WUPPERTAL (bgl) – Am Freitag wurde die Verhandlung gegen eine 28-jährige Solingerin fortgesetzt, die im September letzten Jahres in einer Wohnung an der Hasselstraße fünf ihrer sechs Kinder umgebracht haben soll (wir berichteten unter anderem hier). Die Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen ungebrochen und konnte sich bisher zu keiner Einlassung bewegen lassen. Die Schwurgerichtskammer sucht deshalb nach Antworten in der Jugend und in der Psyche der Solingerin. Dazu wurden während der vergangenen Verhandlungstage weitere Zeugen gehört. Am Freitag war der Kinderarzt der Familie in den Zeugenstand geladen.
Entwicklung der Kinder sei normal verlaufen
Der 50-jährige Mönchengladbacher behandelte sowohl die Angeklagte als auch ihre Kinder – mit Ausnahme des jüngsten Kindes der 28-Jährigen. Die Angeklagte habe ihre Kinder regelmäßig zur Behandlung gebracht. Der Kinderarzt habe die Solingerin als „liebevoll kümmernde Mutter“ erlebt, gab er zu Protokoll. Die Angeklagte suchte den Arzt mal allein mit ihren Kindern, mal gemeinsam mit ihrer Mutter auf.
Die Entwicklung der Kinder sei vollkommen normal verlaufen, berichtete der Mediziner. Außer den üblichen Kinderwehwehwehchen wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit seien keine auffälligen Erkrankungen erkennbar gewesen. Es habe auch keine Hinweise auf eine Vernachlässigung oder sogar eines Missbrauchs gegeben, so der 50-Jährige im Zeugenstand.
Kinderarzt: „Mein Gesamteindruck war gut“
An eine Auffälligkeit konnte er sich dann aber doch erinnern: Der Vater der Angeklagten wurde seinerzeit wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt. Im Rahmen einer Routinevorstellung hatte die heute 28-Jährige dem Arzt davon berichtet. „Alles wirkte wie eine intakte, glückliche Familie“, erklärte der Zeuge. Der Ehemann der Angeklagten und Vater der vier jüngsten Kinder habe wie der Vater aller Kinder gewirkt und sich gekümmert: „Mein Gesamteindruck war gut, es funktionierte in Gänze“.
Die Angeklagte selbst lernte der Arzt bereits Jahre vorher als Kind kennen, als er noch in einem Krankenhaus arbeitete und sie mit einer ganzen Reihe Beschwerden in der Klinik vorstellig wurde. Dazu zählten unter anderem Bauchschmerzen und rheumatische Beschwerden, aber auch Enuresis (Einnässen). In der Rückschau hätte man psychosomatische Gründe für die körperlichen Beschwerden in Erwägung ziehen können, so der Zeuge.
Die Verhandlung wird am 20. September vor dem Landgericht Wuppertal fortgesetzt. Wir berichten weiter.