SOLINGEN (bgl) – Erst gestern forderte Oberbürgermeister Tim Kurzbach vom Land Entscheidungen und Maßnahmen aufgrund der sich zuspitzenden Corona-Krise (wir berichteten). Denn Neuinfektionen und auch die klinische Auslastung in Solingen würden langsam dramatische Züge annehmen. Am Freitag trat Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor die Presse und kündigte einen „harten Lockdown“ ab nächster Woche an.
Jahrgangsstufen 8 bis 13 im Distanzunterricht
„Das ist verantwortlich, das ist richtig. Wir hätten nicht einfach so in ein Weihnachtsfest gehen können“, kommentiert OB Kurzbach die Entscheidung aus Düsseldorf. Konkret bedeutet das, dass in Nordrhein-Westfalen ab Montag Eltern von Kindern, die die Jahrgangsstufen 1 bis 7 besuchen, ihre Kinder vom Präsenzunterricht befreien lassen können. Soll heißen: Die Kinder könnten ab Montag zu Hause bleiben und werden von dort am Distanzunterricht teilnehmen.
Auf diese Weise will man Kontakte reduzieren und Infektionsketten unterbrechen. Das muss von den Eltern bei der jeweiligen Schule schriftlich angezeigt werden. Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 8 bis 13 werden ab Montag ausschließlich am Distanzunterricht teilnehmen. Das alles zu organisieren, ist die Aufgabe der Schulen an diesem Wochenende. Ein Wechselunterricht ist vom NRW-Schulministerium nach wie vor nicht vorgesehen. Schülerinnen und Schüler, die für den Distanzunterricht gemeldet wurden, können später nicht mehr zum Präsenzunterricht zurückwechseln.
Kurzbach und Becker fordern langfristige Lösungen
Für Solingens Schulen eine weitere Herausforderung, wie die Stadtverwaltung am Freitag deutlich machte: „Wir werden jetzt alles tun, um ab Montag mit den Schulen gemeinsam die bestmögliche Lösung für die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien zu organisieren, was auch immer uns das an Kraft kosten wird“, verspricht Tim Kurzbach, der sich derartige Entschlüsse vom Land zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht hätte.
Denn bereits vor sechs Wochen legte man die Details des „Solinger Wegs“ offen, die allesamt vom Land NRW abgeschmettert und verboten wurden (wir berichteten u.a. hier). „In diesen sechs Wochen ist kein Tag vergangen, wo wir nicht im Dialog mit den zuständigen Landesbehörden waren und für den ,Solinger Weg´ geworben haben“, so Kurzbach weiter.
Immerhin habe man sich jetzt zumindest etwas den Solinger Vorstellungen angenähert. Gleichzeitig wünscht sich Solingens Stadtchef eine frühzeitige Debatte darüber, wie es nach den Ferien und zu Beginn des neuen Jahres mit den Schulen weitergehen soll. „Es darf nicht wieder so sein wie bisher, wir brauchen jetzt die Debatte, wie ein Schulunterricht in den kommenden Monaten sichergestellt werden kann“, fordert Tim Kurzbach. Dem pflichtet Schuldezernentin Dagmar Becker bei: „Was wir alle brauchen, sind langfristige Lösungen, die geordnet und transparent sind.“
15 Zusatzbusse bleiben weiterhin im Einsatz
Zwar rechnet man ab Montag aufgrund dieser Regelung mit deutlich weniger Schulkindern in Solingens Bussen, am Einsatz der 15 Zusatzbusse halte man aber trotzdem fest. „Wir gehen davon aus, dass eine ganze Reihe Kinder in die Schulen gehen werden, die Zusatzbusse werden auch nach den Weihnachtsferien fahren“, versichert Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Zudem könne man so in den Bussen besser die Abstände einhalten.
Noch Unklarheit herrscht darüber, ob, wann und in welchen Umfang der Einzelhandel heruntergefahren wird. „Das wissen wir noch nicht und wir können momentan noch nicht einschätzen, welche Möglichkeiten da auf uns zukommen“, so Ordnungsdezernent Jan Welzel. Die Weihnachtsferien werden um zwei Tage verlängert. Schulbeginn ist somit erst am 11. Januar 2021.
Coronavirus: Am Freitag 116 Neuinfektionen
Derweil eilt die Corona-Krise von einem Höhepunkt zum nächsten. Am Freitag meldete das Gesundheitsamt der Stadt Solingen 116 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Zwei weitere Personen sind in Verbindung mit Covid-19 verstorben. Damit sind 62 mit dem Virus infizierte Menschen bisher verstorben. Aktuell sind 553 Personen nachgewiesen infiziert, 77 Patienten werden derzeit stationär behandelt, die übrigen ambulant betreut.
3.267 Menschen sind wieder genesen.
In den letzten sieben Tagen sind insgesamt 437 Corona-Neuinfektionen festgestellt worden. Damit entfallen 268,1 neue Fälle auf je 100.000 Menschen, die in der Klingenstadt leben. In Quarantäne befinden sich derzeit insgesamt 2.326 Personen, 15.757 konnten die Quarantäne inzwischen verlassen. Insgesamt wurden seit Ausbruch der Pandemie in Solingen bisher 3.882 bestätigte Fälle gemeldet.
Die Situation rund um Solingens Schulen
59 (gestern 61) Lehrkräfte und 1.040 (gestern 1.188) Schülerinnen und Schüler befinden sich in Quarantäne. Vier (gestern vier) Lehrkräfte und 109 (gestern 105) Schülerinnen und Schüler wurden positiv getestet. 84 (gestern 88) Klassen bzw. Kurse sind betroffen, fünf (gestern sechs) OGS- oder Betreuungsgruppen sowie 26 (gestern 26) weitere an den Schulen beschäftigte Personen.
Hotline der Stadt Solingen zum Coronavirus
Die Stadt hat eine Info-Hotline eingerichtet, die Fragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet oder entgegennimmt:
Hotline der Stadt: 290 – 20 20
Bei Verdacht bitte zunächst telefonisch an den Hausarzt wenden.
Für alleinstehende Menschen, die sich in der Krise nicht alleine helfen können, hat die AWO Solingen ein Notfalltelefon eingerichtet: 8807 3299
Hotline der Wirtschaftsförderung für Unternehmer: 249 – 48 88
Corona-Homepage der Wirtschaftsförderung
Aktion „Umdenken“ der Wirtschaftsförderung
Alle Infos, Verhaltensregeln, Kontaktstellen usw. rund um das Coronavirus auf der Homepage der Stadt Solingen: www.solingen.de/de/inhalt/coronavirus
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