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Kunst im Herbst – ein Wochenende voller Farben, Formen und Fantasie

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Matthias Nitsche nahm stolz sein bestelltes Werk mit dem Thema „Das Bergische Land“ von Patricia Langenbach in Empfang. (Foto: © Martina Hörle)
Matthias Nitsche nahm stolz sein bestelltes Werk mit dem Thema „Das Bergische Land“ von Patricia Langenbach in Empfang. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Bereits zum neunten Mal verwandelte sich der Botanische Garten am vergangenen Wochenende in eine stimmungsvolle Galerie unter Glas. Unter dem Motto „Kunst im Herbst“ – früher bekannt als Kunst im Advent – präsentierten 13 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke inmitten tropischer Pflanzen und leuchtender Herbstblätter.

„Das Interesse der Künstler ist enorm“, freute sich Matthias Nitsche, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Botanischer Garten. „Viele Stammgäste sind wieder dabei, aber auch zahlreiche neue Gesichter.“ Besonders beeindruckt zeigte sich Nitsche davon, wie harmonisch sich die Kunstwerke in die grüne Umgebung einfügten – als seien sie selbst Teil des Gartens.

Kunst im Herbst zeigt Katzenmotive und Urlaubsimpressionen

Ein vertrautes Gesicht war Petra Ostermann aus Hilden. Die freischaffende Künstlerin und Illustratorin, die bereits zum dritten Mal teilnahm, brachte eine bunte Mischung aus Acrylbildern, Recyclingobjekten und Papierkunst mit. Ihre farbintensiven Großformate, inspiriert von Urlaubsimpressionen aus Holland, der Lüneburger Heide und dem Indischen Ozean, schienen in den Gewächshäusern fast zu leuchten.

Petra Ostermann brachte eine bunte Mischung ihrer Kunstwerke mit. Inspiriert wurde sie von Urlaubsimpressionen. Außerdem war eine kleine Reihe „Kunst fürs Kinderzimmer“ entstanden. (Foto: © Martina Hörle)
Petra Ostermann brachte eine bunte Mischung ihrer Kunstwerke mit. Inspiriert wurde sie von Urlaubsimpressionen. Außerdem war eine kleine Reihe „Kunst fürs Kinderzimmer“ entstanden. (Foto: © Martina Hörle)

Besonders beliebt: ihre vier Katzenmotive mit handgefertigten Rahmen, liebevoll betitelt als „Kunst fürs Kinderzimmer“. Ihr Mann Walter Ostermann, inspiriert durch die kreative Leidenschaft seiner Frau, zeigte fantasievolle Collagen aus von ihm gesammelten Briefmarken und Banknoten – jedes Stück ein kleines historisches Puzzle.

Ein Highlight der Ausstellung war die Arbeit von Patricia Langenbach, die sich selbst als Baummalerin bezeichnet. Mit Öl und Coldwax-Technik – einer Mischung aus Farbe und Bienenwachs – erschafft sie leuchtende, vielschichtige Gemälde von Bäumen.

Schätze in den Wurzeln

„Ich möchte zeigen, dass in unseren Wurzeln nicht nur Schatten, sondern auch Schätze liegen“, erklärt sie. In ihren Werken verbergen sich kleine Denkanstöße in Symbolform, die sich oftmals erst beim zweiten Blick erschließen.

Auch Matthias Nitsche ist Fan ihrer Kunst: Er nahm stolz sein bestelltes Werk mit dem Thema „Das Bergische Land“ in Empfang – ein Gemälde, in dem alte Städte mit Löwen im Wappen kunstvoll in die Wurzeln eingearbeitet sind. Auch wenn Solingen keinen Löwen im Wappen trägt, durfte es doch nicht fehlen.

Hobbymaler Willi Hoppe zeigt zahlreiche farbenfrohe Motive. Er liebt kräftige leuchtende Farben. Der Solinger ist seit acht Jahren Schüler der Malgruppe des Botanischen Gartens und hat hier erstmals den Umgang mit Ölfarbe gelernt.

