SOLINGEN (bgl) – In der Ausbildung zur Pflegekraft spielt die Verknüpfung von Theorie und Praxis eine entscheidende Rolle. Bereits zum zweiten Mal setzte das Städtische Klinikum Solingen das Projekt „Azubis leiten eine Station“ um und ermöglichte es Auszubildenden, für einen festgelegten Zeitraum die Leitung einer Station eigenverantwortlich zu übernehmen. Dabei wurde den jungen Azubis die Möglichkeit gegeben, komplexe Aufgaben wie die Organisation von Dienstplänen, die Planung von Visiten sowie die Aufnahme und Entlassung von Patienten eigenständig zu übernehmen. Unterstützt wurden sie von erfahrenen Pflegekräften und Praxisanleitern, die beratend zur Seite standen, jedoch bewusst darauf achteten, den Auszubildenden genügend Freiraum für eigenständige Entscheidungen und Erfahrungen zu lassen.
Sieben junge Azubis nahmen am Projekt teil
„Wir haben dieses Mal eine kleine Station ausgewählt, da wir in diesem Kurs nur sieben Azubis haben. Das Projekt findet auf einer Infektionsstation/Gastroenterologischen Station statt, wo unsere Azubis maximal zehn Patienten zu versorgen haben“, erklärte Nathalie Hannemann, verantwortlich im Klinikum für den Bereich Praxiskoordination in der Ausbildung. Das Projekt verfolgt mehrere Zielsetzungen. Es dient dazu, den Auszubildenden die praktische Anwendung ihrer theoretischen Kenntnisse zu ermöglichen und ihnen zugleich einen realistischen Einblick in die Anforderungen des Pflegeberufs zu geben.
Durch die Übernahme von Verantwortung werden ihre persönliche Entwicklung, ihr Selbstbewusstsein und ihr Verantwortungsbewusstsein gestärkt. Gleichzeitig bereitet das Projekt die jungen Pflegekräfte auf die Herausforderungen des Berufsalltags vor, insbesondere auf mögliche Führungsaufgaben, die sie nach ihrer Ausbildung erwarten könnten.
Praxisanleitungen waren stets im Hintergrund
„Zunächst wurden unsere Azubis eine Woche theoretisch auf ihre Aufgabe vorbereitet, es folgten dann 13 Tage im praktischen Projekt auf der Station. Die Azubis machen allerdings nur Früh- und Spätdienst und unsere Praxisanleitungen sind stets im Hintergrund und ansprechbar“, betone Nathalie Hannemann.
Die Erfahrungen, die die Teilnehmer während der Projektzeit sammeln konnten, seien prägend und wichtig für ihren weiteren beruflichen Lebensweg. Sie lernten im Rahmen des Projektes, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen, was sie nicht nur fachlich, sondern auch persönlich wachsen lasse. Auch für das Klinikum selbst habe das Projekt ebenfalls große Bedeutung, da es dazu beitrage, zukünftige Führungskräfte frühzeitig zu fördern und die Qualität der Pflege langfristig zu sichern.
Azubis bestimmten eigene Stationsleitung
„Am Anfang müssen sich die Azubis immer zunächst einmal etwas sortieren und organisieren. Aber es ist alles in allem sehr gut gelaufen“, freute sich Nathalie Hannemann. Für den Zeitraum des Projektes wurde aus den Reihen der Azubis eine Stationsleitung sowie eine Stellvertretung bestimmt. „Und die beiden haben dann auch den Dienstplan für die Azubis geschrieben“, so Hannemann weiter. Konfrontiert wurden die jungen Auszubildenden im Rahmen des Projektes mit allem, was im Stationsalltag passieren kann.
Dazu gehörte beispielsweise die Begleitung von ärztlichen Visiten, die Kooperation mit dem Sozialdienst oder mit Phsysiotherapeuten, aber auch der Umgang mit Nofällen. Die sieben Azubis haben in der Endphase ihrer dreijährigen Ausbildung am Projekt teilgenommen und stehen jetzt kurz vor ihrem Examen. „Das Projekt ist außerordentlich wichtig. Hier lernen die Azubis, wie es ist, auf sich selbst gestellt zu ein und Verantwortung zu übernehmen. Damit kann man nicht früh genug anfangen“, machte Praxisanleiterin Nathalie Hannemann deutlich.
Projekt wurde jahrelang in der Lukas Klinik durchgeführt
In den vergangenen Jahren wurde das Projekt „Azubis leiten eine Station“ erfolgreich in der St. Lukas Klinik durchgeführt, die vor einem Jahr ihre Pforten schloss. Im Klinikum wird das Projekt weitergeführt.