SOLINGEN (mh) – Was geschieht, wenn zwei Künstler zum ersten Mal gemeinsam an einem Werk arbeiten? Diese Erfahrung machten Martin Kammler und Stefan Seeger am Sonntag beim Live-Painting im BST-Gesundheitszentrum auf der Mangenberger Straße.
Zunächst gab es nicht mehr als ein Stück weiße Leinwand am Boden, Größe 1,60 x 1,20 Meter. Spannung bei den etwa 40 Besuchern. Wie würde es weitergehen? Nach ein paar prüfenden Blicken begann Kammler damit, in breiten geschwungenen Strichen Acrylfarbe aufzutragen. Auf den pastelligen Fliederton setzte Seeger ein leuchtendes Rot. Ohne sich abzusprechen arbeiteten beide Künstler in einem ständigen Wechsel Hand in Hand. Geplant wurde vorher nicht. Es sollte ein spontanes Werk sein.
Erstes gemeinsames Werk der Künstler
Während des Malens beschrieben beide ihre Techniken und Arbeitsweisen. Stück für Stück entstand das neue Bild. Immer wieder von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Nach kaum einer Stunde war aus leuchtenden Acrylfarben ein Werk entstanden, in dem die Energie förmlich explodierte. Der größte Anteil der Farben blieb im Inneren der Leinwand, eine Eigenart, die man von Picasso kennt. Dazu erläuterte Martin Kammler: „Wenn viel Energie vorherrscht, sollte der Rand weiß bleiben. Das bringt Ruhe in das Bild.“
Für beide Maler war es problemlos möglich, sich auf den anderen einzulassen. „Man muss dem Schaffensprozess einfach seinen Lauf lassen“, sagte Stefan Seeger. Auch Martin Kammler betonte, es sei eine neue Erfahrung gewesen. „Das hat mir viel Spaß gemacht, obwohl ich ja eigentlich mehr Zeit mit den Bildern verbringe.“ Die beiden Künstler kennen sich seit einigen Jahren. Während seiner Zeit in Solingen hatte der Wahl-New-Yorker Kammler sein Atelier bei Stefan Seeger im Alten Stellwerk.
Bilder entstehen auf dem Boden
Wie entsteht ein Bild? Das erklärte Kammler so: „Meistens male ich auf dem Boden. Ich frage mich, wo fange ich an? Wann höre ich auf? Es ist ein langsames Annähern an das Bild. Da ich mit Öl arbeite, gibt es durch die Trocknungszeit immer Unterbrechungen. In dieser Phase lebt das Bild noch, die Farben verändern sich. Gerne lege ich mehrere Farbschichten übereinander, kratze Konturen mit dem Spachtel hinein. Welche Energien schaffe ich dadurch?“
Stefan Seeger ist da eher etwas ungeduldiger. „Ich male vorwiegend mit Acryl. Da trocknen die Farben schnell. Ich kann aber auch nicht so lange am gleichen Bild arbeiten. Es soll zügig fertig werden.“ Wenn Seeger unterwegs ist, hat er immer ein kleines Skizzenbuch dabei. „So male ich praktisch nach Vorlage. Anschließend setze ich kleine Akzente. Dadurch erzeuge ich Bewegung im Bild.“
Versteigerung für einen guten Zweck
Jetzt muss das gemeinsame Werk trocknen. Dann soll es für einen guten Zweck versteigert werden.