SOLINGEN (bgl) – Man kann den Zollstock anlegen und wird exakt einen Meter und sieben Zentimeter messen. So hoch ist das Modell der Müngstener Brücke, das derzeit im Industriemuseum im Rahmen der Ausstellung „Die Welt im Kleinen“ gezeigt wird. Rund zwei Jahre bastelte Bruno Görg aus Königswinter an seinem Meisterwerk, das er fast detailgetreu im Maßstab 1:100 entstehen ließ. Mit Zahlen kennt sich der 75-Jährige bestens aus, hat er doch lange Jahre als Mathematiker gearbeitet.
„Zudem war ich schon immer begeistert von der Ingenieurskunst aus der Zeit vor 100 Jahren“, betont er. Vor allem die Müngstener Brücke hatte es ihm angetan. Die Tatsache, dass das bergische Markenzeichen zum Ende des 19. Jahrhunderts auch noch von beiden Talseiten gleichzeitig gebaut wurde und man sich erst hoch über der Wupper traf, ließ in Görg den Ehrgeiz wachsen. „Bei der ganzen Statik wurde ja damals mit der Hand gearbeitet. Und die Ingenieure hatten früher nunmal keine Rechner“, sagt Bruno Görg beeindruckt.
3000 Einzelteile im Modell verbaut
Und genau diese Meisterleistung wollte er nachempfinden und nachbauen. Wenn auch im Maßstab 1:100. Dazu bediente sich der Modellbauer kleiner Bleche, die mit jeweils elf Löchern versehen sind. „Die habe ich säckeweise abgeholt“, lacht der 75-Jährige. Diese mussten zum Teil mit einer Handspindelpresse zugeschnitten werden, damit beispielsweise der große Brückenbogen seine Form bekommen konnte. Insgesamt hat Bruno Görg 3000 Einzelteile in seiner eindrucksvollen Müngstener Brücke verbaut.
„Diese Brücke ist belastbar und sehr stabil, man kann sich sogar draufsetzen“, freut sich der Modellarchitekt. Zu sehen war das Meisterwerk bereits 1997 im Rittersaal auf Schloss Burg, als die echte Müngstener Brücke ihren 100. Geburtstag feierte. Daheim in Königswinter hat Bruno Görg das Modell bei sich im Wohnzimmer aufgebaut. Insofern kam ihm die Ausstellung im Industriemuseum gerade recht, „denn so kann ich mal wieder tapezieren“, lacht der Modellbauer. Sich zurückzulehnen ist seine Sache nicht, denn mit dem Schiffshebewerk Henrichenburg hat er schon das nächste Großprojekt in Arbeit.
Zahlreiche Exponate der Privatsammlung Griebel aus Köln
Das Modell der Müngstener Brücke ist das einzige mit Bezug zur Klingenstadt, das derzeit im Rahmen der Ausstellung „Die Welt im Kleinen“ im Industriemuseum gezeigt wird. „Es ist das Exponat der Ausstellung, das am besten zu Solingen passt“, freut sich auch Nicole Scheda vom LVR-Industriemuseum. Noch bis zum 25. Juni ist die Ausstellung zu sehen, die die Geschichte des Metallbaukastens zeigt. Ausgestellt sind unter anderem zahlreiche Exponate der Privatsammlung der Familie Griebel aus Köln.
Sonndags en der Schmette mit Bruno Görg
Sonntag, 05. Februar, von 11 bis 13 Uhr
Erzählen und Bauen mit technischen Baukästen. Ein Angebot für Erwachsen.
Üblicherweise organisiert das LVR-Industriemuseum für die Veranstaltungsreihe „Sonndags en der Schmette“ einen Experten, der zu einem ausgewählten Thema spricht. Diesmal sind die Besucher des Museums die Experten. Diese sind am kommenden Sonntagvormittag eingeladen, um anlässlich der Sonderausstellung „Die Welt im Kleinen“, bei Kaffee und Kuchen ihre eigenen Geschichten zu technischen Baukästen zu erzählen: Vom ersten Märklin-Baukasten, dem ersten selbst gebauten Fahrzeugen oder anderen Erlebnissen rund um technische Baukästen. Wer keine eigene Geschichten von Baukästen hat, kann dennoch einfach vorbei kommen und hören, was es Interessantes zu erzählen gibt. Bruno Görg wird ebenfalls anwesend sein.
Den Teilnehmer der Erzählrunde haben an diesem Vormittag auch die Gelegenheit, mit bereit gestellten Material aus verschiedenen Baukästen alte und neue Bau-Ideen zu verwirklichen.
Ort: LVR-Industriemuseum, Merscheider Straße 297, 42699 Solingen