die notfallmedizinischen Dinge nahegebracht, was sehr wichtig ist“, betont der 52-Jährige. In der ZNA wird interdisziplinär gearbeitet, so dass zahlreiche Krankheits- und Verletzungsbilder behandelt werden können. „Wenn man schon länger im Beruf ist und in die ZNA wechseln möchte, muss man bereit sein, noch einmal Neues zu erlernen. Wir freuen uns aber durchaus auch über ganz neue Kolleginnen und Kollegen, die ganz frisch ihr Examen abgelegt haben, noch voller Input sind und uns auch wieder etwas zurückgeben können, da sich in der Pflege immer wieder etwas verändert“, sagt Laurenz Heidermann.
Interdisziplinäres Team in der Notfallambulanz
Das Team der Notfallambulanz ist interdisziplinär aufgestellt. Das sowohl seitens des ärztlichen Dienstes, aber auch beim pflegerischen Personal. Zudem sind auch zwei Notfallsanitäter in der ZNA beschäftigt. „Ein Patient für den Schockraum wird vorher angemeldet, der Schockraum wird dann vorbereitet. Alles Personal, was benötigt wird, ist vor Ort, wenn der Patient ankommt. Anschließend gibt es eine ganz sortierte Übergabe vom Rettungsdienst an das Team im Schockraum“, erläutert Laurenz Heidermann. Ein gewisses Maß an Belastbarkeit sollte man unbedingt mitbringen, wenn man in der Ambulanz arbeiten möchte. „Man muss halt schon viele Dinge verpacken können, es ist manchmal durchaus schwierig, gerade in solchen Momenten, wenn die Patienten Kinder sind und man selbst emotional belastet wird“, berichtet der 52-Jährige.
Handwerkliches Geschick ist nicht von Nachteil
Im Team fange man sich aber in solchen Situationen stets auf. Zudem besteht im Haus die Möglichkeit, sich entsprechend beraten zu lassen. Es gibt seelsorgerische Angebote, die auch genutzt werden. In der ZNA wird selbstverständlich im Drei-Schicht-System gearbeitet, das auch an Wochenenden und Feiertagen. In der Ambulanz sind derzeit rund 50 Frauen und Männer beschäftigt, darunter auch eine ganze Reihe von Teilzeitkräften.
„Man muss Menschen mögen, wenn man hier arbeiten möchte. Man muss Menschen anfassen können, man muss sehr empathisch sein, gerade in Krisensituationen reagieren Menschen einfach anders, als man das vielleicht erwarten würde“, macht Heidermann deutlich. Auch ein gewisses handwerkliches Geschick sei nicht von Nachteil, wenn man in der ZNA arbeiten möchte. „Wir müssen ja gipsen, wir müssen Zugänge legen und Blut abnehmen, wir müssen Patienten versorgen mit Katheter, das volle Programm“, so der engagierte Pfleger.
Immer mehr Menschen kommen in die Notfallambulanz
Die „ruhigen“ Tage in der ZNA werden eher seltener, berichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es kommen immer mehr Menschen in die Notaufnahme, darunter zunehmend Patientinnen und Patienten, die keine Notfälle sind und bei einem niedergelassenen Arzt besser aufgehoben wären. Aber es kommt durchaus immer wieder zu hektischen Situationen, wo dann jeder Handgriff sitzen muss. „Da sind wir als Team wirklich ganz hervorragend aufgestellt und auch vernetzt“, so Laurenz Heidermann. Für Patientinnen und Patienten der Notfallambulanz kann es mittlerweile durchaus auch zu längeren Wartezeiten kommen, da „wir mitunter so viele Patienten haben, die wir zeitgleich alle gar nicht versorgen können“, erklärt der Krankenpfleger. Dass man als Mitarbeiter dann auch mal der „Prellbock“ bei genervten Wartenden ist, müsse man abkönnen.
In der Notfallambulanz wird die „Triage“ praktiziert
In solchen Situationen haben nunmal die echten Notfälle Vorrang. Aus diesem Grunde praktiziert man in der ZNA die so genannte „Triage“, ein System, das aus der Militärmedizin kommt und bei dem die Patienten zunächst gesichtet und dann je nach Schweregrad der Verletzung in entsprechender Reihenfolge behandelt werden.
Laurenz Heidermann übt seine Tätigkeit in der Notfallambulanz des Klinikums mit großer Überzeugung, aber auch mit großer Leidenschaft aus. „Jeder in unserem Team kann hier jede Aufgabe wahrnehmen, weshalb wir rotieren. Wir haben hier einen medizinisch-fachlich sehr hohen Anspruch, was aber auch den Reiz unserer Arbeit ausmacht“, betont der 52-Jährige.
Für Pflegeberufe und OTA beim Klinikum Solingen bewerben
Weitere Informationen zu den Ausbildungen in der Pflege und den Gesundheitsberufen und wie man sich bewerben kann, gibt es auf der Homepage des Klinikums Solingen.