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SOLINGEN (bgl) – Um in Italien einen schönen Urlaub erleben zu können, muss man nicht zwingend die Landessprache beherrschen. Im Hotel wird Englisch oder sogar Deutsch gesprochen, im Restaurant oder am Strand kommt man in der Regel ebenfalls auch ohne Italienisch ganz gut zurecht. Tatsachen, mit denen viele deutsche Urlauber ziemlich gut leben können. Nicht so Heinrich Apfelstedt. Der Solinger Arzt erlebte es im Urlaub auf Sardinien ganz genau so: Weder er selbst noch seine Frau oder seine Freunde, die sogar häufiger nach Sardinien gereist sind, sprachen Italienisch. Für ihn eine überaus unbefriedigende Situation.
Zunächst auf eigene Faust Italienisch gelernt
Mehr noch: Sein Ehrgeiz war geweckt. „Ich habe dann angefangen Italienisch zu lernen, das zunächst auf eigene Faust. Ich habe mir dann erstmal eine Sprach-App runtergeladen, die ich durchgearbeitet habe. Um dann mit einer weiteren App Vokabeln zu lernen“, erinnert sich der 60-Jährige. Auf Initiative seiner Frau wurden die zunächst noch unstrukturierten Lernbemühungen in organisierte Bahnen gelenkt. „Heinrich und seine Frau starteten bei uns zunächst in einem Paar-Kurs, das hat aber nicht lange gut funktioniert“, sagt Rosario Lo Vacco vom Colibri-Sprachstudio mit einem Lächeln.
Das Ehepaar entschied sich für einen gemeinsamen Sprachkurs im Ohligser Sprachstudio, musste aber schnell feststellen, dass das sprachliche Niveau zu unterschiedlich war. Deshalb trennten sich zumindest beim Italienischlernen für die beiden ihre Wege und Heinrich Apfelstedt lernt seit nun rund fünf Jahren regelmäßig im Colibri-Sprachstudio in einem Solokurs die Sprache. „Ich bin ein Mensch, der auch bei einer Sprache gern in die Tiefe geht. Ich möchte die Grammatik lernen und habe daran immer mehr Spaß gefunden. Es ist für mich sogar zu einer Art Hobby geworden. Das war eine neue Erfahrung, da ich während meiner schulischen Laufbahn sprachlich ziemlich unbegabt war“, macht Heinrich Apfelstedt deutlich.
Bundesweit sechsbestes Ergebnis bei Italienisch-B2-Prüfung
Und so kniete er sich förmlich in die Materie, lernte unbeirrt die italienische Sprache ganzheitlich mit all ihren Facetten, dabei aber natürlich immer wieder Vokabeln und Grammatik. Er las italienische Zeitschriften und Bücher, hörte Podcasts in italienischer Sprache. Und suchte vor allem in Ohligs das Gespräch mit Italienern, um auch in Sachen Konversation fitter zu werden. Fest an seiner Seite: Rosario Lo Vacco, mit dem sich Heinrich Apfelstedt zunächst einmal die Woche im Sprachstudio traf, um das Gelernte zu vertiefen und neue Lektionen vorzubereiten. „Nach fünf Jahren intensivem Lernen wollte ich mich schließlich selber einmal beweisen, was ich so kann. Mit dem Examen wollte ich mir selber zeigen, dass sich der Aufwand auch gelohnt hat“, macht Heinrich Apfelstedt deutlich.
Der Solinger Chirurg meldete sich schließlich zu einer Sprachprüfung für das Niveau B2 an – und bestand. Und zwar nicht einfach so, sondern als sechstbester Absolvent in ganz Deutschland. Knapp 700 Prüflinge hatten im vergangenen Juni ihre Prüfung abgelegt. „Auf eine B1-Prüfung hätte sich Heinrich gar nicht vorbereiten müssen, denn das Niveau hatte er ohnehin bereits. Natürlich war auch das B2-Niveau da, es ist ja nicht so, dass wir bei null angefangen haben“, unterstreicht Sprach-Coach Rosario Lo Vacco. Zur Vorbereitung trafen sich die beiden dann aber mehrfach die Woche, um so gut wie möglich in die Prüfung zu gehen. Und parallel dazu wurde auch daheim noch weiter gepaukt.
Pürfungsunterlagen wurden nach Perugia geschickt
Die B2-Prüfung fand schließlich Ende Juni in Köln statt. Es gab schriftliche und mündliche Prüfungsteile, alles in allem eine umfangreiche und intensive Angelegenheit. „Die Prüfung ist wirklich lang, man ist durchaus den ganzen Vormittag zugange“, atmet Heinrich Apfelstedt nach viermonatiger Wartezeit auf das Ergebnis jetzt erleichtert durch. Die Prüfungsunterlagen wurden übrigens weltweit eingesammelt und zur Sichtung ins italienische Perugia transportiert. Von dort kam dann auch die erlösende Nachricht.
„Heinrich ist wirklich ein Sonderfall. Er ist einer dieser Teilnehmer, den man vielleicht alle 20 Jahre mal bekommt. Er bringt so viel Eigenleistung bei, dass er einem das Arbeiten sehr einfach macht. Normalerweise muss man Schüler mitziehen und motivieren, ihn muss man manchmal bremsen“, freut sich Rosario Lo Vacco über den inzwischen 36. Schüler seines Sprachstudios, der sich bei einer Sprachprüfung angemeldet und diese auch bestanden hat.
Heinrich Apfelstedt nimmt jetzt C1-Niveau in Angriff
Heinrich Apfelstedt wird Rosario Lo Vacco weiterhin treu bleiben. Denn B2 ist für ihn nicht das Ende der Fahnenstange. „Jetzt gehen wir C1 an“, betont der Solinger Arzt zielstrebig. Die Prüfung ist bereits für Ende Juni 2025 terminiert. „Wir holen uns jetzt C1“, sekundiert ihn Sprachlehrer Lo Vacco.
Übrigens: In Solingen hat es sich in der italienischen Community längst schon rumgesprochen, dass es einen Italienisch sprechenden Chirurgen in der Stadt gibt. Und so geben sich an manchen Tagen in seiner Praxis an der Birker Straße Italiener fast schon die Klinke in die Hand. „Er ist in Solingen der Arzt, den die Italiener verstehen. Den Ruf hat er mittlerweile“, lobt Rosario Lo Vacco.
Info Sprachniveau B2
Das Sprachniveau B2 gehört zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen und bezeichnet die obere Mittelstufe. Auf diesem Niveau kann man komplexe Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen, sich fließend und spontan verständigen sowie detaillierte Argumente ausdrücken und Vor- und Nachteile diskutieren. Es erfordert gute Kenntnisse, um in vielen Alltagssituationen klar und effektiv zu kommunizieren.
