SOLINGEN (mh) – Im vorigen Jahr hat das Erzbistum Köln ein Flüchtlingsboot erworben, das die maltesische Armee vor einigen Jahren bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt hatte. In dem sieben Meter langen, zweieinhalb Meter breiten und 800 kg schweren Holzboot hatten libysche Schleuser versucht, bis zu 100 Flüchtlinge über das Mittelmeer zu bringen.
Bei einem Gespräch zwischen Rainer Maria Kardinal Woelki und Rupert Neudeck, dem inzwischen verstorbenen Mitbegründer der Cap Anamur, war die Idee entstanden. So wurde das Boot nach Köln geholt. Unter dem Motto „Alle in einem Boot“ geht es jetzt auf eine Reise durch die Diözese. Gestartet im Kölner Dom, von da aus nach St. Maria Lyskirchen, ebenfalls in Köln, ist es jetzt über Euskirchen nach Solingen-Ohligs gekommen. „Da wir in Ohligs sehr viel Flüchtlingshilfe betreiben, haben wir uns natürlich sofort gemeldet, als das Bistum dieses Projekt bekannt gab“, berichtet Christa Melzer, die Pressebeauftragte Pfarreiengemeinschaft Solingen-West. Zu dieser Gemeinschaft gehören Ohligs, Wald, Merscheid und Löhdorf. Beim Aufbau entschied man sich für Ohligs, weil in der St. Joseph Kirche der meiste Platz gegeben ist.
Libysche Schleuser: 100 Flüchtlinge auf dem Holzboot
Für die Dauer von zehn Tagen wird es jetzt hier stehen. Während dieses Zeitraums gibt es eine Vielzahl von Programmpunkten, unter anderem mit Vorträgen, Theater und Musik. Ein spezieller Gottesdienst ist für die rund 60 Vorschulkinder der Pfarreiengemeinschaft geplant und wird direkt im Boot stattfinden.
„Ich bin sehr froh über das Engagement, das hier seit etwa eineinhalb Jahren stattfindet“, sagt Pfarrer Meinrad Funke. „Deshalb finde ich es sehr passend, dass das Boot im Solinger Westen vor Anker geht. Ich bin sehr gespannt auf die vielen kulturellen Veranstaltungen und das vielfältige Gottesdienstprogramm in diesen Tagen. Mein Dank geht an alle freiwilligen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Personen, die dieses Angebot möglich machen.“ Und dabei hebt der Pfarrer besonders die Verdienste der Projektkoordinatorin Sabina Vermeegen hervor.
Oberbürgermeister Tim Kurzbach: „Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit habe, für dieses Projekt Schirmherr zu sein. Das große Engagement aller Beteiligten setzt ganz deutliche Zeichen. Die Flüchtlingsfrage ist eine Generationenaufgabe, der wir uns stellen müssen. Dieses Boot steht als Symbol, als klares Zeichen dafür, aktiv zu werden. Ich bin den Gemeinden für ihre Arbeit und ihre Einsatzbereitschaft unglaublich dankbar. Die Stadt hätte das nicht allein stemmen können.“
Mobiler Kran bringt das Boot in die Horizontale
Dann ist intensiver Einsatz der Transporteure und Handwerker gefragt. Denn das Boot muss durch das Kirchenportal. Und da gibt es nur etwa drei Zentimeter Spiel. Nach unermüdlichem Hin- und Herrangieren rollt es langsam herein und wird durch die Mitte an den Bänken vorbei zum Altar geschoben. Um es aber dann in die Horizontale zu verlagern, wird ein extra für diese Zwecke gebauter mobiler Kran aufgebaut. Nach fast vier Stunden intensiver Arbeit ist es endlich geschafft. Das Boot hat seinen vorläufiger Ankerplatz erreicht. Vom 1. bis 12. März wird es da stehen, als Appell an die Menschlichkeit, bis es seine Weiterreise nach Bergisch-Gladbach antritt.
Wer sich über das umfangreiche Begleitprogramm informieren möchte, findet unter www.kath-solingen-west.de den Flyer, das Programm mit Erläuterungen sowie einen Link zur Flüchtlingsboot-Seite des Erzbistums.