SOLINGEN (mh) – Unsere Solingerin des Monats, die Pädagogin Andrea Daun, hat in ihrer ersten Seminarwoche in China vieles erlebt. Am ersten Schulungstag hatte sie über die Entwicklung der eigenen Würde gesprochen. „Wenn wir Respekt unserer Kinder vermissen, ist die erste Frage, die man sich stellen sollte: Bin ich eigentlich respektvoll dem Kind gegenüber?“ Diese Hinterfragung der eigenen Art und Weise stellte für die Seminarteilnehmer einen ganz neuen und außerordentlich interessanten Ansatzpunkt dar.
Neue interessante Ansatzpunkte
Gleiches galt beim Gespräch über die Traurigkeit. Völlig verblüfft hörten die Teilnehmer zu, als Daun das Trauern als Geschenk beschrieb. Der Dolmetscher fragte vorsichtshalber mehrfach nach, ob er richtig verstanden hatte. „Ich habe dann erklärt, warum das so ist, was im Inneren eines Menschen passiert.“ Daun lenkte das Gespräch ebenso auf die Alltagstraurigkeit und darauf, dass man einem Kind die Zeit geben muss, ein Verbot oder die Ablehnung eines Wunsches zu verarbeiten. „Es macht keinen Sinn, die Trauer durch Ablenkung zu unterdrücken. Kinder müssen den Umgang damit lernen.“
Mit Trauer umgehen lernen
Eine ähnliche Reaktion erfolgte bei der Erläuterung des persönlichen Bereiches. Als Erwachsener kann man sich wehren. Häufig kommt es dabei zu Zusammenstößen. Doch wie oft überschreiten wir, mal rücksichtslos, mal einfach gedankenlos, den persönlichen Bereich eines Kindes? Wie soll sich das Kind wehren? Andrea Daun hatte hier zur einfachen Demonstration das Tanzen als Beispiel gewählt. Mein Tanzbereich – dein Tanzbereich. Die anschauliche Darstellung brachte viel Verstehen und Zustimmung.
Mit großem Interesse diskutierte die Gruppe die Frage: „Wie kann ich die Führung übernehmen und dabei nicht die Grenzen des Kindes überschreiten?“ In vielen Fällen kein rein berufliches Thema, daher kamen auch diverse private Erlebnisse zur Sprache. Es folgte eine Fülle von Überlegungen und Vorschlägen. Die Pädagogin war von den lebhaften Diskussionen und den fruchtbaren Ergebnissen ganz begeistert. „Besser kann ein Workshop gar nicht laufen. Die Teilnehmer saugen alles förmlich auf.“
Yoga-Übungen und Rhythmus-Spiele
Auch die spielerischen und kreativen Ansätze fanden großen Anklang und förderten eine harmonische Atmosphäre. Morgens gab es zur Eröffnung kleine Tänze. Während die Pädagogin „Bruder Jakob“ auf Chinesisch singen sollte (mit Unterstützung natürlich) und sich an Yoga-Übungen versuchte, zeigte sie ihrerseits ein paar Rhythmus-Spiele. Das führte so manchem deutlich vor Augen, wie leicht man vergisst, das etwas, was man selbst gut beherrscht, anderen sehr schwer fallen kann.
Daun lobte obendrein den netten und fürsorglichen Umgang der Teilnehmer miteinander. „Sie sind wie eine liebe Familie, obgleich sie sich vorher gar nicht kannten. Da ist nichts Befremdliches oder Störendes.“ Ein Klischee hat sich bewahrheitet. Die Chinesen sind wild auf Fotos. „Wir nehmen uns jeden Tag während des Seminars fünf Minuten Zeit dafür. Die Teilnehmer wechseln sich beim Fotografieren ab. Dann sorgt aber jeder dafür, dass alle anderen die Bilder auch auf ihren eigenes Handys haben.“
Wild aufs Fotografieren
Und noch ein nettes Erlebnis am Frühstücksbuffet. Andrea Daun hörte, wie jemand eine ihr gut bekannte Melodie summte: „Morgen, Kinder, wird’s was geben…“ Ein willkommener Anlass für ein chinesisch-deutsches Lied in der Gruppe. Dafür gab es einen Riesenapplaus. Am Dienstag geht die Reise weiter nach Hongkong.