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Mit der Diagnose Hirntumor das Leben leben

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Privatdozent Dr. Ralf Buhl ist Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)
Privatdozent Dr. Ralf Buhl ist Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)
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SOLINGEN (red) – In der Klinik für Neurochirurgie am Städtischen Klinikum Solingen werden jährlich bis 100 Patienten mit Hirntumoren behandelt. Aus Anlass des Welthirntumortages am 8. Juni informiert Chefarzt Privatdozent Dr. med. Ralf Buhl über die Erkrankung. Gemessen an der Zahl von Neuerkrankungen, die in Deutschland bei rund 8.000 liegen, zählen Hirntumoren eher zu seltenen Erkrankungen. Dennoch wird seit genau 20 Jahren im Rahmen des Welthirntumortages intensiv darüber aufgeklärt.

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Warum diese besondere Aufmerksamkeit?

Buhl: Jede schwere Erkrankung bedeutet einen tiefen Einschnitt ins Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die Diagnose Hirntumor ist aufgrund der Seltenheit sozusagen die Ausnahme unter den Ausnahmen. Je nach Art und Lage sind die Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und auch der Krankheitsverlauf individuell sehr unterschiedlich. Die Erkrankung ist für den Patienten und sein Umfeld eine enorme Herausforderung. Deshalb sind Aufklärung, Information und Hilfestellung besonders wichtig.

Wie oft vermitteln Sie Ihren Patienten in Solingen diese Diagnose?

Buhl: Wir behandeln im Städtischen Klinikum Solingen zwischen 80 bis 100 Hirntumoren im Jahr. Etwa die Hälfte davon sind Hirnmetastasen, also Tochtergeschwülste von anderen Krebsformen, wie zum Beispiel Brustkrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs, die im Verlauf der Erkrankung ins Gehirn streuen. Die andere Hälfte bilden die primären Hirntumoren: Astrozytome Grad I – IV, Meningeome, Neurinome und Hypophysenadenome.

Welche Signale können auf einen Hirntumor hindeuten?

Buhl: Beschwerden, die durch einen Hirntumor ausgelöst werden, sind vielfältig und unter anderem abhängig von der genauen Lage des Tumors. Dies können epileptische Anfälle sein. Aber auch neurologische Ausfallerscheinungen wie halbseitige Lähmung, Sehstörungen, Gleichgewichtsprobleme oder Sprachstörungen. Wenn der Hirntumor das gesunde Hirngewebe verdrängt, können sogenannte Hirndruck-Zeichen auftreten, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Bewusstseinsstörung.

Welche diagnostischen Möglichkeiten stehen zur Verfügung?

Buhl: Eine Früherkennungsdiagnostik wie beispielsweise Tumormarker, die es bereits für andere Krebserkrankungen gibt, gibt es für Hirntumore leider noch nicht. Deshalb ist jedem angeraten, die genannten Symptome fachärztlich abzuklären. Die Grundlage ist eine körperliche und neurologische Untersuchung. Die wichtigste bildgebende Methode ist die Magnetresonanztomografie des Kopfes mit Kontrastmittel (MRT). Bei dieser Methode ist ein Hirntumor in praktisch 100 Prozent der Fälle sichtbar. In Notfällen und bei Patienten, die durch Gegenindikationen keine MRT-Untersuchung vertragen, wird die Computertomografie (CT) eingesetzt.

Wie verläuft die Therapie?

Buhl: Die genaue Behandlung hängt von der Art des Tumors und von seiner Lage im Gehirn ab. Grundsätzlich stehen drei Optionen zur Verfügung: Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Bei gutartigen Hirntumoren ist in der Regel eine Operation ausreichend. Bei erhöhtem Rückfallrisiko, oder wenn das vollständige Entfernen des bösartigen Tumors operativ nicht möglich ist, kann die Bestrahlung als zusätzliche Therapie in Frage kommen. Die Strahlentherapie hat das Ziel, den Hirntumor durch gezielte Bestrahlung zu zerstören und dabei möglichst wenig gesundes Hirngewebe zu schädigen. Die Chemotherapie wird häufig in Kombination mit der Strahlentherapie eingesetzt, um die Tumorzellen zusätzlich mit speziellen Medikamenten zu behandeln. Das Wichtigste bei jeder Therapie ist: Der Patient muss umfänglich aufgeklärt werden, da jede Behandlungsmethode mit Vor- und Nachteilen, aber auch Risiken und Gefahren verbunden ist.

Wie sind die Prognosen für die Betroffenen?

Buhl: Auf diese Frage gibt es keine Pauschalantwort. Es ist so unterschiedlich, wie wir Menschen es sind. Ich habe schon Patienten erlebt, die selbst mit der Diagnose Glioblastom weit über das prognostizierte eine Jahr nach der Behandlung weiter leben. Und es gibt natürlich genügend andere, traurige Fälle. Es ist unabwägbar, welchen Weg die Erkrankung nimmt.

Was raten Sie Betroffenen, wenn die Diagnose sicher ist und die Behandlung ansteht?

Buhl: Nicht kapitulieren! Jeder Fall ist individuell und kann sich unterschiedlich entwickeln. Wichtig ist, dem behandelnden Spezialisten zu vertrauen, um gemeinsam mit einem guten Gefühl über die notwendigen Therapieschritte zu entscheiden. Der Therapieerfolg hängt aber auch mit Erholung und Wiedergewinnung von Lebensqualität nach der schweren Behandlung zusammen. Deshalb rate ich Betroffenen auch, Aktivitäten aufzunehmen, die ihnen vor der Erkrankung Freude gemacht haben. Es ist wichtig, das Leben zu leben. Auch mit der Diagnose Hirntumor!

Der 8. Juni ist Welthirntumortag. Mehr Infos hier!

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Dieser Beitrag stammt von unserer Redaktion.

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