SOLINGEN (sg) – Zum ersten Mal veranstaltete die Stiftung Botanischer Garten Solingen am Wochenende einen Lesenachmittag mit drei Autorinnen. Josi von Sahr, Saga Grünwald und Martina Hörle unterhielten das Publikum mit abwechslungsreichen und spannenden Texten.
Liebe zur Natur
Josi von Sahr lebt in einem alten Kotten mitten in der Natur. „Die Natur war mein Begleiter seit meinem Lebensanfang“, erzählte sie bei der Benefizlesung für die Stiftung Botanischer Garten Solingen am Sonntagnachmittag. Ihr erstes Buch hat sie deshalb auch ganz der Natur gewidmet. „Natur verliebt“ heißt es und enthält Geschichten und Erlebnisse, die in der wunderschönen Natur des Bergischen Landes entstanden sind.
So führte Josi von Sahr die Zuhörer von der Bank im Garten, umstanden von „Narzissen, die in Büscheln freudig läuten“ hin zum Bauwagen inmitten einer Blütenpracht. „Er ist meine Heimat zum Schreiben“, verriet sie. Weiter ging es über den Wanderweg zur Madonna im Tal bis hin zur Mühle im Stindertal. Mit einer Geschichte über Kraniche – die Vögel des Glücks – tauchte die Autorin in den Herbst, um danach mit Tante Zimt die Vorweihnachtszeit mit Plätzchen backen und „schielenden Engeln“ zu zelebrieren. An diesem Lesenachmittag las Josi von Sahr zum ersten Mal vor Publikum, was sie mit Bravour meisterte.
Zwischen den Welten
Im zweiten Teil griff Saga Grünwald mit einigen Gedichten aus ihrem Bildband „Zwischen-Reiche“ die herbstliche Stimmung auf und brachte das Publikum mit ihrem kurzen Märchen „Jungfrauen und Ritter“ zum Lachen. Denn die Menschen schleppten dem alten Drachen immer wieder Jungfrauen vor die Höhle, obwohl er sich doch „so gar nichts“ aus ihnen machte. „Sie verursachten ihm Sodbrennen.“ Und die Ritter lagen ihm mit ihren Rüstungen und Schwertern „ungemein schwer im Magen“.
Anschließend entführte die Solinger Autorin die Zuhörer nach Nord Norfolk, wo Alan Forester ein gefährliches Spiel mit den schaumgrauen Meeres-Pferden, den Aughiskys, treibt. Als Traviandantus hat er die Fähigkeit, zwischen der Menschenwelt und der Anderwelt hin und her zu wandern, was ihn zuweilen etwas überfordert. Glücklicherweise steht ihm der Wolfsmensch Marmaduke als väterlicher Freund zur Seite. In „Der Traviandantus und das verlorene Kind“ (wir berichteten) macht sich Alan auf die Suche nach seinem Großonkel, der ebenfalls ein Traviandantus ist, doch der verbitterte Mann schlägt ihm die Tür vor der Nase zu. Als Alan sich dann im nebeligen Sumpfwald verirrt, gerät er in Gefahr. So wurde es spannend und magisch beim Lesenachmittag.
Geschichten mit Gruseleffekt
Die magische Atmosphäre führte Martina Hörle weiter, jedoch sorgte sie mit ihren Kurzgeschichten und Gedichten aus dem Buch „Es geschah (n)irgendwo“ (wir berichteten) dafür, dass den Zuhörern immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken lief. So ließ sie sie mit Erwin, der sehr selbstzufrieden auf die anderen Menschen hinabschaut und dadurch recht einsam ist, in einen Zug mitfahren, der nur noch einen weiteren Fahrgast hat, der ihm erklärt: „Ich bin deine Zukunft“. Während der Zug durch einen endlosen Tunnel rast, steigert sich die Spannung bis zu einem Ende mit Schrecken.
Auch blutdurstige Wasserräder ließ die Solinger Autorin zum Leben erwachen und schickte die Zuhörer gemeinsam mit Belinda in der Abenddämmerung über einen Friedhof. Zunächst ist Belinda froh, dass ihr Laura anbietet, sie zu begleiten. Denn es ist ihr schon etwas unheimlich, doch dann erfährt sie, wer Laura wirklich ist. Auch eine kleine Premiere gab es, denn Martina Hörle präsentierte dem Publikum ihre neuste Kurzgeschichte, in der es um den Mond ging, der ziemlich dunkle Geheimnisse hat.
Lesenachmittag kam gut an
Nicht nur beim Publikum kam der Lesenachmittag sehr gut an. Die Zuhörer bedankten sich bei den Autorinnen mit reichlich Beifall und interessierten Nachfragen. Auch die Autorinnen hatten sichtlich ihren Spaß und signierten gerne ihre Bücher. Die Stiftung Botanischer Garten war ebenfalls begeistert. „Es ist schön, wenn ein bisschen mehr Zeit für die Lesungen ist“, meinte Matthias Nitsche vom Vorstand. So soll es im nächsten Jahr wieder einen Lesenachmittag geben.