SOLINGEN (sg) – Peter C. Kühne alias Shaney Mac verfasst seit 15 Jahren Restaurantkritiken als Orientierungshilfe für Leute, die gerne essen gehen – ob nun im Sternerestaurant oder im Grillimbiss. Bei einem Besuch des Gräfrather Kaffeehauses erzählte er von seiner Leidenschaft für gutes Essen.
Sehnsucht nach Gewürzen
Schon als Kind konnte sich Peter Kühne für gutes Essen begeistern. Obwohl oder vielleicht gerade weil seine Mutter sich auf eine „Salz-Pfeffer-Küche“ beschränkte. „Sie hat nicht gerne gekocht“, erinnert er sich. „Wir sind auch nie richtig gut essen gegangen.“ Gerade deshalb empfand er eine Currywurst als Geschmacksexplosion und hat auch nie vergessen, als er das erste Mal beim Griechen Olivenöl gekostet hat. Sein Interesse für Essen beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Genuss desselben. „Damals gab es eine Kochsendung mit Paul Bocuse“, erzählt Peter Kühne, „die musste ich immer gucken. Da saß ich dann als Achtjähriger vorm Fernseher.“
Interesse am Essen ist geblieben
Obwohl sich seine Begeisterung für gutes Essen wie ein roter Faden durch das ganze Leben zieht, hat Peter Kühne zunächst einmal Werbekaufmann gelernt und in einer Werbeagentur gearbeitet, bevor das Internet immer mehr Raum einnahm und er als Fachmann für E-commerce in der Industrie arbeitete. Nach den „wilden Partyjahren“ wurde ihm ein entspanntes Abendessen mit einer Freundin immer wichtiger. Außerdem fand er Freude daran, selbst zu kochen.
Natürlich las er auch Gastrokritiken, die ihn aber zumeist nicht überzeugten. „Ich habe mich oft geärgert, dass sie so einseitig waren“, erklärt er. Häufig habe er das Gefühl gehabt, der Kritiker hätte geradezu nach etwas gesucht, das er negativ bewerten könne. „Dabei hat ein Besuch in einem Restaurant ja so viele Facetten.“ Die heutige Google-Kritik-Mentalität, Sterne zu vergeben und den Restaurantbesuch mit einem Satz entweder in den Himmel zu loben oder zur Hölle zu schicken, empfindet Peter Kühne schlicht als Katastrophe.
Ein bisschen Ironie gehört dazu
Inspiriert durch einen Restaurantkritiker aus Wuppertal, der seine Bewertungen mit reichlich Satire und Ironie würzte, schrieb Peter Kühne seine erste eigene Restaurantkritik über ein Solinger Restaurant. Die kam so gut an, dass er begann, auf mehreren Bewertungsplattformen, wie beispielsweise dem Gastro-Guide, seine Restaurantkritiken zu veröffentlichen. Damit erhielt Peter Kühne schnell eine enorme Reichweite. Deshalb ist er sich seiner Verantwortung auch sehr bewusst. „Ich konnte massiv helfen oder massiv schaden“, betont er.
Seine Restaurantkritiken sind umfassend und beleuchten nicht nur Geschmack und Aussehen der Speisen, sondern auch das Ambiente und den Service, so dass ein Gesamteindruck des Restaurantbesuchs entsteht. Dabei geht er mit viel Wertschätzung für die Arbeit der Gastrobranche ans Werk. „Schlechte Kritiken schreibe ich nicht gerne, da muss schon einiges zusammenkommen“, gibt er zu. „Ich betrachte mich nicht als Scharfrichter, sondern als Orientierungshilfe für Leute, die gerne essen gehen.“
Peter Kühne wird Shaney Mac
Der Corona-Lockdown veränderte für den engagierten Gastrokritiker alles. Denn mit dem Lockdown wurde das Essengehen schlicht unmöglich und die Gastrobranche stand vor der Herausforderung, irgendwie ihr Flair und ihre Speisen zu den Kunden zu bringen. Also begannen sie mit dem Lieferservice. Peter Kühne suchte einen Weg, die Restaurants zu unterstützen und nutzte den Lieferservice. Als erstes bestellte er bei dem Türkischen Restaurant Fasil am Neumarkt und schrieb eine Lieferkritik. Dazu nutzte er zum ersten Mal die sozialen Medien. Da er keinen Facebook-Account unter seinem richtigen Namen haben wollte, verwendete er Shaney Mac (nach dem jüngst verstorbenen Sänger Shane MacGowan der irischen Band „The Pogues“).
Er fürchtete einen Shitstorm auf seine Kritiken, doch genau das Gegenteil war der Fall. „Ich schaute zwei Tage später rein und fand drei Dutzend nette Kommentare und hatte über 100 Likes.“ Motiviert durch die positive Resonanz begann er damit, jeden Freitag bei einem anderen Restaurant zu bestellen. „Ich habe dann eine Flasche Wein dazu aufgemacht und alles auf einem vorgewärmten Teller angerichtet“, erzählt er, „und so einen Restaurantbesuch simuliert.“ Seine Lieferkritiken schrieb er mit demselben Anspruch, wie die eines Restaurantbesuches.
Die „Lockdown-Chronicles“
Während des gesamten Lockdowns schrieb Shaney Mac seine Lieferkritiken, denen er den treffenden Namen „Lockdown-Chronicles“ gab. „Viele Leute haben sich bei mir bedankt und geschrieben, dass sie auch dort bestellt haben und es genauso war, wie ich es beschrieben hätte.“ Natürlich bekam er auch viele Dankesmails von den Restaurantbesitzern, denen seine Kritiken in dieser schweren Zeit enorm unter die Arme griffen. Obwohl Shaney Mac so gut wie keine Freundschaftsanfragen stellte, wuchs seine Fangemeinde. „Am Anfang hatte ich 40 Follower“, erzählt er. „Heute sind es über 1000.“ Tendenz steigend.
Von den Gastronomen erfährt er nach wie vor viel Respekt, wenn auch nicht ausnahmslos alle seine differenzierten Bewertungen zu schätzen wissen. Aber nicht jeder kann eben adäquat mit Kritik umgehen. Gerne fördert Peter Kühne alias Shaney Mac innovative Ideen. In jedem Fall bewertet er ein Restaurant immer innerhalb seines Metiers – ob Sterneküche, Landgasthof oder Dönerbude. „Alles hat seinen Platz und seine Berechtigung“, sagt er. Wichtig ist ihm, dass die Restaurantbetreiber und Köche mit Seele und Herzblut bei der Sache sind. Dabei ist ihm bewusst, dass seine Meinung „auch nur eine Meinung“ ist und sein Eindruck eine Momentaufnahme.
Shaney Mac wird wieder Peter Kühne
Nach über drei Jahren als Shaney Mac auf Facebook hat sich der Restaurantkritiker dazu entschlossen, seinen Account auf seinen richtigen Namen umzustellen. So wird er künftig als Peter Kühne mit dem Nick Name Shaney Mac zu finden sein und nicht, wie bisher, umgekehrt.