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SOLINGEN (bgl) – Solingen ächzt unter der Corona-Krise. Kontaktverbot, veränderte Öffnungsregelungen im Einzelhandel und der Gastronomie, drastische Einschnitte im Berufsleben und nicht zuletzt die Angst vor dem Coronavirus selbst haben das Leben auch in der Klingenstadt in den vergangenen Wochen komplett auf den Kopf gestellt. Und doch zeige sich in diesen schwierigen Zeiten Solingen immer wieder von seiner besten Seite, beobachtet FDP-Oberbürgermeisterkandidat Raoul Brattig. „Es gibt eine ganz große Solidarität, die Leute haben es verstanden, sie haben es angenommen und halten sich an die verordneten Regeln. Allerdings habe ich etwas die Befürchtung, dass sich die Geduld der Bevölkerung so langsam dem Ende neigt“, sagt der 28-Jährige.
Öffentliches Leben langsam wieder hochfahren
Die Ursache dafür sieht der junge Politiker auch in den wirtschaftlichen Folgen der Krise. „Wir steuern auf den nächsten Monat zu und viele Leute haben schon seit März Kurzarbeit. Das sind dann natürlich erheblich Probleme, wenn ein großer Teil des Gehalts über einen so langen Zeitraum fehlt“, erläutert Brattig, der sich wünscht, dass das wirtschaftliche und auch das öffentliche Leben wieder hochgefahren wird. Dass der Stadt Solingen aufgrund der Krise jetzt erhebliche Gewerbesteuereinnahmen wegfallen, sei „eine Katastrophe“. „Deshalb müssen wir das alles so schnell wie möglich wieder hochfahren, das natürlich unter Berücksichtigung aller Hygiene- und Abstandsregeln“, macht Brattig deutlich.
Auch das Rathaus selbst arbeitet seit Wochen im Krisenmodus. „Es ist ein echtes Problem, dass die Arbeit in den städtischen Institutionen komplett auf Null runtergefahren wurde und immer noch auf Null fährt. Selbst jetzt noch, wo sich die Lage langsam stabilisiert“, betont Raoul Brattig. Ein Rathaus müsse auch in der Krise weiterlaufen oder zumindest langsam seine Arbeit wieder aufnehmen, fordert der Solinger Lokalpolitiker. „Das Leben der Menschen geht ja weiter“, sagt er. Das gelte auch für die Schulen in Solingen. Diesbezüglich hofft Brattig auf eine klare Aussage seitens der Verwaltung, wie man das Thema Schulöffnung und Unterricht verträglich für alle umzusetzen gedenkt.
Solinger Stadtgesellschaft setze sich vorbildlich ein
Dass die Stadt Solingen in der derzeitigen Situation Vorgaben von Bund und Land umzusetzen habe, schränke den Spielraum der handelnden Akteure in der Klingenstadt etwas ein, meint der liberale Politiker. „Das Krisenmanagement ist da, ich hatte allerdings am Anfang das Gefühl, dass dieses etwas mit Verzögerung kam. Jetzt läuft es, aber auch nur das. Alles andere wird links und rechts liegengelassen“, so Raoul Brattig weiter. Dass beispielsweise das Müllheizkraftwerk nach wie vor für privaten Anlieferungsverkehr gesperrt ist, sei in seinen Augen vollkommen unverständlich.
Was kann man Positives aus der Krise mitnehmen, was kann man aus der momentanen Situation lernen? „Sehr positiv ist die Solinger Stadtgesellschaft, wie stark verbunden und sozial die Leute sind, wie man sich gegenseitig hilft. Es haben sich ja zahlreiche Gruppen gebildet, die zum Beispiel die heimische Gastronomie und den Einzelhandel unterstützen, Einkäufe erledigen oder Masken nähen. Das ist wirklich großartig“, unterstreicht Brattig, der ausdrücklich die Eigeninitiative vieler Solingerinnen und Solinger lobt. „Es haben sich innerhalb kürzester Zeit die unterschiedlichsten Gruppen und Hilfsangebote organisiert, das ging wahnsinnig schnell.“
Positive Aspekte über die Krise hinaus mitnehmen
Sowohl persönlich als auch gesellschaftlich werde man einige Dinge auch nach überstandener Corona-Krise reflektieren, ist sich Brattig sicher. „Dazu gehören beispielsweise die persönlichen Freiheiten, die ja momentan arg eingeschränkt sind. Wir haben jetzt gesehen, wie schnell so etwas gehen kann, was man sonst für selbstverständlich hält“, zeigt Raoul Brattig auf. Gleichzeitig stellen derzeit zahllose Solingerinnen und Solinger eindrucksvoll unter Beweis, was im Homeoffice alles möglich ist.
Ein Umstand, den Firmen und auch die Verwaltung über die Krise retten sollten, findet Brattig. „Das ist eine große Chance, wir haben die Potenziale und Möglichkeiten gesehen, was möglich ist. Eine Rolle rückwärts nach überstandener Krise wäre grundfalsch“, erklärt der 28-Jährige. Wirtschaftlich werde man es mit der Krise und den Nachwirkungen aber noch „zwei bis drei Jahre“ zu tun haben.