SOLINGEN (mh) – Am Freitagabend ging es im Alten Stellwerk zurück in die Kindheit. In „Solingen – Unglaublich wahre Geschichten“ erinnerten sich Olaf Link und Johanna Precht an manch amüsante, aber auch nachdenkliche Ereignisse aus ihrer Kinder- und Jugendzeit. Beide in Solingen geboren und aufgewachsen, hatten in dieser Zeit nicht vieles an Gemeinsamkeiten. Eine Freundschaft war jedenfalls nicht vorhanden.
Die entwickelte sich erst Jahrzehnte später. Johanna Precht lebt seit 24 Jahren in Dänemark. Olaf Link ist bis heute Solingen treu geblieben. „Vor drei Jahren haben wir uns auf Facebook getroffen“, erinnert sich Olaf Link. „Was macht man nach so langer Zeit? Man frischt Erinnerungen auf, spricht über die Jugendzeit. Aus diesen sehr anregenden Gesprächen entstand die Idee, das, was uns mit Solingen verbindet, sei es positiv oder kritisch, festzuhalten.
Vor drei Jahren auf Facebook wiedergetroffen
Da die Verlage der Meinung waren, der Inhalt eigne sich wohl nur für die Leserschaft in Solingen, übernahm Schorsch Wenke die Gestaltung des Buches, das jetzt im Eigenverlag erschienen ist. Wenke, der als Moderator durch den Abend führte, hörte sich im Publikum um. „Wer von Ihnen ist denn nicht aus Solingen?“ Immerhin rund ein Drittel der 50 Besucher.
Dann klärte er die Frage, warum Solinger so gerne in Vereine gehen. „Natürlich um zu streiten. Dadurch ist sehr viel kreative Kraft entstanden. Man kann die Kreativität in Solingen ja fast mit New York vergleichen – oder mit Rom und seinen fünf Hügeln. Fünf wie auch bei Solingen.“ Dann gestand er: „Ich entdecke auch bei mir immer häufiger Ambitionen, zu sagen: Früher war alles ….“
Wie war das früher? Im „Heimatkundler“ erinnerte sich Olaf Link an das gleichnamige Fach in der Schule. „Heimatkunde – das waren Wanderungen mit meinem Großvater durch die Region. Auch der Geruch der Wupper, den mancher ganz anders bezeichnete, war für mich immer ein spezifischer Duft.“ In der Schule war es eher der Geruch von Bohnerwachs, mit dem Hausmeister Koch die Böden putzte. Als Linkshänder, dem das Schreiben mit der rechten Hand große Mühe bereitete, wurde er vom Schönschreiben ausgeschlossen. Das minderte die anfängliche große Sympathie für die Lehrerin erheblich.
Kindheit: Erlebnisse in der Schule
Johanna Precht hatte ihre Zeit in der Klemens-Horn-Straße deutlich vor Augen. Die Häuser in ihrer verschachtelten Bauweise boten wunderbare Spielmöglichkeiten. Der graue und, realistisch betrachtet, verlotterte Hinterhof war ein Kinderparadies. Daran änderten auch Opa Henschel und Opa Fröhlich nichts, die ständig meckerten und die Kinder vom Hof vertreiben wollten. Ein Zustand, der sich erst änderte, als Opa Henschels Enkelkinder auch dort spielten.
Zu Links weiteren Erinnerungen gehörten Wohlfahrtsmarken mit Märchenmotiven, Luthers Bild auf Löwensenf und das Festkleben mit der Zunge an einer vereisten Straßenlaterne. Johanna Precht hatte wunderbare Abende im Theater erlebt, wobei Shakespeare den größten Eindruck hinterließ, abgesehen vom Zigeunerbaron. Es gab Rückblicke auf die Entstehung des Mumms mit seiner Institution Franz Schwarz, auf den Journalisten Max Leven und den früheren Oberbürgermeister Gerd Kaimer. In den Erzählungen der beiden Autoren spiegelte sich die ganze Bandbreite von emotionalen Begebenheiten – heiter und ernst, bedrückend und humorvoll.
Souverän moderiert von Schorsch Wenke
Zum Abschluss des Abends fasste Schorsch Wenke kurz zusammen: „Solingen – Unglaublich wahre Geschichten. Ich hoffe, Sie haben vieles wiedererkannt und sich selbst in vielem wiedererkannt.“ Und nach den anschließenden lebhaften Unterhaltungen zu urteilen, traf das wohl auf jeden zu.
„Solingen – Unglaublich wahre Geschichten“ von Johanna Precht und Olaf Link kostet 12,50 Euro und ist über www.der-bergische-link.de erhältlich.
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