Start Aktuelles Helfen ist Teil ihrer DNA: Agnieszka Moranska-Röder

Helfen ist Teil ihrer DNA: Agnieszka Moranska-Röder

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Das Gesicht der „Helfenden Schirme“: Agnieszka Moranska-Röder in den neuen Vereinsräumen an der Linkgasse – engagiert, zuversichtlich und immer ansprechbar. (Foto: © Bastian Glumm)
Das Gesicht der „Helfenden Schirme“: Agnieszka Moranska-Röder in den neuen Vereinsräumen an der Linkgasse – engagiert, zuversichtlich und immer ansprechbar. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Die Tür zu den neuen Vereinsräumen der „Helfenden Schirme“ an der Linkgasse steht offen. Drinnen riecht es nach frisch gebrühtem Kaffee, leises Stimmengewirr füllt den Raum. Zwei Frauen sortieren Unterlagen am Infotisch, ein Besucher bringt eine Tasche mit Spenden vorbei, in der Sitzecke wird herzlich gelacht. „Wir wollen ein Ort sein, an dem man ankommt“, sagt die 48-jährige Vereinsvorsitzende Agnieszka Moranska-Röder – und springt auf, um die nächste Besucherin persönlich zu begrüßen. Die Kleiderkammer des Vereins bleibt weiterhin in Ohligs; in der Innenstadt dreht sich alles um Beratung, Begegnung und Vernetzung.

Von der Kleiderkammer zum Verein

Angefangen hat alles 2022 in Ohligs mit jener kleinen Kleiderkammer namens „Regenbogen“.Auslöser für ihr Engagement war die russische Invasion in die Ukraine, durch die viele Flüchtlinge auch in Solingen ankamen und dringend Unterstützung brauchten. Benötigt wurden seinerzeit vor allem Kleidung und Alltagsgegenstände. Moranska-Röder packte an, sammelte Spenden, sortierte, verteilte. Schon damals war klar: Hier geht es um mehr als gebrauchte Pullover – es geht auch um Begegnung und Respekt.

Agnieszka Moranska-Röder stammt aus Polen und lebt seit rund 20 Jahren in Deutschland. Als die Mutter zweier erwachsener Kinder damals hier ankam, sprach sie kaum Deutsch und musste sich allein in einer fremden Stadt zurechtfinden. „Ich weiß, wie es ist, in einem neuen Land zu sein, ohne Freunde, ohne Sprache, ohne zu wissen, wo man anfangen soll“, sagt sie. Genau diese Erfahrung ist bis heute ihre größte Motivation: Menschen zu helfen, die in einer ähnlichen Lage sind – egal, ob sie aus der Ukraine, Syrien oder aus einem anderen Land kommen. Dabei kann sie sich auf ein aktives Team im Verein verlassen, das mit ihr an einem Strang zieht und die Projekte gemeinsam umsetzt.

Hilfe kennt für sie keine Grenzen

Seit 2022 haben die „Helfenden Schirme“ zahlreiche Hilfstransporte in die Ukraine geschickt – beladen mit Kleidung, Hygieneartikeln, haltbaren Lebensmitteln, Spielsachen und manchmal auch kleinen Aufmunterungen wie handgeschriebenen Briefen. „Wir wollten nicht nur Dinge liefern, sondern zeigen: Ihr seid nicht vergessen“, sagt Moranska-Röder.

Unvergessen ist die Nikolaus-Aktion 2023 für ein Kinderhospiz in Charkiw: 250 liebevoll gepackte Geschenktaschen mit Plüschtieren, Süßigkeiten und Malsachen machten sich auf die Reise. 2024 kam eine besondere Aktion hinzu: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sammelte der Verein gezielt für Tiere, die in den Flutgebieten in Not geraten waren – von Futter über medizinische Versorgung bis zu Transportboxen.

