Start Aktuelles Lena Sonnenschein ist Ersatzmutter für Eichhörnchen

Lena Sonnenschein ist Ersatzmutter für Eichhörnchen

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Bald ist es soweit. Dann kann das Hörnchen ausgewildert werden. Seit dem Herbst ist es bei Lena Sonnenschein in Pflege. (Foto: © Martina Hörle)
Bald ist es soweit. Dann kann das Hörnchen ausgewildert werden. Seit dem Herbst ist es bei Lena Sonnenschein in Pflege. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Seit drei Jahren kümmert sich Lena Sonnenschein als Betreiberin einer privaten Wildtierpflegestelle um verletzte Eichhörnchen oder aus dem Nest gefallene Jungtiere. Mit viel Liebe und Engagement pflegt und versorgt die 26-jährige die possierlichen Waldbewohner, um sie später wieder auszuwildern – eine Tätigkeit, die extrem aufwendig ist und umfangreicher Erfahrung bedarf.

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Wildpäpplerin Lena Sonnenschein

„Tiere spielten in meinem Leben schon immer eine große Rolle“, erzählt die tiermedizinische Fachangestellte und Tierphysiotherapeutin. In der großen Gartenvoliere tummeln sich derzeit vier muntere Kletterer. Hier gewöhnen sie sich an ihre natürliche Umgebung. Bald werden sie in die Freiheit entlassen. „Das ist immer ein ganz besonderer Moment“, freut sich Lena Sonnenschein auf diesen Augenblick. Seit dem Herbst sind die Tiere bei ihr.

Im vergangenen Jahr hatte die junge Tierfreundin sage und schreibe 76 Tiere in Pflege, im Jahr davor waren es 45. Vor allem die Jungtiere, die oft noch nicht einmal die Augen offen haben, brauchen ein Höchstmaß an Pflege. „Alle zwei Stunden muss gefüttert werden“, sagt Lena. Dazu rührt sie eine Spezialmilch an, die sie den Kleinen langsam zuführt. Der Bauch muss massiert werden, wie es in der Natur sonst die Mutter tut. Das ist wichtig zum Anregen der Verdauung. Wärme ist unerlässlich. „Die Temperatur sollte möglichst konstant bleiben, sonst kühlen die Babys schnell aus.“

Diese Hörnchen hat Lena Sonnenschein neben vielen anderen im vergangenen Jahr aufgepäppelt und später wieder in die freie Wildbahn entlassen. Die Findlinge brauchen sehr viel Wärme. (Foto: © Lydia Dahl Photography)
Diese Hörnchen hat Lena Sonnenschein neben vielen anderen im vergangenen Jahr aufgepäppelt und später wieder in die freie Wildbahn entlassen. Die Findlinge brauchen sehr viel Wärme. (Foto: © Lydia Dahl Photography)

Eichhörnchen werfen üblicherweise zwei Mal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst. Immer häufiger finden aufmerksame Spaziergänger Jungtiere, die aus dem Nest gefallen sind. Dafür gibt es mehrere Gründe. In einem zu heißen Sommer findet das Muttertier nicht mehr genügend Nahrung und kann die Jungen nicht mehr versorgen. Der zweite Grund ist der starke Rückschnitt oder sogar die Fällung von Bäumen. Den Hörnchen fehlt ausreichend Platz. Auch Starkregen zerstört ihre Nester. Manchmal fällt der ganze Kobel herab.

Die Findelkinder sind auf menschliche Hilfe angewiesen, um überleben zu können. Doch zuerst sollte man aus einiger Entfernung beobachten, ob das Tierchen wirklich allein ist. Oftmals wird es von der Mutter zurückgeholt. Wenn das nicht der Fall ist, muss der kleine Findling unbedingt warm gehalten werden, denn meist sind aufgefundene Tiere total unterkühlt. Als erste Hilfe reichen dafür Körper und Hände oder Jackentaschen. Daheim füllt man beispielsweise PET-Flaschen mit angewärmtem Wasser. Körpertemperatur ist ideal. Hier kann sich das Baby ankuscheln oder davon abrücken, falls es zu warm wird.

