BERGISCHES LAND (red) – Im Bergischen Land wird derzeit ein neues Instrument entwickelt, das den Hochwasserschutz modernisieren soll: das „Bergische Hochwassermeldesystem 4.0“ (HWS 4.0). Ziel ist es, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Wasserpegel und drohende Überschwemmungen an der Wupper und ihren Zuflüssen präziser vorherzusagen. Damit sollen Kommunen, Einsatzkräfte, Katastrophenschutz und Bevölkerung frühzeitiger informiert werden können. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2023 sei bereits viel erreicht worden, so die Initiatoren. Das System sammelt umfassende Messwerte und stellt diese übersichtlich dar. Grundlage dafür sind Daten zu Pegelständen, Rückhaltebecken, Niederschlagsmengen und Füllständen von Talsperren.
Ausbau des Messnetzes mit neuer Sensorik
Ein zentraler Bestandteil ist die Erweiterung des Messnetzes im Wuppergebiet. Der Wupperverband betreibt inzwischen 60 Pegel und 100 Sensoren, die Wasserstände und Regenmengen in Echtzeit erfassen. Neue Hochwassermeldepegel wurden in Wipperfürth und Solingen gebaut, ein weiterer entsteht ab Oktober in Leichlingen. Ergänzt wird das Netz durch mehrere Klima- und Niederschlagsstationen, von denen allein in den letzten zwei Jahren sieben neue hinzugekommen sind.
Mit diesen Daten wird die KI trainiert, um Muster wie plötzlich steigende Pegelstände zu erkennen. Die Prognosen sollen künftig bis zu mehrere Stunden im Voraus zeigen, wie sich die Lage in den Gewässern entwickeln könnte.
Dashboard bereits online verfügbar
Alle erhobenen Daten laufen in einem digitalen Dashboard zusammen, das bereits als Prototyp online zugänglich ist. Auf einer interaktiven Karte können Nutzer die aktuelle Entwicklung der Pegelstände im Wuppergebiet verfolgen. Je nach Zoomstufe werden weitere Stationen sichtbar, ergänzt durch eine Liste mit Messpunkten wie Niederschlagsstationen, Gewässerpegeln und Talsperren. Angezeigt werden aktuelle Werte sowie Trends – steigend, konstant oder fallend. Über Diagramme lassen sich die Entwicklungen in Zeiträumen von drei Stunden bis zu zwei Wochen nachvollziehen.
Der Prototyp ist frei zugänglich unter: https://www.hws.nrw/dashboard/start. Perspektivisch soll zusätzlich eine App entstehen, die ab Mitte 2026 verfügbar sein soll.
Digitales Frühwarnsystem: Kooperation und Förderung
Das Forschungsvorhaben HWS 4.0 ist auf drei Jahre angelegt und wird von mehreren Partnern getragen, darunter die Heinz Berger Maschinenfabrik, der Wupperverband, die Bergische Universität Wuppertal, die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Wuppertaler Stadtwerke sowie die Bergische Industrie- und Handelskammer.
Gefördert wird das Projekt mit 2,8 Millionen Euro durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.