SOLINGEN (red) – Vizepräsident Jan Peter Coblenz begrüßte jetzt rund 230 Gäste beim diesjährigen IHK-Empfang der Solinger Wirtschaft in der Eventfabrik by Mavius in Solingen-Wald. Die Veranstaltung diente als Plattform, um aktuelle Herausforderungen zwischen Politik und Verwaltung zu erörtern und dringend benötigte Lösungsansätze für den Wirtschaftsstandort Solingen zu präsentieren.
Bürokratische Belastungen für Unternehmen
Coblenz hob die immensen bürokratischen Belastungen hervor, denen Unternehmerinnen und Unternehmer ausgesetzt sind, und betonte die Notwendigkeit, dass die Wirtschaft stärker auf die Politik einwirkt. „Denn Aufbewahrungsfristen von zehn auf acht Jahre zu reduzieren hat keinerlei zielführenden Effekt.“ Diese Einschätzung wurde von weiteren Beispielen aus der Praxis bestätigt. So berichtete Jörg Püttbach, Geschäftsführer der BIA, von der nahezu unüberschaubaren Vielzahl gesetzlich vorgeschriebener Positionen im Beauftragtenwesen, die für die betroffenen Mitarbeitern oft eine unverhältnismäßige zeitliche Belastung darstellen.
An diesen Punkt schloss sich die Podiumsdiskussion an, an der IHK-Präsident Henner Pasch, Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Sebastian Greif (Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Solingen) und David Viehweger (Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Solingen) teilnahmen. In der Diskussion herrschte große Einigkeit über die Notwendigkeit, bürokratische Hürden abzubauen. Auf die Frage nach sichtbaren Zeichen für Bürokratieabbau in der Verwaltung verwies Kurzbach jedoch auf Brüssel, Berlin und Düsseldorf – die Stadt setze lediglich die bestehenden Gesetze und Verordnungen um. Gleichzeitig wurde deutlich, dass auch Themen wie Digitalisierung, Energiewirtschaft und Wohnungsbau stärker in den Fokus rücken müssen.
IHK: Industriestandort Solingen sei wettbewerbsfähig
Solingen müsse ein Industriestandort bleiben und dazu in die Zukunft investieren. IHK-Präsident Pasch wies darauf hin, dass Solingen im Verhältnis zu den Nachbarstädten wettbewerbsfähig sei, machte jedoch auch auf die „schädlichen Turbulenzen“ innerhalb der Wirtschaftsförderungsgesellschaft aufmerksam. „Wir müssen uns an den Besten orientieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken,“ so Pasch.
Paul Sommer von den Wirtschaftsjunioren Solingen stellte das Projekt „Kommunaler Know-how-Transfer“ vor. Dieses Austauschprogramm ermöglicht es Wirtschaftsjunioren und Verwaltungsmitarbeitern, Einblicke in das jeweils andere Arbeitsumfeld zu gewinnen. Ziel ist es, durch ein besseres gegenseitiges Verständnis die Zusammenarbeit zu verbessern. Wirtschaft und Verwaltung sollten dabei nicht als Gegensätze, sondern als Partner wahrgenommen werden.
Fachkräftemangel bleibt eine große Herausforderung
Beim Thema Fachkräftemangel kamen die Leiter der Technischen Akademie Wuppertal (TAW), des Berufsbildungszentrums der Industrie (BZI) und der IHK-Lehrwerkstatt Solingen zu Wort. Andreas Völker und Alexander Lampe wiesen auf das breite Weiterbildungsangebot hin, während Stefan Kirschsieper dazu aufrief, im eigenen Betrieb frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. „Man müsse selbst vorsorgen, in moderne Technik und Maßnahmen investieren, um Fachkräfte zu finden und zu binden.“
IHK-Präsident Pasch schloss den offiziellen Teil des Abends mit einem Appell zu den bevorstehenden Wahlen. Er wünsche sich stabile Verhältnisse und mutige Entscheidungen seitens der Politik. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten als Multiplikatoren wirken und für eine hohe Wahlbeteiligung werben.