SOLINGEN (red) – „Nie aus der Mode gekommen“ sind nach Worten des Marketing- und Vertriebsleiters des Sutton-Verlages (Erfurt) Märchen und fabulierte Erzählungen: „Phantasy-Romane und -Filme haben Hochkonjunktur. Vielleicht gerade deswegen, weil die Welt so sachlich und konkret geworden ist.“
Diesem Faktischen steht das Fabulierte entgegen. Märchen, die einen mit Hilfe der Phantasie durch geradezu traumhafte Gedankengefilde schweben lassen. Olaf Link, der bereits zwei andere „Märchenbücher“ aus dem und über das Bergische Land geschrieben hat, sieht diese Fabeln und Erzählungen dann auch „nicht in erster Linie als Kinderliteratur. Sie bewahren nämlich sozusagen kulturelles Erbgut und sind nicht unbedingt moralisierender Lehrstoff“.
Olaf Link: Chronist und Autor
Olaf Link ist nicht nur bekannter und ungemein fleißiger Heimatbuch-Autor, sondern auch ein die Historie dokumentierender Chronist. Und so stehen neben der rein literarischen Auswertung des Schatzes Bergischer „Stories“ auch die epochalen Zusammenhänge in seinem Interesse. Märchen und Phantasiegeschichten darf man sich durchaus bis in die Zeit um 1800 und später als „Unterhaltung“ vorstellen.
Bänkelsänger waren im Mittelalter gefragte Showstars, in heutige Worte übersetzt. Erst gegen Anfang des 19. Jahrhunderts, mit Aufkommen des so genannten Bürgertums, werden die Märchen „moralisierender“ und damit auch eine Art Erziehungsliteratur. Er weist dies auch anhand der Veränderung der von den Gebrüdern Grimm gesammelten Märchen nach.
Briefe, Nachlässe, Zeitungen und Bücher studiert
Während diese noch auf Wanderschaften das Material sammelten, standen Olaf Link viele Archive offen und er wühlte sich durch Briefe, Nachlässe, Zeitungen, selbstredend durch Bücher und Chroniken, Almanache und allerlei damalige Unterhaltungs- und Informations-Literatur. Die spannendsten Geschichten hat Olaf Link „frei nacherzählt, indem ich versucht habe, sie in meinen Sprachstil umzusetzen und vor allem, ihnen einen konkreten Bezug zu realen Orten und Baulichkeiten oder andere geografischen Punkten zu geben. Ich meine, dann kann man sich das Geschehen noch konkreter vorstellen“.
Viele Dutzend Geschichten hat das Buch. Es erschien in einer Verlagsreihe, die solche Märchen aus vielen deutschen Landschaften zusammenträgt. Auch (oder gerade) in Zeiten der Mobilität und Globalität hat Heimatbezug einen hohen Stellenwert – und das erstaunlicherweise „immer mit Bezug zum gedruckten Buch, kaum gefragt in eBook-Form“ verrät Andreas Ströbel.
Auch als Gute-Nacht-Geschichten für Kinder nutzbar
Ein Buch, in dem man oft blättern kann – und das durchaus auch für spannende, vorgelesene Gute-Nacht-Geschichten für Kinder taugt. Es illustriert die Heimat, das Bergische Land, es gibt Kunde vom Denken, der Listigkeit, auch der Leutseligkeit und Lustigkeit seiner Bewohner, ihrer Gedanken, Sehnsüchten, manchmal auch Ängsten und überhaupt dem Versuch, sich die Welt irgendwie „gemütlich und gerecht“ zu denken.
Viel Fleißarbeit steckt im Buch, die unaufgeregte Art, mit der es daherkommt, lässt es sympathisch erscheinen. Dies um so mehr, als der Bruder des Autors, der Fotograf Chris Link, zu den jeweiligen Orten der Erzählungen und Märchen die heutigen Ansichten oder auch stille und manchmal geheimnisvoll erscheinende Winkel und Perspektiven zeigt. So, meint Olaf Link, „sind Bilder und Buchtext vielleicht auch ein weiterer Mosaikstein, um das Bergische Land und seine Eigenständigkeit weiter bekannt und bewusst zu machen“.
Sagenhaftes Bergisches Land
Sutton Verlag, Erfurt – ISBN-Nummer: 9 783 954 008 292
20,- Euro, bestellbar bei Buchhandlungen, Online-Buchhändlern oder direkt beim Verlag.