SOLINGEN (red) – Mitten in der Corona-Krise hat Pfarrer Christof Bleckmann seinen Dienst in Ketzberg begonnen. Das Willkommen sei dennoch herzlich, freut sich der Pfarrer nach 180 Tagen. Begegnung sei auch in der Krise möglich. Der neue Pfarrer in Ketzberg ist in diesen Wochen viel auf den Beinen. Zwei-, manchmal auch dreimal in der Woche packt er die kleinen Grußkarten zusammen, nimmt seine Taschen und zuweilen auch den Regenschirm zur Hand und macht sich auf den Weg. Dann klingelt Christof Bleckmann an den Haustüren in Ketzberg.
Alle Menschen der Gemeinde kennenlernen
„Ich möchte alle Menschen, die zu unserer evangelischen Gemeinde gehören, besuchen und kennenlernen“, sagt der erfahrene Gemeindepfarrer, der Anfang Mai aus einer Gemeinde in Langenfeld in den Solinger Osten kam. Dabei orientiert er sich nicht an den Teilnehmerlisten der gemeindlichen Veranstaltungen, sondern am Gemeindebrief-Verzeichnis. Das sei seine Philosophie von Gemeinde: „Alle gehören dazu, auch diejenigen, die ihr Christsein zuhause leben“, erläutert er.
Die Aufgabe der Gemeinde sei es, die Menschen mit Mut und Hoffnung für dieses Christsein im Alltag auszustatten. Und deswegen ist es dem neuen Ketzberger Pfarrer wichtig, allen Menschen aus der Gemeinde mal zu begegnen. In Coronazeiten lehnt er die Einladung auf einen Kaffee ab, es bleibt beim Gespräch an der Haustüre. Aber er habe dort bereits viele schöne Begegnungen erlebt, sei kurz ins Gespräch kommen, habe manchmal auch seelsorgliche Gedanken ausgetauscht. Wo die Türen geschlossen blieben, hinterließ er einen kurzen Gruß auf einer Karte.
Vielen freundlichen Menschen begegnet
An vielen Haustüren hat Pfarrer Christof Bleckmann in den vergangenen sechs Monaten schon geklingelt, einige liegen noch vor ihm. „Es ist schon eine besondere Situation, in dieser Coronazeit eine neue Stelle anzutreten“, sagt er. Und dann erinnert er sich an seinen Einführungsgottesdienst am Feiertag Christi Himmelfahrt: ein Präsenzgottesdienst. Die Gemeinde habe sich damals große Zettel vor die Brust gehalten mit der unmissverständlichen Botschaft: Herzlich Willkommen in Ketzberg.
„Das ist eine unvergessene Geste“, betont der Pfarrer auch 180 Tage später. Seitdem sei er vielen freundlichen Menschen begegnet: den hauptamtlichen Kolleginnen der Jugendarbeit und der Musik sowie vielen Ehrenamtlichen. „Ich habe eine Gemeinde kennengelernt mit einem sehr engagierten und selbstbewussten Presbyterium, die sehr interessiert ist an Gemeinschaft“, findet er. Es sei auffällig, wie wichtig es den Menschen in Ketzberg sei, füreinander da zu sein – in den guten und in den schweren Zeiten des Lebens.
Die Kirche als Ort des Gebets empfinden
Von Anfang an waren die Arbeit geprägt von den Coronabedingungen. Der Ansatz der Gemeinde sei konsequent: Man wolle nichts riskieren, aber das Mögliche umsetzen. Pfarrer Bleckmann begleitet diesen Prozess durch die Krise. „Die Menschen haben mir schon viel Vertrauen entgegengebracht“, sagt er. Manche Ideen und Pläne, die er im Mai mit nach Ketzberg brachte, müssen nun noch auf ihre Umsetzung warten. Er möchte gerne mit Familien Gottesdienste gestalten und in den Blick nehmen, was die Gemeinde an Öffentlichkeitsarbeit brauche.
„Und natürlich geht es mir auch um das spirituelle Erleben“, erzählt er, „es wäre schön, wenn die Menschen die Kirche als Ort des Gebets empfinden.“ Er will die Kontakte zu den katholischen Freunden und der Grundschule stärken. Und nicht zuletzt, wolle er den Zukunftsprozess des Kirchenkreises „Klingenkirche 2030“ mitgestalten – dazu gehört auch die enge Zusammenarbeit der Gemeinden Ketzberg und Gräfrath.
Die Kirche für die nächste Generation organisieren
„Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir Kirche für die nächste Generation organisieren müssen“, sagt der Pfarrer, „dabei ist viel Sensibilität gefragt.“ Darum wird es auch in der Gemeindeversammlung am 1. November 2020 gehen, bei der Christof Bleckmann sich noch einmal vorstellen und das Presbyterium über anstehende Zukunftsaufgaben informieren wird.
Fürs erste befinde er sich aber noch in der Orientierungsphase, sagt der 56-Jährige. Es gehe noch ums Kennenlernen und Ankommen. „Ich habe schon so viele Menschen an den Haustüren getroffen, die uns vertrauensvoll gewogen sind und an deren entscheidenden Knotenpunkten im Leben auch Kirche eine Rolle spielt“, sagt der Pfarrer, „das macht doch Mut und ist für mich sehr kostbar.“
Pfarrer Bleckmann in Bild und Ton
Übrigens: Wer Pfarrer Bleckmann in Bild und Ton kennenlernen möchten, kann auf die Website der Gemeinde Ketzberg klicken. Dort gibt es ein Video, in dem er über den biblischen Monatsspruch für Oktober spricht: „Suchet der Stadt Bestes!“ (Jeremia 29,7). Auch das Internet sei heutzutage ein wichtiger Weg zu den Menschen.