SOLINGEN (bgl) – Vor einem Jahr gaben Stadtverwaltung und Klinikum bekannt, dass man mit einem Masterplan das wirtschaftlich seit geraumer Zeit in Schieflage befindliche kommunale Krankenhaus an der Gotenstraße wieder in die Spur bekommen will (wir berichteten). Damals war von einem Coronavirus noch nicht die Rede. Zwölf Monate später ist das Klinikum bei der Bekämpfung von Covid-19 an vorderster Front.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Trotz dieser Mammutaufgabe konnten die Verantwortlichen aus Rathaus und Klinikum jetzt konkret werden, wie man das kommunal getragene Haus nicht nur erhalten, sondern für die Zukunft weiterentwickeln kann. Denn war der Masterplan vor einem Jahr noch eine vage Strategieausrichtung, wurden im Rahmen eines Zoom-Pressegesprächs am Dienstag ein Zeitplan, konkrete Maßnahmen und Investitionssummen genannt.
„Das Haus hat in diesem Jahr in einer äußersten Kraftanstrengung außerordentliches geleistet. Diesen Pfad wollen wir so weiterzugehen, was dann auch kurzfristig bedeutet, wieder in schwarze Zahlen zu kommen“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach, der deutlich klarmachte, dass das Klinikum in städtischer Hand bleiben wird. Bis 2025 sollen stattliche 120 Millionen Euro in das Klinikum investiert werden. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben, auch sollen alle Kliniken im Haus erhalten bleiben.
Haus G wird abgerissen und weicht Neubau
„Wir haben an diesem Plan monatelang intensiv gearbeitet, daran waren auch alle Chefärzte beteiligt. Es handelt sich hier nicht um ein Konzept, das irgendwelche Visionen abstrakt darstellt“, betonte Dr. Martin Eversmeyer, kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums. Von außen sichtbar wird der Masterplan schon im kommenden Jahr, wenn mit dem Abriss von Haus G begonnen wird. Ab 2022 soll an gleicher Stelle ein Neubau entstehen. Allein dafür werden rund 80 Millionen Euro veranschlagt.
Eine Sanierung von Haus G sei wirtschaftlich nicht rentabel, weshalb man sich für einen Neubau entschieden hat. Auf dem Campus des Klinikum soll ein weiteres Gebäude entstehen, in das eine Bildungsakademie einziehen soll. Dort wird schließlich auch das neue Labor verortet sein, das man im Klinikum mit Partnern weiterbetreiben will (7 Millionen Euro Investition). „Wir werden den erheblichen Sanierungsstau im Klinikum in den kommenden Jahren sukzessive abbauen“, machte Eversmeyer deutlich.
Wäscherei des Klinikums wird geschlossen
Die Wäscherei des Krankenhauses soll geschlossen werden. Entlassen wird aber niemand, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auf andere Abteilungen im Haus weiterbeschäftigt. An der hauseigenen Zentralküche soll festgehalten werden, das in modernisierter Form. Hier wird ebenso ein Neubau erwogen (6 Millionen Euro Investition). Ebenfalls denkbar ist ein Ärztehaus, das auf dem Campusgelände entstehen könnte.
An allen Kliniken wird zwar festgehalten, es kommt jedoch zu erheblichen Umstrukturierungen. Die Rhythmologie soll als eigenständiges Department innerhalb der Kardiologie wieder integriert und ausgebaut werden. Die Onkologie wird ebenfalls ein selbständiger Bereich als Department der Klinik für Gastroenterologie. In der bisherigen Klinik für Nephrologie wird schwerpunktmäßig der Bereich „Altersmedizin“ / Geriatrie aufgebaut und personell neu besetzt.
Personelles Stühlerücken und Umstrukturierungen
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie soll ebenfalls umstrukturiert werden. Mit der Einführung der Robotik-OP-Technologie sollen bereits im kommenden Jahr neue Akzente in der Abdominal-Chirurgie gesetzt werden (rund 6 Millionen Euro Investition).
Damit einher geht auch ein personelles Stühlerücken. Die Chefärzte und Professoren Lorenz (Radiologie) und Heering (Nephrologie) sind mittlerweile im Ruhestand, Dr. Volker Soditt, Chefarzt der Kinderklinik, folgt seinen beiden Kollegen im kommenden Jahr. Professor Dr. Wolfgang Schwenk, seit 2017 Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, verlässt das Klinikum auf eigenen Wunsch. Man sei bereits auf der Suche nach geeigneten Nachfolgern.
Reduzierung von Bettenzahl und Patientenverweildauer
Bis 2025 sollen zudem 8 Millionen Euro in moderne Medizintechnik investiert werden, weitere 10 Millionen Euro fließen in IT-Technologie. Die Zahl der Betten im Klinikum soll von derzeit rund 670 auf etwa 570 reduziert werden. Gleichzeitig soll die Verweildauer der Patienten verkürzt werden, so dass die Reduktion der Bettenzahl wirtschaftlich ausgeglichen werden könne.
„Das Klinikum wird so in fünf Jahren nicht nur finanziell, sondern auch baulich, technisch und mit seinen medizinischen Möglichkeiten viel besser dastehen als heute“, verspricht Dr. Martin Eversmeyer. Zunächst müsse man aber rund 50 Millionen Euro an Darlehen aufnehmen, um das Klinikum fit für die Zukunft zu machen. Der Masterplan geht jetzt in den Klinikum-Aufsichtsrat und die politischen Gremien.