SOLINGEN (mh) – Mit einer grandiosen Premiere begeisterten gestern Abend die Mitglieder des Musik- und Theatervereins Creative Arts Group e. V. (CAG) aus Düsseldorf mit „The Addams Family“ im Pina-Bausch-Saal des Theaters das Publikum.
Das rund 150-köpfige Team der Ehrenamtler hatte über 700 Stunden in Proben investiert. Dazu kam die Arbeit an Kostümen, Bühnenbildern, Planung, Organisation und vieles mehr. Der Verein, der im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen feierte, präsentiert zum Teil weltbekannte Musicals und Konzerte auf semiprofessionellem Niveau.
Standing Ovations für die Addams Family
Kurz zum Inhalt:
Die morbide Familie Addams lebt in einer verfallenen Villa mitten im Central Park, in einer Welt aus Dunkelheit und Tod. Doch dann verliebt sich Tochter Wednesday (Lena Hogekamp) ausgerechnet in einen Menschen – undenkbar für die Familie. Gomez Addams, Familienoberhaupt spanischer Abstammung (wunderbar dargestellt von Niko Georgopolous), steht vor dem Problem, das Geheimnis seiner Tochter vor seiner vergötterten Frau Morticia zu verschweigen. Verzweifelt kämpft der liebende Ehemann ständig mit seinem Gewissen.
Morticia, sexy, mit einem Ausschnitt von hier bis Venezuela (Rebecca Schmidt balanciert zwischen unterkühlt und heißblütig), spürt das und setzt alle Hebel in Bewegung, zu erfahren, worum es geht. Pugsley (John-Samuel Jürgens), Wednesdays Bruder, der sich immer gerne von ihr foltern lässt, fürchtet, seine Schwester zu verlieren und will die beiden auseinanderbringen. Dann folgt der Abend, an dem sich die Familien kennenlernen – Katastrophe vorprogrammiert. Denn Morticia besteht, einer alten Familientradition folgend, auf dem Spiel „Sag die Wahrheit“.
Der Kontrast zwischen den exzentrischen Addams und den biederen Beinekes führt zwangsläufig zu grotesken Situationen. Denn bei der „normalen“ Familie Beineke ist längst nicht alles so, wie es sein sollte. Mutter Beineke (Dorina Joch), die typische Durchschnittsfrau mittleren Alters, spricht meist in Reimen und nervt damit ihren Mann (Christian Tillmanns). Der hat sein früheres Leben als Rocker völlig verdrängt und ist seiner Familie zuliebe zum langweiligen Spießer mutiert. Sohn Lucas (Juliusz Konieczny) fühlt sich, für ihn selbst unerklärlich, zu den dunklen Seiten Wednesdays hingezogen.
Familienspiel: Sag die Wahrheit
Komplettiert wird die Familie Addams durch die schrullige, uralte Grandma (Katrin Mühlenbein), die es faustdick hinter den Ohren hat, und dem androgynen Onkel Fester (Thomas Kiesewetter), der als gute Seele der Familie immer dafür kämpft, dass die Liebe gewinnt. Seine eigene große Liebe ist La Luna, die er von der Ferne aus anbetet.
Butler Lurch (Frank Röhrig) verzieht keine Miene, taucht überall aus dem Nichts auf und ist anscheinend der Einzige, der in all diesem Chaos den Überblick behält. Er bewegt sich in unübertrefflicher Langsamkeit und spricht nur in Grunzlauten. Das allerdings ändert sich im finalen Song schlagartig.
Mit all ihrer Exzentrik und dem Sinn fürs Gruftige liegen die Sympathien eindeutig bei den Addams, die auf ihre besondere Weise viel Herz und Familiensinn zeigen. Das „Normale“ wird auf den Kopf gestellt. Und genau das macht den Reiz dieses Musicals aus. Familie Beineke, die sich zunächst gefrustet mit einem monotonen Durchschnittsleben abgefunden hatte, erwacht ihrerseits durch die Berührung mit dem „Anderssein“ zu neuem Leben.
Immer wieder Szenenapplaus
Kraftvolle großartige Stimmen, die bei ihren Soli immer wieder Szenenapplaus hervorriefen, gepaart mit einem ausgezeichneten Live-Orchester, trafen genau den Nerv des Publikums, das sich mit minutenlangen Standing Ovations und unaufhörlichen Beifallsrufen und –pfiffen auf seine Weise bei dem Ensemble bedankte.
Die Teamleiter:
Timo White, erster Vorsitzender und Gründer des Vereins, fungierte auch als Produzent und Musikalischer Leiter. Die New Yorkerin Susan Borofsky hatte mit ihrer Broadway-Erfahrung die Regie übernommen. Der Londoner James Michael Atkins, zuständig für den Bereich Tanz, bot mit diesem Projekt sein Debüt als Choreograf. Komplettiert wurde das Team durch Chorleiter Kai Gottschalk-Usche.
Weitere Vorstellungen sind heute Abend um 19:30 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr. Karten sind nur noch an der Theaterkasse erhältlich.