SOLINGEN (mh) – Die fünfte Saatgutbörse, die am vergangenen Sonntag im Botanischen Garten stattfand, war wie ihre Vorgänger ein voller Erfolg. Schon vor der offiziellen Öffnungszeit herrschte ein ständiges Kommen und Gehen in der Orchideenhalle. Vor den Ständen drängten sich zahlreiche Gartenfreunde. Manche hatten Samen aus dem eigenen Garten dabei. Andere freuten sich über das umfangreiche Angebot, das die Mitarbeiter der Stiftung Botanischer Garten zusammengestellt hatten. Überall fand ein lebhafter Austausch von Sämereien und Erfahrungen statt. Da wurde gestöbert, gestaunt und gefragt. Seite an Seite standen neue Besucher neben Wiederholungstätern.
Große Nachfrage nach sortenfestem Saatgut
Die Idee zur Samentauschbörse war durch die Problematik mit dem Saatgut entstanden. „Vieles sät man nur einmal aus. Die Samen sind nicht mehr sortenfest“, erläuterte Carmen Dörner. Im Sinne von Nachhaltigkeit wollte man aber samenfestes Material weitergeben. Also sammelten die Pflanzenfreundinnen die Sämereien in der Gartenanlage und stellten sie zum Tauschen zur Verfügung. „Aus den industriellen Samen kann man keine gleichwertigen neuen Pflanzen ziehen, sondern muss den Samen jedes Jahr erneut kaufen.“ Dörner befasst sich seit etwa 30 Jahren intensiv privat mit Gartenbau und der entsprechenden Fachliteratur. Sie betreut seit einigen Jahren sowohl das Heilpflanzenbeet als auch den Biblischen Garten und kümmert sich obendrein mit großer Leidenschaft um die Saatgutbörse. „Samenbank“ sagt sie liebevoll dazu. Für die Besucher hatte sie eine Fülle an Informationen parat.
Die so genannten F1-Hybriden widersprechen dem Grundsatz der Nachhaltigkeit. Wenn auch das glänzende Hybridgemüse im Supermarkt schön anzusehen ist, verdrängt es zunehmend die alten Sorten. Kerne und Samen taugen nicht zur Aussaat. Diesen Trend wollen die Organisatoren der Saatgutbörse stoppen. Es soll ganz bewusst eine Tauschbörse bleiben, kein Verkauf oder Handel. Die Sämereien waren auf Tischen nach bestimmten Bereichen geordnet.
Sämereien im Sinne der Nachhaltigkeit
Nutz- und Zierpflanzen, wie Mangold, Radieschen, Topinambur und wilde Möhre vervollständigten das Sortiment. Topinambur hat Fachfrau Dörner aus ihrem eigenen Garten mitgebracht. Die wilde Möhre ist eine ideale Pflanze für Schmetterlinge, Besonders den in unseren Gärten selten gewordenen Schwalbenschwanz zieht es zu ihr hin. Die aus der Orchideenhalle stammende Erdbeer-Guave eignet sich vorzüglich für eine köstliche Marmelade mit Erdbeergeschmack. Ideal für alle, die unter Erdbeer-Allergie leiden. Aus dem Samen der Zistrose lässt sich ein gesunder Tee herstellen, der für den Einsatz gegen freie Radikale geeignet ist.
Besonders große Nachfrage gab es ebenfalls nach bienenfreundlichen Sämereien oder Pflanzen, wie Natterkopf oder Stockrose. Vexiernelken (auch Kronen-Nelken genannt), ein wahrer Insektenmagnet, waren der Renner. Sie stammen aus dem Bauerngarten, der gerade generalüberholt werden soll. Für den neuen Anbauplan mussten zahlreiche Pflanzen weichen, die bei der Börse gleich mit angeboten wurden. Auch am morgigen Dienstagnachmittag werden noch verschiedene Ableger gegen Spende abgegeben. Diese Chance sollten sich Pflanzenliebhaber nicht entgehen lassen. Dann folgte von Carmen Dörner ein weiterer guten Tipp: „Älteres Saatgut kann man in Kamillentee einlegen. Wenn es sich vollgesogen hat, wird es eingepflanzt.“
Bienenfreundliche Pflanzen waren sehr gefragt
Wer genug gestöbert hatte, konnte sich von Remy Matelots Riesenseifenblasen verzaubern lassen. Die Steampunkerin, die seit einiger Zeit ehrenamtlich im Botanischen Garten tätig ist (wir berichteten), faszinierte kleine und große Besucher nicht nur im Freien mit schillernden Seifenblasen, sondern ließ in der Orchideenhalle Nebelblasen entstehen.