SOLINGEN (red) – „Bitte ein ,Tierpark-Brot´“ wird es im Februar in den sechs Filialen der Solinger Traditionsbäckerei Stöcker heißen. Dann nämlich wollen Ralf Vogelskamp und seine fast 60 Mitarbeiter einen Monat lang knusprig-leckere Dinkel-Mischbrote zugunsten der notleidenden Tiere in den Tierparks Fauna und Vogelpark verkaufen. „Die haben es gerade besonders schwer, und wir wollen gerne helfen“, sagt Bäckermeister Vogelskamp und ergänzt: „Das ,Tierpark-Brot´ wird vier Euro kosten, zwei Euro davon gehen an unsere beiden Solinger Zoos“.
Rundes Mischbrot aus Urgetreide
Für die Kunden gibt es dafür ein rundes Mischbrot aus Urgetreide, 750 Gramm schwer. Man hätte bewusst bekömmliche und beliebte Getreidesorten gewählt, ist aus der Hauptfiliale an der Löhdorfer Straße zu hören. Gemeint sind Urgetreide wie Emmer, Einkorn oder Dinkel.
Mit dem Verkauf unterstützt die Bäckerei den Betrieb und Erhalt der besonders für Familien und Kinder wichtigen Solinger Tierparks. Dort leidet man seit Frühjahr 2020 unter der Pandemie und weiß sich an manchen Tagen kaum zu helfen. Waren 2019 über 36.000 Erwachsene und mehr als 18.000 Kinder im Tierpark an der Ohligser Heide, sank die Zahl während der Teilöffnung 2020 allein um 7000 Erwachsene. Aktuell sind beide Parks geschlossen.
Weiterhin laufende Kosten in den Tierparks
Janett Heinrich vom Vogelpark erkennt zwar die Richtigkeit der meisten Coronabestimmungen an, doch die Cheftierpflegerin zählt auch ihre hohen monatlichen Kosten auf: „Löhne für zehn Mitarbeiter, Futter für über 300 Tiere, Heizung und Tierarztbehandlungen fallen immer an“. Und Kurzarbeit käme auch nicht infrage, denn die Tiere, die den täglichen Umgang mit den Tierpark-Besuchern vermissen, müssten auch im Shutdown weiter betreut werden. Schnell kämen so gut 25.000 Euro monatlich zusammen. Und als wenn das nicht genug wäre, sei das Dach von Büro und Quarantänestation seit diesem Winter undicht und müsse repariert werden.
Bis auf die Dachreparatur sieht es in der Gräfrather Fauna kaum anders aus. Dort helfen und arbeiten bis zu 15 Mitarbeiter. Das bedeutet Kosten von gut 28.000 Euro im Monat“, sagt Linda Bunzenthal, die zoologische Leiterin des Tierparks. Denn auch hier am höchsten Punkt Solingens müssen täglich rund 350 Tiere versorgt und „bespaßt“ werden. Denn wo den Kindern in Coronazeiten die Tiere fehlen, fehlen den Tieren schlichtweg die Besucher. Im Klartext heisst das: 650 Tiere, in beiden Stadtteilen immer hautnah an Besucher gewöhnt, langweilen sich jetzt sehr.
Baustein im sozialen Leben der Stadtteile
Für sehr wichtig halten auch Gundi Hübel und Peter Hanz, Bezirksbürgermeister in Ohligs und Gräfrath die Existenz von Vogelpark und Fauna. Der Park im Unterland sei schon immer ein wichtiger Baustein im sozialen Leben ihres Stadtteils Ohligs gewesen, weiß Bezirksbürgermeisterin Hübel. Ähnlich sieht das Amtskollege Peter Hanz aus Gräfrath. Dort schätzt man die Fauna als Garant für eine wertvolle Freizeitgestaltung, besonders für Familien und ganz sicher nach Corona.
Diese Gründe und die fehlenden großen Beträge waren es, die Bäckermeister Vogelskamp jetzt zum Handeln veranlassten. Und damit bei seiner Verkaufsaktion auch ein hübsches Sümmchen herausspringt, sollen die Backwaren zugunsten der Tierpark-Tiere den ganzen Februar über verkauft werden. Los geht es am Montag, den 1. Februar, Ende ist Samstag, der 27. Februar. Neben den Filial-Verkäufen wird es das „Tierpark-Brot“ auch freitags am Stöcker-Verkaufsstand auf dem Walder Wochenmarkt geben. Alles, solange der Vorrat reicht.
Backaktionen zugunsten Bedürftiger in der Klingenstadt
Mit der Tierparkhilfe wird die Traditionsbäckerei wieder einmal ihrer sozialen Verantwortung gerecht. Immer wieder gab es Backaktionen zugunsten Bedürftiger in der Klingenstadt. Diesmal sind es die Tiere, denen geholfen werden muss. Und damit das weithin sichtbar ist, ziert das Tierpark-Brot das Bild einer sympathischen Eule. Verkauft in einem traditionsreichen Bäckereiunternehmen, das immerhin schon seit 140 Jahren für die Solinger da ist.
Von Uli Preuss