SOLINGEN (red) – Seit gestern hat Solingen eine „Lieferfrauenampel“ an der Grünewalder Straße. Am Nachmittag nahm Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Signalanlage auf der Brücke über die Bahnlinie am Haltepunkt Grünewald in Betrieb; im Beisein einer Lieferfrau (Stadtführerin Anja Weck) und von zwei Solingerinnen, die sich unabhängig voneinander im Frühjahr mit der Idee einer Lieferfrauenampel an das Büro des Oberbürgermeisters gewendet hatten. Nachdem straßenverkehrsrechtliche Fragen geklärt und die notwendigen Schablonen für die Ampeltechnik produziert wurden, konnte die Anlage jetzt durch die Verkehrstechniker der Technischen Betriebe Solingen (TBS) umgerüstet werden.
Vorgeschichte der „Lieferfrauenampel“
So kam es Anfang des Jahres zu der Idee, Solinger Ampeln mit der Silhouette einer Lewerfrau nachzurüsten. Zwei Solingerinnen, die eine, Bettina Stuhr, Grafikerin und heimatliebende Solingerin, die andere, die Schülerin Renée Sophie von Rappard, meldeten sich im Frühjahr bei Oberbürgermeister Tim Kurzbach mit genau diesem Vorschlag, und stießen im Rathaus offene Türen ein. Denn die Werbeleute der Stadt arbeiteten bereits am Konzept eines neuen thematischen Wanderweges, der den Solinger Lieferfrauen gewidmet ist.
Daher war auch der Standort für die neue „Lieferfrauenampel“ schnell gefunden – die Signalanlage auf der Brücke Grünewalder Straße am gleichnamigen Haltepunkt, nur knapp 200 Meter entfernt vom Zwillingswerk und dem Gründer- und Technologiezentrum Solingen. In dessen historischem Gebäude hat sich das Lieferkontor der früheren Stahlwarenfirma Friedrich Herder Abr. Sohn bis heute erhalten. Und genau dieser historische Ort soll Start- und Zielpunkt des Lieferfrauenwanderweges werden, so die Stadtverwaltung.
„Lieferfrauenwanderweg“ von der Wipperaue nach Mitte
Lieferfrauen (auf Soliger Platt „Lewefrau“), die Frauen und Töchter der Schleifer, transportierten die geschliffenen Klingen von den Kotten in den Bachtälern oder an der Wupper zu den Kontoren der Stahlwarenfabrikaten und Kaufleute, in der Regel in großen Körben, die sie auf dem Kopf balancierten. Als Straßenbahnfahren und motorisierte Lieferwagen erschwinglich wurden, verschwanden sie nach Jahrhunderten aus dem Stadtbild; im Herzen der Solingerinnen und Solinger aber haben die starken Frauen, die bis zu 15 Kilogramm mehr als zehn Kilometer bergauf auf dem Kopf tragen konnten, ihren Platz bewahrt.
Für die Anlage des „Lieferfrauenwanderweges“, der die Wipperaue mit Solingen-Mitte über verschiedene Bachtäler verbindet, hat die Stadt Solingen Ende Mai einen Förderantrag beim Land NRW eingereicht („Heimat-Fonds“). Ein Förderbescheid liegt noch nicht vor, doch die Lieferfrau hat jetzt in Gestalt der Fußgängerampel schon einmal einen Standort in der Nähe des künftigen Start- und Zielpunkts erhalten.