Findlinge nicht füttern

Neben den Nestlingen sind es auch ausgewachsene Tiere, die verletzt gefunden werden. Wer sie aufnimmt, sollte nicht auf Handschuhe verzichten. Die Tierchen haben scharfe Zähne und Krallen, auch wenn sie noch so süß aussehen. Bei Jungtieren besteht keine Gefahr.

Wer ein verletztes oder stark unterkühltes Tier aufnimmt, sollte nach Möglichkeit umgehend Kontakt zu einer Pflegestation aufnehmen. Je schneller es in erfahrene Hände kommt, desto größer ist seine Chance. „Bitte füttern Sie die Babys nicht!“, appelliert Lena Sonnenschein an die Finder. „Oft wird Honig oder Zuckerwasser gegeben, leider auch Milch. Das bringt den ganzen Organismus durcheinander und kann zu schwerem Durchfall führen, sogar zum Tod. Oft verschluckt sich das Tierchen. Dann besteht die Gefahr einer Lungenentzündung.“

Gerade ist ein Paket mit Spenden angekommen. Eine Handarbeitsgruppe hat Kobel für die Eichhörnchen hergestellt. (Foto: © Martina Hörle)
Gerade ist ein Paket mit Spenden angekommen. Eine Handarbeitsgruppe hat Kobel für die Eichhörnchen hergestellt. (Foto: © Martina Hörle)

Mit außerordentlichem Engagement und viel Herzblut hat sich die ehrenamtliche Wildpäpplerin der Eichhörnchen-Pflege verschrieben. Alle zwei Stunden müssen die Babys gefüttert werden. Letztes Jahr hatte sie 15 Flaschenkinder zur gleichen Zeit. Da bleibt nicht viel Gelegenheit für Schlaf. Der Eichhörnchen-Notruf e. V., dem sie angehört, lebt von Spenden und kann keine große Unterstützung leisten. Somit trägt sie alle Kosten allein. Wer möchte die engagierte Eichhörnchen-Pflegemutter unterstützen? Auch Futterspenden, Kletterseile oder Kobel zum Schlafen werden gerne genommen.

„Im vergangenen Jahr war ich in einer Grundschulklasse und habe dort Eichhörnchen gezeigt und darüber informiert. Daraufhin ist die ganze Klasse losgezogen und hat Nüsse und Bucheckern gesammelt“, freut sich Lena. Denn Walnüsse, Haselnüsse und Bucheckern fressen die Hörnchen leidenschaftlich gerne. Auch Maronen und Sonnenblumenkerne sind nicht zu verachten. Eicheln mögen sie übrigens nicht, auch wenn es der Name vermuten lässt. Verblüfft war die Tierfreundin bei dem Schulbesuch allerdings darüber, dass eine Reihe der Kinder noch nie ein lebendes Eichhörnchen gesehen hatten. „Es wäre schön, wenn die Eltern mit ihren Kindern mehr in die Natur gehen würden, um sie ihnen nahezubringen.“

Eichhörnchen lieben Bucheckern

Einen großen Wunsch hat sie noch: „Ich möchte gerne einen Inkubator für die Babys anschaffen. Der hält Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant.“ Wer mithelfen möchte, Lenas Wunsch im Interesse der Tiere zu erfüllen, kann das zum Beispiel hier tun.

Die Päpplerin ist bereits beim Veterinäramt als private Eichhörnchen-Hilfe registriert und bald auch bei der Stadt. Wer ein schutzbedürftiges Tier findet, kann sich gerne mit Lena in Verbindung setzen. Auf Facebook vertreibt sie eine Seite, auf der man sich informieren und sie anschreiben kann. Bei Bedarf holt sie die Pfleglinge auch selbst. Da sie berufstätig ist – natürlich in einer Tierarzt-Praxis -, kann die Abholung unter Umständen erst nach einigen Stunden erfolgen. Sie bittet die Finder in diesen Fällen um etwas Geduld.

Unter 01573 8229071 kann man sich mit ihr in Verbindung setzen.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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