SOLINGEN (bgl) – Vor dem Hintergrund des antisemitisch motivierten Mordanschlags in Halle a.d. Saale, bei dem vorgestern ein Rechtsradikaler zwei Menschen kaltblütig erschoss, riefen jetzt die Stadt Solingen, die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal, das Bündnis Bunt statt Braun und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zu einer Gedenk- und Solidaritätsveranstaltung auf. Rund 500 Solingerinnen und Solinger kamen am Freitagnachmittag auf den Walter-Scheel-Platz und setzten ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass. „Was in Halle geschehen ist, ist unfassbar und geht einem unter die Haut. Bei uns im Lande werden Menschen jüdischen Glaubens mit dem Tode bedroht und angegriffen, es ist schrecklich“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach.
„Aufstand der Anständigen“
Rechtsradikale Gewalt sei nicht nur im Osten Deutschlands gegenwärtig, so Kurzbach weiter. „Es ist nicht weit weg, derartiges geschieht überall“, mahnte der OB. Er forderte die Versammelten zu einem „Aufstand der Anständigen“ auf. „Es tut wirklich gut zu wissen, dass wir so viele Freunde und so viele Unterstützer haben, im Bergischen, in Solingen, in Wuppertal und auch in Remscheid“, sagte Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal. Er berichtete von zahlreichen E-Mails und Anrufen mit Solidaritätsbekundungen von Politikern, von Wohlfahrtsverbänden, von Kirchen, auch von Vertretern einer Moschee, die ihn seit dem Doppelmord in Halle erreicht haben.
„Ich war zu Yom Kippur in der Synagoge, die ich dann etwas früher verlassen habe. Mein erster Gedanke war, dass vor 46 Jahren in Israel der Yom-Kippur-Krieg begann“, so Leonid Goldberg. 1973 nutzten Ägypten und Syrien den höchsten jüdischen Feiertag – das Versöhnungsfest Yom Kippur – zu einem Überraschungsangriff auf den jüdischen Staat. Ein verlustreicher Krieg war die Folge. Goldberg war seinerzeit selbst Soldat in Israel. „Gottseidank gibt es hier und heute so viele Menschen, die mitfühlen und an unserer Seite stehen“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde.
Rechtextremismus dürfe nicht kleingeredet werden
Alle Redner waren sich darin einig, dass man die Gefahren des Rechtextremismus nicht kleinreden dürfe und noch ernster nehmen müsse. Zum Abschluss der Veranstaltung vor dem Rathaus haben zahlreiche Teilnehmer auf einem Transparent mit der Aufschrift „Mensch, Solingen gegen Antisemitismus“ unterschrieben.