SOLINGEN (red) – Das Drama um die Schließung der Lukas Klinik in Ohligs spitzt sich weiter zu und ist um einen Akt reicher. Nachdem die Kplus Gruppe gestern mitteilte, die Klinik an der Schwanenstraße bereits zum 1. Dezember zu schließen, gingen im Rathaus und auch im Solinger Klinikum sämtliche Alarmglocken (wir berichteten hier). Während Kplus in einer Medieninformation mitteilte, dass man diesen Schritt in Absprache mit Behörden und umliegenden Kliniken getan hätte, sagen Stadt und Klinikum Solingen das exakte Gegenteil.
„Kplus-Verantwortliche tragen Verantwortung“
Mit der Schließung der Lukas Klinik zum 1. Dezember müsste die Schlaganfallversorgung somit bereits deutlich früher vom Klinikum gestemmt werden, das sich auf eine Inbetriebnahme der Stroke Unit für den 1. Januar vorbereitet. „Konsequenz wäre, dass die neurologische Notfallversorgung in der Lukas Klinik schon am 23.11. enden würde und sich die Frage stellt, wer ab dann diese Patientinnen und Patienten versorgt. Das Städtische Klinikum Solingen arbeitet bereits fieberhaft daran, die Stroke Unit ab Mitte Dezember an der Gotenstraße einsatzbereit zu machen“, so das Rathaus am Donnerstagnachmittag in einer Medienmitteilung.
Dazu Oberbürgermeister Tim Kurzbach: „Ich muss die Verantwortlichen der Geschäftsführung der Kplus Gruppe als Oberbürgermeister daran erinnern, dass sie auch weiter eine große Verantwortung zu tragen haben. Deswegen habe ich heute auch den Kardinal und Erzbischof von Köln und die örtliche Pfarrgemeinde als Gesellschafter angeschrieben, dem unabgestimmten Handeln hier ein Ende zu setzen. Die Schwierigkeiten des Gesundheitssystems sind offenkundig, aber zu keinem Zeitpunkt in den letzten Tagen wurde fair und transparent mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Patientinnen und Patienten und der Stadt Solingen umgegangen.“
Kurzbach: „Chaos muss verhindert werden“
In Solingen teile man keinesfalls die Einschätzung der Kplus-Geschäftsführung, so Kurzbach weiter, dass die neurologische Patientenversorgung in der Lukas Klinik nicht mehr bis Mitte Dezember weitergehen könnte. „Jeder Tag ist für das Städtische Klinikum wichtig, um baulich voranzukommen und damit ein Chaos zu verhindern. Das Klinikum braucht grade diese letzten entscheidenden Wochen bis Mitte Dezember zur Vorbereitung. Es wird ab dem 23.11. die neurologische Akutversorgung nicht in einer sinnvollen Weise übernehmen können. Ein Aussetzen der neurologischen Notfallversorgung für den Südkreis Mettmann und Solingen für mehr als 48 Stunden ist nicht verkraftbar“, macht Tim Kurzbach deutlich.
Und über Wochen hinweg sei das schlicht nicht vorstellbar. Das hätten die Abstimmungsgespräche der Fachleute in den letzten Wochen mehr als deutlich gemacht, so der OB. „Patientinnen und Patienten müssten in diesen Wochen aus Solingen und Mettmann in die eh schon überfüllten umliegenden neurologischen Kliniken transportiert werden. Das gefährdet die Gesundheitsversorgung unserer Region. Das NRW-Gesundheitsministerium muss prüfen, ob es die Geschäftsführung anweisen kann, den Betrieb der Neurologie bis Mitte Dezember an der St. Lukas Klinik aufrechtzuerhalten“, so Kurzbach weiter.
Welzel: Geordneter Übergang muss gewährleistet sein
Der „unabgestimmte Alleingang der Kplus Gruppe“, so das Rathaus, stoße auch deshalb auf Unverständnis, weil es seit Wochen Planungsgespräche des Klinikums Solingen mit den ärztlichen Leitern der Rettungsdienste des Kreises Mettmann und der Stadt Solingen gebe, über die Kplus informiert sei. „Einzelheiten des Umzugs der Patientinnen und Patienten und mögliche Termine Mitte Dezember wurden besprochen. Der Plan ist, dass die Stroke Unit sich lediglich für 48 Stunden von der neurologischen Notfallversorgung abkoppelt und in dieser Zeit das Personal und die neurologischen Patientinnen und Patienten der Lukas Klinik in das Städtische Klinikum verbringt. Unmittelbar nach diesem Zeitraum startet die neurologische Notfallversorgung am neuen Standort Solingen“, teilt die Stadtverwaltung mit.
Der für das Rettungswesen verantwortliche Solinger Beigeordnete Jan Welzel stellt die Erwartungen der Stadt Solingen klar: „Es wird keine Unterbrechung in der Gesundheitsversorgung und insbesondere in der neurologischen Versorgung der Stadt geben. Sollte Kplus keinen geordneten Übergang gewährleisten – und noch setzen wir auf Gespräche – dann wird dies hoheitlich verfügt werden müssen. Der Einsatz im Klinikum Solingen bedingt, dass dort die Räumlichkeiten und die Technik hergerichtet sind. Dies war – in knappen Zeitplänen – für Mitte Dezember geplant und wird mit Hochdruck umgesetzt. Es kann nicht beliebig vorgezogen werden und muss mit diesem Personal weiter am Standort Lukas stattfinden. Solingen wird notfalls als Ordnungsbehörde per Ordnungsverfügung den Weiterbetrieb der akuten Schlaganfallversorgung am Standort der Lukas Klinik anordnen. Wir, die Stadt, tragen letzten Endes die Verantwortung für das Leben und die Gesundheit der Menschen in Solingen.“
Sprechen Fakten gegen eine „Notabschaltung“ der Lukas Klinik?
In ihrer Mediemitteilung beruft sich die Stadt Solingen zudem auf „Insider“. Diese hätten demnach berichtet, dass die Entscheidung der Kplus-Führung um Geschäftsführer Kai Siekkötter und den Generalbevollmächtigten Stefan Denkhaus offenbar „am grünen Tisch“ und ohne Konsultation fachmedizinischen Sachverstandes getroffen wurde.
Dazu abschließend das Rathaus: „Denn die Fakten sprechen gegen die ,Notabschaltung´ der Neurologie an der Lukas Klinik. Der Laborbetrieb der Lukas Klinik stehe der Neurologie noch bis Ende Dezember zur Verfügung. Der Dienstplan der Lukas-Notaufnahme und die pflegerischen Dienstpläne auf den neurologischen Stationen seien bis zum 15.12. geschrieben, ebenso der ärztliche Dienstplan. Die Kardiologen und Internisten der St. Lukas Klinik stünden alle noch im Dezember zur Verfügung; auf Chirurgen sei die Neurologie nicht angewiesen. Die Anästhesiepflegekräfte stünden ab Mitte November wieder zur Verfügung, so dass auch wieder Katheterbehandlungen durchgeführt werden könnten.“