SOLINGEN (mh) – Unsere große Pflegeserie führt uns in zahlreiche Pflegegruppen und Funktionsabteilungen des Solinger Klinikums. Im 17. Teil haben wir Bozica Luketic besucht, die als Hebamme im Haus an der Gotenstraße die Geburtshilfe leitet. Die Geburtshilfe des Städtischen Klinikums trägt das von WHO/UNICEF vergebene und jährlich überprüfte Zertifikat „Babyfreundlich“. Bozica Luketic arbeitet hier seit über 30 Jahren. Seit 2000 ist die gebürtige Kroatin leitende Hebamme. Ihr unterstehen rund 20 Mitarbeiterinnen.
Hebammen erfüllen vielfältige Aufgaben
Luketic liebt ihren Beruf. „Ein Kind auf die Welt zu bringen ist schon eine ganz besondere Situation.“ Man müsse allerdings wissen, worauf man sich dabei einlasse. Der Job sei stressig, da man nicht wirklich planen könne. Da beginnt der Tag ganz ruhig, und ein paar Stunden später sind plötzlich drei neue Erdenbewohner angekommen. „Wir können absolut nicht sagen, wie viele Kinder in einer Schicht kommen. Die Vorbereitung ist ebenso zeitaufwendig wie die Arbeit nach der Geburt.“
Die werdenden Mütter kommen in einer frühen Phase der Geburt. Die Hebammen begleiten sie, bereiten sie auf die Geburt vor und tun alles, um ihnen die Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Jede Betreuung ist ein individueller Vorgang und soll auch den kommenden Erdenbürgern den bestmöglichen Start ins Leben gewähren. Dazu gehören nicht zuletzt die verschiedenen Möglichkeiten zur Entbindung. Angeboten werden unter anderem Spontangeburt, Hockergeburt, Wassergeburt und auch der Kaiserschnitt. Dabei wird großer Wert auf eine frühe Mutter-Kind-Bindung gelegt.
Betreuung durch die Wunschhebamme
Das Team arbeitet im 3-Schicht-Betrieb, auch an Wochenenden und Feiertagen. Oft schließt sich an die Schicht noch eine Rufbereitschaft an. Der gravierende Unterschied zur klassischen Krankenpflege ist in erster Linie die fehlende Planungsmöglichkeit. Von jetzt auf gleich umschalten gehört zum Alltag der Hebammen. „Wir tragen eine große Verantwortung, denn wir müssen ja immer für zwei Leben sorgen“, betont Bozica Luketic. „Eine Hebamme muss, ein Arzt kann bei einer Geburt anwesend sein. Bei einer komplikationslosen Entbindung holt die Hebamme das Kind allein. Bei auftretenden Komplikationen gibt sie ihre Aufgabe an den Arzt ab.“
Eine Ausbildung wird in Solingen nicht angeboten. Das Klinikum arbeitet intensiv mit der Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum zusammen. Die HSG wurde im November 2009 gegründet und ist die erste staatliche Hochschule in Deutschland, die ausschließlich für Gesundheitsberufe ausbildet. „Es gibt zwar von der Ausbildung her genügend Hebammen“, erklärt Luketic, „aber viele wollen heutzutage nicht mehr in einer Klinik arbeiten. Sie streben eine freiberufliche Tätigkeit an oder nehmen ein Studium auf.“
Räume in 360-Grad-Präsentation besichtigen
In ihrer Ausbildung in Kroatien hatte sie das noch ganz anders erlebt. „Morgens fand der Schulunterricht statt und nachmittags die praktische Arbeit in der Klinik. Wir wurden ausschließlich von Hebammen, Krankenschwestern und Professoren unterrichtet. Nach der bestandenen Prüfung bewarb man sich ganz selbstverständlich im Krankenhaus.“
„Man muss diese Aufgabe mit Überzeugung erfüllen“, ist Bozica Luketic sicher. Dazu gehöre neben Kollegialität und Teamgeist auch das Identifizieren mit der Klinik. Pro Jahr hat die Hebamme im Schnitt 130 bis 150 Geburten. Mittlerweile entbindet die 57-Jährige junge Frauen, die sie selbst auf die Welt geholt hat.
Eine persönliche Besichtigung der Räume der Gebprtshilfe ist derzeit aus Gründen der Pandemie ncht möglich. Trotzdem können sich künftige Eltern in einer virtuellen 360-Grad-Präsentation vorab umschauen und weiterführende Informationen einblenden lassen. So lernen sie bereits im Vorfeld auch das Team der Geburtshilfe kennen.
Hinweis: Wir haben diesen Artikel vor Beginn der Corona-Krise recherchiert und jetzt erst veröffentlicht.