SOLINGEN (mh) – Lustvoll umschlingt der Schwan die schlanke Gestalt der Leda, die sich ihrerseits hingebungsvoll an ihn schmiegt. Eine surreale Szene, die nicht der Komik entbehrt. Denn der enorme Penis des Schwans trägt einen Kasperlekopf auf der Spitze.
Das Motiv ist nur eines der 13 neuen Werke des Künstlers Ingo Schleutermann, die ab Sonntag, 18. November in der Galerie Kirschey im Südpark ausgestellt werden. Die komplette Serie besteht aus Zeichnungen, hauptsächlich mit Bleistift. Zwei großformatige Aquarelle sind mit feinem Tuschestift durchgezeichnet, ähnlich einer Radierung oder einem Kupferstich.
Zeichnungen erzählen Geschichten
„Die Zahl 13 habe ich bewusst gewählt“, sagt der Künstler. „Sie passt zum Thema, wird esoterisch und mythologisch immer gerne verwendet.“ In seinen Werken erzählt Schleutermann stets eine Geschichte, die der Betrachter für sich selbst erfahrbar machen kann. Auch wenn persönliche Interpretationen mit hineinspielen, kann doch jeder etwas für sich selbst herausziehen. Es ist ein Spiel mit dem Grotesken, geht über den Surrealismus hinaus.
Ingo Schleutermann (*1953 in Solingen) ist freischaffender Maler, Musiker und Autor. Das Künstlerische hat sich der Multimedialist autodidaktisch erarbeitet. Anfang der 70er Jahre entwickelte sich eine intensive Verbindung zum Düsseldorfer Malkasten. Daran schlossen sich verschiedene Ausstellungen an. Während die Musik ein ambitioniertes Hobby blieb, wurde die Bildgestaltung seine Profession.
Kommunikations-Angebot an Betrachter
„Kommunikation ist für mich sehr wichtig“, betont Schleutermann. „Kunst ist ein geeigneter Weg dazu. Ich mache dem Betrachter hier ein Kommunikations-Angebot.“ Der Maler ist oft ganz überrascht, wie viel facettenreicher seine Werke werden, wenn andere sie betrachten. Die Themen fliegen ihn einfach an, verrät der Künstler. Auslöser können sowohl kleine Begebenheiten als auch ein völlig belangloser Gegenstand, wie beispielsweise ein zerbrochenes Schneckenhaus, sein. Daraus entstehen ganze Landschaften.
Neben jedem Gemälde werden kleine selbstverfasste Gedichte preisgeben, wie die Idee dazu entstanden ist. Alle Objekte sind in den letzten zwei Jahren entstanden und werden nicht nur erstmals in der Galerie Kirschey, sondern zum ersten Mal überhaupt gezeigt.
Ein Selbstportrait ist dabei
Während der überwiegende Teil seiner Protagonisten nicht existent ist, findet man aber auch ein Selbstportrait mit Blick auf die Mächte des Tai Chi. „Ich arbeite viel mit dem Grotesken, doch völlig überzeichnet, mit dem Humor als zentrales Element.“ Der lauert in jedem Werk, manchmal so versteckt, dass er erst auf den zweiten Blick ersichtlich wird. Da sitzt dann die Gottesanbeterin mit Totenschädel. Oder es schleicht sich Einsteins Zunge in das Bild, das den Titel „Keith“ trägt.
Die Ausstellung ist eine faszinierende, komische und zugleich morbide Kombination nicht existierender Realität, ein Schattenspiel im Reich der Zwischenwelten. Eine Symbiose aus Dark Art, Mythologie, Zerfall und doch der ständige Kreislauf aus Vergänglichkeit und Wiedergeburt.
Die Kunstwissenschaftlerin Dr. Kerstin Borchhardt von der Universität Leipzig wird die Laudatio halten. Die Dark Art ist eine faszinierende Thematik, mit der sich Dr. Borchhardt schon lange auseinandersetzt, unter anderem im Hinblick auf die Ästhetik und gesellschaftliche Bedeutung. Zur Eröffnung wird es einen Katalog mit einem Vorwort der Kunstwissenschaftlerin geben. Auch hochwertige Drucke sind erhältlich.
Bis zum 2. Dezember hängen die Bilder in der Galerie Kirschey. Dann geht die Wanderausstellung ins Gutshaus Glinde bei Hamburg und wird dort zusammen mit Arbeiten der Künstlerinnen Janine Werner und Astrid Kirschey rund zwei Monate zu sehen sein.