
SOLINGEN (mh) – Seit dem 9. März 2025 zeigt die Galerie SK (Solinger Künstler) „Green Cuttings“, die beeindruckende Ausstellung der Malerin Beatrice Richter. Die 1989 in Recklinghausen geborene Künstlerin, die heute in Düsseldorf lebt und arbeitet, präsentiert rund 30 ihrer Werke, sowohl ältere als auch neue Arbeiten. Mit einem Augenzwinkern erklärt Richter den Titel ihrer Ausstellung: „Green Cuttings bedeutet wörtlich übersetzt Grünschnitt, was zwar oft mit Abfall assoziiert wird, aber nicht unbedingt stimmt. Meine Kunst bewegt sich im „grünen Raum“, ohne dabei eine direkte Abbildung der Natur zu sein.“
Green Cuttings – Ausstellung von Beatrice Richter
Beatrice Richter legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Wiederverwendung von Ressourcen. Ihre Arbeitsweise spiegelt diese Philosophie wider, da sie versucht, so wenig Material wie möglich zu verschwenden. Diese Einstellung ist nicht nur Teil ihres künstlerischen Schaffens, sondern auch ein Ausdruck ihrer persönlichen Haltung.
Das Herzstück der Ausstellung bildet das beeindruckende Werk „Rooted cuttings and young plants“, das mit seinen Maßen von 2,20 m x 2,25 m aus zwölf weiß gerahmten Einzelteilen besteht. Jedes dieser Teile misst 50 x 70 cm und zeigt Collagearbeiten in sanften Sepia-Tönen. „Das Werk kann je nach Platzmöglichkeiten beliebig vergrößert oder verkleinert werden“, erläutert Richter. Bei der Gestaltung hat sie intuitiv begonnen und abgewartet, wie sich die Arbeit entwickelt – ähnlich wie die Natur selbst Wurzeln und Stecklinge hervorbringt.

Die einzelnen Elemente des Hauptwerks bestehen aus alten verworfenen Tuschzeichnungen, die Richter geschickt miteinander kombiniert. So entstehen durch Bruchstücke und Überlagerungen neue visuelle Erlebnisse. Sie arbeitet mit hochpigmentierter Tusche auf Papier oder Passepartout und verwendet meist nur vier bis fünf Erdtöne wie Sepia, Vienna und Ocker. Durch variierende Wasserzugabe erzeugt sie vielfältige Schattierungen oder verdickt die Konsistenzen mit Binder. Diese Nass-in-Nass-Technik erfordert einen schnellen Arbeitsprozess: „Man kann nichts revidieren“, sagt Richter entschlossen. Das Ergebnis muss als Entscheidung hingenommen werden. Alles nachträglich Bearbeitete würde nicht mehr zu ihrer Arbeit passen.
Ausschussware wird in neue Werke integriert
Was nicht ihren Vorstellungen entspricht, wird jedoch nicht einfach verworfen – Richter archiviert diese Arbeiten und nutzt sie später als Material für ihre Collagen. Egal ob Tusche- oder Collagearbeiten: Beide spiegeln eine bemerkenswerte Leichtigkeit wider. Viele Farbnuancen entstehen spontan und sind nicht gezielt herzustellen: „Das ist für mich wie das Konservieren von Zeit. Derselbe Moment kehrt im Normalfall nicht wieder.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Rahmung der Bilder, die Richter oft selbst übernimmt: „Ein Bild ist für mich erst fertig, wenn es ordentlich gerahmt ist.“ Eine Ausnahme bilden die drei großformatigen Arbeiten auf Keilrahmen, die auf der Empore der Galerie hängen. Diese Werke sind in ähnlichen Farbtönen wie die anderen Bilder gehalten, werden jedoch durch ein intensives Grün verstärkt und verleihen den Abbildungen eine enorme Strahlkraft. Der Betrachter hat den Eindruck einer gewaltigen Blütenexplosion.

Neben diesen großformatigen Arbeiten hängt eine kleinformatige Dreierkombination mit dem Titel „Herbarium“. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es seien getrocknete und gepresste Pflanzen – doch auch hier handelt es sich um Farbe und Papier, die sich in luftig-leichte Gebilde verwandeln.
Richter arbeitet meist seriell und bevorzugt kleinere Formate für ihre Tuschezeichnungen (meist DIN A4). Die Collagen dagegen sind oft größer. Nur die Serien bekommen einen Titel, während die einzelnen Elemente durchnummeriert sind. Eine ihrer Serien trägt den provokanten Titel „kill your darlings“. Hierbei betont Beatrice Richter: „Um etwas Neues entstehen zu lassen, muss man sich manchmal von Altem trennen.“ Ein Prinzip des natürlichen Kreislaufs.
Kill your darlings – Prinzip des natürlichen Kreislaufs
Die Künstlerin erklärt weiter, dass Ort, Zeit und Umgebung einen extrem hohen Einfluss auf ihre künstlerische Gestaltung haben. Ihre Inspirationen holt sie sich nicht aus der Natur. Stattdessen lässt sie sich lieber unbeeinflusst von ihrem Unterbewusstsein leiten. Obwohl ihre Werke abstrakt gestaltet sind, sollen sie dennoch in den Naturraum gehören.
Beatrice Richter malt schon seit ihrer Kindheit. Ein anderer Beruf kam für sie nie infrage. Ihr Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Prof. Martin Gostner und als Meisterschülerin bei Prof. Herbert Brandl schloss sie 2018 erfolgreich ab.
Die Ausstellung „Green Cuttings“ ist bis zum 6. April 2025 in der Galerie SK an der Alexander-Coppel-Straße 44 in Solingen zu besichtigen. Besucher sind herzlich eingeladen, sich von Beatrice Richters einzigartiger Kunst inspirieren zu lassen – eine gelungene Verbindung von Ästhetik und Nachhaltigkeit.
Öffnungszeiten
SO, 11-17 Uhr
MI/DO, 17–19 Uhr
sowie nach Vereinbarung, Kontakt: 0175 611 5731