SOLINGEN (mh) – Am vergangenen Freitag wurde im Kunsthaus Glinde bei Hamburg die Ausstellung der Solinger Künstlerinnen und Künstler Astrid Kirschey (Fotokunst), Janine Werner (Malerei) und Ingo Schleutermann (Grafik) eröffnet. Unter dem Titel „Seelen collagiert“ hatte das Trio Arbeiten, die sich auf ganz individuelle Weise mit dem Menschen beschäftigen, beeindruckend in Szene gesetzt. Damit trafen die drei offensichtlich genau den Nerv der Besucher.
Nerv der Besucher getroffen
Seit 1994 veranstaltet der Kunstverein Glinde e. V. zusammen mit der Sönke-Nissen-Park Stiftung unter dem Titel KUNST IM GUTSHAUS wechselnde Kunstausstellungen im historischen Gutshaus Glinde. Das Gutshaus besitzt im Erdgeschoss mehrere stilvolle Repräsentationsräume, die sowohl Einzelkünstlern als auch Künstlergruppen zu Ausstellungszwecken zur Verfügung gestellt werden.
„Ich freue mich, Sie alle herzlich zur 244. Ausstellung begrüßen zu dürfen“, übernahm Kirsten D. Milke vom Kunstverein Glinde die offizielle Eröffnung der Vernissage im stilvollen Ambiente.
Die ausgebildete Fotografin Astrid Kirschey präsentiert eine Reihe von Künstlerportraits in klassischer Schwarz-Weiß-Aufnahme. In die Gesichter hat sie Werke der Künstler verwoben. „Mich reizte die Verknüpfung von Malerei und Portrait – das gemalte Portrait im fotografischen Portrait.“ Reizvoll auch deshalb, weil die beiden Künstler Janine Werner und Ingo Schleutermann mit eben diesen Arbeiten bei der Ausstellung zu sehen sind. Das dritte Gesicht stellt die aus der Mongolei stammende und heute in Düsseldorf lebende Oyusuvd Undur-Orgil dar.
Kirscheys zweite Serie „Mr. Sedley und die Attitüden des Lebens“ zeigt auf großformatigen Stoffdrucken einen Bilderzyklus mit Szenen des Totentanzes. In ihren Aufnahmen sieht die Fotokünstlerin den Tod als gleichberechtigten Teil des Lebens und nimmt ihm dadurch das Beängstigende. Er reißt die Menschen nicht aus dem Leben. Der ständige Begleiter weist etwas Faszinierendes, Unheimliches und dadurch Inspirierendes auf. Das Leben tanzt mit dem Tod.
Bilderzyklus zeigt Totentanz
Janine Werner (Atelier AndersARTig) entführt den Betrachter in fantastische Welten. Für die Ausstellung hat sie Werke ihrer letzten Ausstellung „Hybrides“ gewählt. Hybrides sind Individuen, die aus einer Kreuzung verschiedener Gattungen oder Arten hervorgegangen sind. Dieses Anderssein greift Werner in ihren Werken auf, das Schweben zwischen zwei miteinander verschmelzenden Existenzen. In Skeletten und Knochen sieht sie nicht einfach den Tod, sondern die Schönheit in der AndersARTigkeit. Und dazwischen tauchen, manchmal sehr versteckt, Werners bekannte Frauengestalten auf – klein, aber mit enormem Entwicklungspotential. Denn die Figur der Frau, ihre Sexualität, ihre Rolle in der Gesellschaft, waren für die Malerin schon immer faszinierend.
Ingo Schleutermanns „Zeichnungen“ – eine Inszenierung des Fantastischen – fanden bereits bei seiner Ausstellung in Solingen sehr großen Anklang und hängen jetzt als Wanderausstellung ebenfalls im Gutshaus Glinde. Detaillierte, überaus fein gearbeitete Bleistiftzeichnungen als Verflechtungen der Gegensätzlichkeit. Träume und Realität, das Schreckliche in seiner Schönheit. In seinen Werken nimmt der Künstler die Betrachter mit in die Welt des Bizarren, Unmöglichen. Szenenbilder des Lebens, wie in einer Theateraufführung miteinander verflochten. Der Tod besitzt keine Schrecken, er ist ein Teil des Ganzen.
Dr. Kerstin Borchhardt, Kunstwissenschaftlerin an der Universität Leipzig, führte in ihrer Laudatio die Faszination der künstlerischen Arbeiten an. „Jeder Künstler malt sich letztendlich selbst, zeigt seine Seele. So vereinen sich Künstler und Kunstwerk, Schöpfer und Geschöpf in einem Werk.“ Sie bewunderte den Facettenreichtum der Bilder. „Sie sind unheimlich und faszinierend zugleich, stellen das Leben über den Tod.“ Abschießend zitierte sie aus Friedrich Hebbels Werk Memento vivere:
„Da scholl′s, wie Geisterstimme, vom düstern Berg herab:
Mensch, freu′ dich heut des Lebens, denn morgen geht′s ins Grab.“
Lebendigkeit des Todes
„Der Titel „Seelen collagiert“ war für mich der Hauptmotor, diese Ausstellung zu besuchen“, äußerte eine begeisterte Besucherin, die gemeinsam mit einer Freundin vor den Werken stand und sich nicht trennen konnte. „Ich bin absolut fasziniert. Aus den Bildern spricht eine starke Energie und Seelenqualität. Diese Kompositionen aus Chaos und Ruhe, die Lebendigkeit des Todes sind unglaublich. Manche der Aufnahmen machen mich einfach sprachlos. Ich stehe davor und spüre die starke Wirkung.“
Die anderen kunstinteressierten Betrachter äußerten sich in ähnlicher Art und Weise. Ausnahmslos hielten die Gäste diese Ausstellung für absolut gelungen. Auch die Kombination der Verschiedenartigkeit der Werke fand großen Beifall, ebenso die beeindruckende Laudatio. Ein wunderbarer und verdienter Erfolg für die erste Gemeinschaftsausstellung des Künstler-Trios.
Bis zum 3. Februar werden die Werke im Gutshaus Glinde zu besichtigen sein.