SOLINGEN (bgl) – Seit einer Woche tobt in der Ukraine ein von Russlands Präsident Putin vom Zaun gebrochener blutiger Angriffskrieg. Tausende Tote und Verletzte sind zu beklagen, hunderttausende Menschen befinden sich auf der Flucht. Am Dienstag machte sich der Solinger Landtagsabgeordnete Josef Neumann gemeinsam mit Friedensdorf-Botschafter und Journalist Uli Preuss (beide SPD) sowie weiteren Helfern auf den Weg von der Klingenstadt nach Polen ins Grenzgebiet zur Ukraine.
Solinger Helfer im polnischen Przemyśl
Gestern erreichte die kleine Delegation das polnische Przemyśl. Die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe zur ukrainischen Grenze und wird zunehmend zu einem Dreh- und Angelpunkt für die einsetzende Flüchtlingsbewegung auf der einen und der Koordination sowie der Verteilung von Hilfsgütern auf der anderen Seite.
„Wir haben uns dort zunächst die Aufnahmesituation am Bahnhof angeschaut, allein gestern sind in der Stadt 30.000 Flüchtlinge angekommen. In Zügen, in Bussen, zu Fuß“, berichtete Josef Neumann heute aus Polen. Mit im Gepäck hatten die Solinger Helfer unter anderem zahlreiche Kartons mit Medikamenten und medizinischem Material, das von der Kplus Gruppe zur Verfügung gestellt und vor Ort an der Grenze verteilt wurden. „Die Leute warten auf der ukrainischen Seite mitunter bis zu drei oder sogar vier Tage, bis sie über die Grenze nach Polen kommen können. Wir haben hier kalte Temperaturen, nachts bis zu minus acht Grad“, so Neumann weiter. Vor allem Frauen und Kinder kommen derzeit über die Grenze ins sichere Polen.
Hilfe vor Ort gut koordiniert und effektiv
„Man weiss nicht, ob man weinen soll, oder ob man hoffnungsvoll sein kann, da die Menschen endlich das polnische Staatsgebiet erreicht haben. Man sieht in ihren Augen, was für eine Angst sie haben“, sagte Neumann sichtlich beeindruckt von der Situation an der Grenze zur Ukraine. Dort werden die Flüchtlinge sofort aufgenommen und in einer Aufnahmestation registriert. Bereits an der Grenze werden die Menschen versorgt, auch medizinisch.
Neumann: „Wir haben den Eindruck, das läuft sehr gut koordiniert. Es sind sehr viele polnische Behörden und auch Hilfsorganisationen sowie das Militär vor Ort.“ Alles funktioniere demnach bisher reibungslos, von Panik und Chaos könne keine Rede sein. Zudem würden zahlreiche Ehrenamtliche vor Ort unterstützen. „Wir haben beispielsweise russische Menschen aus Deutschland getroffen, die hier an der Grenze helfen. Das muss man sich mal vorstellen.“
Bitte keine Kleidungsspenden nach Polen schicken
Josef Neumann bittet auch die Solingerinnen und Solinger um weitere Unterstützung, weist aber inständig darauf hin, die Hilfe gezielt zu leisten. „Denn niemand braucht Kleidungsstücke aus Deutschland, derartiges hat Polen genug. Was man jetzt braucht, das ist eine koordinierte Hilfe. Beispielsweise fehlen Aggregate für Krankenhäuser. Oder Feldbetten und Zelte. Dinge, die Hilfsorganisationen organisieren können“, zeigte der SPD-Politiker auf.
Deshalb sei eine Geldspende derzeit der beste Weg, um konkrete Hilfe vor Ort möglich zu machen. „Wir reden hier über eine sehr langfristige Unterstützungshilfe und nicht über etwas, das nur kurzfristig gedacht ist.“ Aktiv wird inzwischen auch der Verein „Solingen hilft“, der für eine Bestellliste aus der Ukraine bis zu 15.000 Euro sammelt. Auf der Liste stehen Medikamente und medizinische Materialien.