SOLINGEN (mh) – Am vergangenen Freitag fand im Gerhard-Berting-Haus an der Altenhofer Straße eine eindrucksvolle Finissage der Fotoausstellung „Lost Places“ statt, die von dem Wuppertaler Fotografen Stefan Witte kuratiert wurde. Die Veranstaltung zog zahlreiche Besucher an und bot einen faszinierenden Einblick in die Schönheit und den Verfall verlassener Orte.
Lost Places – Schönheit verlassener Orte
Christiane Schulze, die Leiterin der Senioreneinrichtung, eröffnete die Veranstaltung mit herzlichen Worten. „Wir haben uns zu einer Finissage entschlossen, weil eine Vernissage während der Adventszeit einfach zu viel Trubel mit sich gebracht hätte“, erklärte sie. „In der Zwischenzeit hatten unsere Bewohner, Besucher und Mitarbeiter bereits die Gelegenheit, die Fotografien ausgiebig zu betrachten.“ Besonders erfreut zeigte sich Schulze über die Anwesenheit des Fotografen selbst: „Stefan Witte hat mit seinen Bildern verlassene Plätze aus den unterschiedlichsten Perspektiven in Szene gesetzt.“
Die Ausstellung war nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern auch interaktiv gestaltet. Unter den Aufnahmen fanden sich Kärtchen mit QR-Codes, die es den Interessierten ermöglichten, im Internet historische Informationen zu den Motiven nachzulesen. Diese innovative Verbindung von Kunst und Information machte das Erlebnis für alle Anwesenden noch bereichernder.
Interaktive Gestaltung verbindet Kunst und Information
Stefan Witte bedankte sich bei Christiane Schulze für die Möglichkeit zur Ausstellung und teilte seine Inspiration für diese beeindruckende Fotoserie mit. „Bei einem Spaziergang in Wuppertal kamen wir an einem niedergebrannten Ausflugslokal vorbei. Das brachte mich auf die Idee, eine Fotoserie über verlassene Räume und Plätze zu erstellen“, erzählte er. Zunächst dachte er, dass das Thema nur wenige Menschen interessieren würde – doch seine Recherchen zeigten ihm das Gegenteil: Die Faszination für Lost Places ist weit verbreitet.
„Die verlassenen Gebäude haben einen morbiden, geheimnisvollen Charme und wirken je nach Blickwinkel durchaus ästhetisch“, betonte Witte. Sein Projekt versteht sich als virtuelles Museum – eine Hommage an vergangene Zeiten und Geschichten, die in den Mauern dieser Orte verborgen sind.
Insgesamt zierten rund 20 Werke in verschiedenen Formaten die Galerie im Gerhard-Berting-Haus. Von gerahmten Bildern bis hin zu großformatigen Aufnahmen auf Keilrahmen bot die Ausstellung eine Vielzahl von Präsentationsweisen. Zu Wittes Lieblingsbildern zählt eine Darstellung der ehemaligen Firma Rasspe in Solingen, deren Schild „STVO“ noch immer auf dem Gelände prangt. „Das Bild hängt bei mir im Büro – es passt wunderbar zu meiner beruflichen Tätigkeit“, schmunzelte der Fotograf.
Firma Rasspe – Fotografien wecken Erinnerungen
Besonders berührend war die Resonanz der Bewohner auf die Bilder: Viele erinnerten sich lebhaft an das Unternehmen Rasspe aus ihrer eigenen Vergangenheit. Auch andere Darstellungen wie ein Pferdestall auf Rügen oder die Beelitz-Heilstätten fanden großen Anklang.
Für alle Interessierten ist ein großer Teil der Fotografien auf Wittes Webseite vergesseneorte.com zu finden, wo Betrachter in längst vergessene Zeiten eintauchen können. Der Fotograf hat kürzlich seine Ausrüstung aufgerüstet und sich eine Nikon Z80 zugelegt, um künftig auch im Bereich der Naturfotografie tätig zu werden. Im Sommer plant er eine Woche auf Helgoland zu verbringen – ein ideales Ziel für Aufnahmen von Seevögeln und Robben.
„Das wird wohl meine nächste Fotoserie werden“, verriet Stefan Witte mit einem Funkeln in den Augen und ließ damit Raum für weitere spannende Projekte in der Zukunft.
Die Finissage war nicht nur ein gelungener Abschluss einer bemerkenswerten Ausstellung, sondern auch ein inspirierendes Ereignis für alle Anwesenden – ein Beweis dafür, dass selbst verlassene Orte Geschichten erzählen können und dass Kunst Brücken zwischen Generationen schlägt.