Zu seinen Motiven aus dem Botanischen Garten gesellten sich die Solinger Ansichten vom Balkhauser Kotten und dem historischen Marktplatz in Gräfrath. Früher hatte er sich mit Modellbau befasst und akribisch Pläne gezeichnet. Das lässt sich in einigen seiner Bilder noch erkennen

Klöppelkunst und Wortwitz

Mit feinem Humor und handwerklichem Können überzeugte Ursula Kurzrock von der Solinger Klöppelgruppe. Sie beschreibt ihre Arbeiten als „Altes Kunstwerk in neuem Kleid“ und zeigte, dass altes Kunsthandwerk modern glänzen kann. Zwischen Perlen, Muscheln und Knöpfen entstanden textile Kunstwerke mit Wortwitz:

Die von Ursula Kurzrock kreierten textilen Pralinen sahen wirklich zum Anbeißen aus. (Foto: © Martina Hörle)
Die von Ursula Kurzrock kreierten textilen Pralinen sahen wirklich zum Anbeißen aus. (Foto: © Martina Hörle)

Ein gestickter Schlüssel und eine Blume wurden zur „Schlüsselblume“, während aus „Zündstoff“ und „Süßstoff“ textile Sprachspiele entstanden. Ihre „textilen Pralinen“ in der Glasvitrine sahen dabei so verführerisch aus, dass man fast hineinbeißen wollte.

Die Magie der Ebru-Kunst

Eine Reise in die türkische Kultur bot Emeti Güven, die die traditionelle Ebru-Kunst – das Malen auf Wasser vorstellte. Mit Pigmentfarben, Ochsengalle und Pinsel zauberte sie schwebende Formen auf die Wasseroberfläche, die dann auf Papier übertragen wurden. Durch anschließendes Bügeln wird das Werk fixiert.

„Ebru ist für mich wie Meditation – ruhig, aber voller Leben“, erklärte die in der Türkei geborene Künstlerin, die inzwischen seit acht Jahren in Deutschland lebt. Ihre Workshops stoßen auf großes Interesse, denn kein Werk gleicht dem anderen – jedes ist ein echtes Unikat.

Emeti Güven führte live die traditionelle Ebru-Kunst vor und zauberte bunte Blumen von Wasser auf Papier. (Foto: © Martina Hörle)
Emeti Güven führte live die traditionelle Ebru-Kunst vor und zauberte bunte Blumen von Wasser auf Papier. (Foto: © Martina Hörle)

Internationale Einflüsse brachte der ukrainische Künstler Ruslan Omelianenko mit, der in ganz Europa unterwegs ist. Seine Arbeiten verbinden traditionelle chinesische Malerei mit europäischen Stilmitteln. „Ich male nicht nur, was ich sehe, sondern was ich fühle“, beschreibt er seine Philosophie – und das spürt man in jedem Pinselstrich.

Auch Werke der 2022 verstorbenen Edelgard Stryzewski-Dullien, Absolventin der Folkwangschule Essen, waren zu sehen. Ihre sensiblen Zeichnungen und Objekte zum Thema Körper und Bewegung wurden posthum gezeigt – ein stiller, berührender Moment zwischen den lebendigen Farben der Ausstellung.

Kunst, Kaffee und Bergische Waffeln

Natürlich kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz: Der Gartenkiosk wurde kurzerhand in die Schauhäuser verlegt und verwandelte sich in ein gemütliches Café mit über 60 Sitzplätzen. Bei Bergischen Waffeln mit heißen Kirschen, Sahne und Vanilleeis konnten Besucher Kunst und Kuchen gleichermaßen genießen.

Fleißige Helfer wie Simon Haag und Peter Sakadauska sorgten im Hintergrund dafür, dass kein Teller lange ungespült blieb. Beide engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich im Botanischen Garten – stille Helden eines rundum gelungenen Wochenendes.

„Kunst im Herbst“ hat erneut gezeigt, dass Kreativität im Botanischen Garten Wurzeln geschlagen hat. Zwischen Palmen, Farnen und Farben konnten die Besucher nicht nur staunen, sondern auch innehalten. Und so bleibt die Hoffnung, dass diese herbstliche Tradition auch im nächsten Jahr weiterblüht – mit neuen Ideen, alten Freunden und jeder Menge Kunst.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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