Unterstützung, die ankommt: Agnieszka Moranska-Röder (li.) bei einer Beratung – ob es um Orientierung im Behördendschungel, praktische Hilfe oder einfach ein offenes Ohr geht. (Foto: © Bastian Glumm)
Unterstützung, die ankommt: Agnieszka Moranska-Röder (li.) bei einer Beratung – ob es um Orientierung im Behördendschungel, praktische Hilfe oder einfach ein offenes Ohr geht. (Foto: © Bastian Glumm)

Als im selben Jahr schwere Überschwemmungen Teile Polens trafen, reagierte das Team sofort. Innerhalb weniger Tage rollten Lkw nach Niederschlesien – eine logistische Meisterleistung aus einer kleinen Solinger Zentrale heraus.

Vielfältiges Integrationsangebot mitten in der Stadt

Mit dem Umzug in die ehemalige Elefanten-Apotheke an der Linkgasse hat sich der Schwerpunkt erweitert. Neben akuter Hilfe gibt es nun feste Beratungszeiten, ein offenes Sprachcafé und Begegnungsangebote. Auch eine flexible Kinderbetreuung gehört inzwischen zum Angebot, damit Eltern in Ruhe Gespräche führen oder Termine wahrnehmen können. In der Anlaufstelle findet zudem regelmäßig eine psychologische Beratung statt. Das Angebot richtet sich an alle, die in belastenden Lebenssituationen Unterstützung suchen und gemeinsam mit Fachleuten neue Wege finden möchten. Ein weiterer Baustein ist der kulturelle Aspekt: Der Verein baut derzeit eine internationale Bibliothek auf – mit Büchern in verschiedenen Sprachen, die zum Stöbern, Lernen und Austauschen einladen. Demnächst wird es in der Anlaufstelle an der Linkgasse einen ersten Abend für Senioren geben. Ein Angebot, das regelmäßig stattfinden soll. Regelmäßig trifft sich inzwischen eine polnische Gruppe zum zwanglosen Beisammensein.

Seit Frühjahr 2025 besteht zudem eine Kooperation mit Colibri Bildung, um Geflüchtete gezielt in Bildungs- und Weiterbildungsangebote zu bringen. „Ankommen heißt auch, Perspektiven zu haben“, sagt die Vorsitzende. „Ankommen heißt auch, Perspektiven zu haben“, sagt die Vorsitzende. Schon 2023 hatte Moranska-Röder mit ihrem Stück „Liebe – Glaube – Frieden – Hoffnung“ in der Cobra den Jahrestag des Ukraine-Kriegs künstlerisch verarbeitet – ein Abend, der vielen im Gedächtnis blieb.

Nominiert für den Engagementpreis „Solinger HeimatHerz 2025“

In diesem Jahr erhält Agnieszka Moranska-Röder öffentliche Anerkennung: Sie wurde für den Engagementpreis „Solinger HeimatHerz 2025“ nominiert. Der Preis – vergeben von der Stadt-Sparkasse Solingen in Kooperation mit dem Solinger Tageblatt und Radio RSG – ehrt ausschließlich Einzelpersonen, die sich in besonderem Maße ehrenamtlich engagieren und ihre Stadt nachhaltig prägen. Die Entscheidung fällt durch ein Online-Voting (hier kann man abstimmen).

Das Team der „Helfende Schirme Solingen e. V.“ vor den neuen Vereinsräumen an der Linkgasse. In der Mitte: Vereinsvorsitzende Agnieszka Moranska-Röder. (Foto: © Bastian Glumm)
Das Team der „Helfende Schirme Solingen e. V.“ vor den neuen Vereinsräumen an der Linkgasse. In der Mitte: Vereinsvorsitzende Agnieszka Moranska-Röder. (Foto: © Bastian Glumm)

Trotz aller Erfolge bleibt der Alltag herausfordernd: steigende Transportkosten, bürokratische Hürden, knapper werdende Spenden. Doch Moranska-Röder bleibt bei ihrem Grundsatz: „Wir fragen erst: Was braucht ihr wirklich?“ Manchmal ist das eine warme Jacke. Manchmal Hilfe beim Ausfüllen eines Formulars. Und manchmal einfach ein offenes Ohr. Mit den „Helfenden Schirmen“ hat sie in Solingen eine Organisation und auch einen Ort geschaffen, an dem all das unter einem Dach möglich ist – und wo Hilfe mehr ist als eine Geste.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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