SOLINGEN (bgl) – Der Wahlkampf für die im kommenden Jahr stattfindende Wahl zum Oberbürgermeister in Solingen nimmt nur ganz langsam Fahrt auf. Bisher haben sich erst zwei Kandidaten aufstellen lassen, die Amtsinhaber Tim Kurzbach (SPD) am 13. September 2020 herausfordern wollen. Das ist der Liberale Raoul Brattig und Jan Michael Lange von der Bürgergemeinschaft für Solingen (BfS), der von seiner Partei bereits im vergangenen Sommer als Kandidat aufgestellt wurde. „Einfach kann jeder! Ich bin ganz konkret der Meinung, dass es in Solingen Dinge gibt, die wir umsteuern können und müssen“, sagt der 41-Jährige.
Politischer Werdegang begann bei der FDP
Jan Michael Lange ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. 1995 machte er seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Remscheid. Nach seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr zog Lange 1999 von Wuppertal nach Solingen. Bei der Deutschen Bank ist er im Bereich der Baufinanzierungen beschäftigt. Politisch kann Lange auf einen bewegten Werdegang zurückblicken. Ab 1998 war er zunächst Mitglied der FDP in Remscheid, wo er sich in verschiedenen Gremien und Organisationen engagierte. „Aus dieser Zeit kenne ich unter anderem auch noch den Christian Lindner“, blickt Jan Michael Lange zurück. Nach einigen Jahren zog sich Lange aus der FDP zurück und war dann eine ganze Zeit gar nicht mehr politisch aktiv.
2013 zog es ihn dann zurück in die Politik. „Die Themen Europäische Union und Euro-Rettung waren damals die Hauptgründe, wieder zurück in die Politik zu gehen“, erinnert sich Lange. Für die Alternative für Deutschland (AfD) wurde er 2014 in den Rat der Stadt Solingen gewählt. „Das war damals noch eine ganz andere Partei, als sie es heute ist“, betont der Ratsmann. So blieb die AfD-Episode auch ziemlich kurz, als er gemeinsam mit seinem Kollegen Jan Salewski bereits Ende 2014 die Partei wieder verließ. Eine neue politische Heimat fand man schließlich ein Jahr später bei der BfS.
Verwaltung: Handlungsbedarf bei Steuerung und Führung
„Tatsächlich ist man als Lokalpolitiker stets ganz dicht am Bürger dran, mir ging es immer darum, dass wenn wir was machen, dass es auch Wirkung vor Ort zeigen soll“, zeigt Jan Michael Lange seine Motivation für sein langjähriges Engagement in der Lokalpolitik auf. Und so ließ er sich auch nicht lange bitten, als die Frage aufkam, ob man einen OB-Kandidaten seitens der BfS aufzustellen gedenkt. „Meine Kinder leben auch hier in Solingen, weshalb es selbstverständlich auch eine Hauptintention ist, denen etwas zu hinterlassen, womit sie weitermachen können“, macht Lange deutlich.
Vor allem im Bereich der Steuerung und der Führung der Stadtverwaltung sieht Lange Handlungsbedarf. „So wie derzeit Personal verteilt wird, macht es teilweise wirklich überhaupt keinen Sinn. Wir haben tatsächlich Abteilungen innerhalb der Stadt Solingen, die besser zu besetzen wären und somit effektiver arbeiten könnten. Gleichzeitig werden bestimmte Abteilungen immer weiter aufgebläht, wie beispielsweise das Büro des Oberbürgermeisters“, beklagt sich der BfS-Politiker.
Lange: „Politik ist nicht Party“
Auch medial sei Tim Kurzbach Langes Meinung nach zu präsent: „Das ist für einen Oberbürgermeister jetzt nicht total ungewöhnlich, er muss ja die Stadt repräsentieren. Aber er übertreibt es einfach. Die Energie, die er da reinsteckt, sollte er lieber in seine Arbeit investieren“, meint Jan Michael Lange, denn „Politik ist nicht Party“, so der 41-Jährige weiter.
Neben dem Rathaus und der Stadtverwaltung sieht Lange in der ganzen Stadt zahlreiche Baustellen, dies es zu bearbeiten gelte. Darunter unter anderem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), die Verkehrsinfrastruktur in Solingen (Autobahnanbindung), die städtischen Finanzen und nicht zuletzt das in Schieflage befindliche Solinger Klinikum. „Ich wünsche mir vor allen Dingen eine bessere Diskussionskultur, aber das ist ja kein Problem, das wir ausschließlich in Solingen beobachten können“, bedauert OB-Kandidat Lange.
Abgeschaffte Stichwahl habe Chancen verbessert
Gibt es in Solingen überhaupt eine Wechselstimmung? „Das weiß ich nicht. Es hängt jetzt auch vieles davon ab, wie sich die Grünen entscheiden, ob die sich einkaufen lassen über den Posten des Stadtdirektors. Wir als BfS sind sicherlich nicht der größte Partner in Solingen, aber als Oberbürgermeister ist man immer etwas losgelöst und es handelt sich ja eher um eine Personenwahl“, schätzt Jan Michael Lange die derzeitige Situation ein. Entscheidend sei in den kommenden Monaten die Präsentation auf den diversen Events, wie den Podiumsdiskussionen, wo alle OB-Kandidaten direkt aufeinander treffen werden. „Wenn man jetzt mal realistisch schaut, dann sind die Chancen in so ein Amt gewählt zu werden, auch als vermeintlich kleine Person, größer, als sie es vorher waren, als es noch eine Stichwahl gab“, malt sich Lange durchaus gute Chancen aus.
Eine feste Taktik im Wahlkampf hat sich der BfS-Kandidat derweil noch nicht zurechtgelegt. „Tatsächlich ist meine Taktik, dass ich mich nicht sehr ändern werde. Das würde nicht gut rüberkommen, wenn man versucht sich irgendwie zu verstellen. Ich werde weiterhin das tun, was ich bisher immer schon gemacht habe: Ich möchte nah an den Bürgerinnen und Bürgern bleiben und mich um wichtige Themen kümmern und keinen Wahlkampf in Hochglanz abliefern“, sagt OB-Kandidat Lange.